Es ist politisch höchst „unkorrekt“ und war bisher ein absolutes Tabu-Thema, das sich kaum einer öffentlich anzusprechen traute. Kein Wunder, hat es doch im rot-grünen Deutschland eine extreme Sprengkraft: Bei der Bahn geht die Angst um. Es geht so weit, dass sich Mitarbeiter aus Furcht vor Migranten einschließen – wie jetzt eine Funktionärin der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in Thüringen ganz offen berichtet.
Beleidigungen, Drohungen und Messerangriffe sind bei der Bahn inzwischen regelrecht an der Tagesordnung. Auf die Frage, wer dafür verantwortlich ist, sagt EVG-Geschäftsstellenleiterin Steffi Recknagel ganz offen: Haupttäter sind junge Asylbewerber. Diesen offensichtlichen Fakt auszusprechen, gilt in Deutschland im Jahr 2024 als besonders schlimmer Fall von Ketzerei.
Vor allem in Nahverkehrszügen sind Mitarbeiterinnen der Bahn zunehmend Angriffen von Fahrgästen ausgesetzt, so die Eisenbahnerin im Gespräch mit Göran Schattauer von „Focus Online“: Für das Personal in Thüringen sei der Job „teilweise lebensgefährlich“.
‘Beleidigungen, Bedrohungen, Messerangriffe‘
„Es sind Schilderungen, die sprachlos machen, die Wut auslösen“, schreibt Schattauer, den ich noch aus gemeinsamen Zeiten in der Redaktion kenne: „Erschreckende Szenen, wie sie Lokführer und Zugbegleiter in Thüringen nahezu jeden Tag erleben: verbale und körperliche Gewalt, Beleidigungen, Bedrohungen, Messerangriffe.“
„Ich habe pro Woche im Durchschnitt drei Mitarbeiter zur Rechtsberatung bei mir im Erfurter Büro sitzen. Sie wurden überfallen, angespuckt, beleidigt, bedroht oder geschubst“, sagt Steffi Recknagel.
„Der schlimmste Fall war, dass eine Zugbegleiterin mit dem Messer bedroht worden ist“, berichtet die Eisenbahnerin im Gespräch mit Schattauer. Eine andere sei von hinten angegriffen worden: „Ihr wurde die Luft abgedrückt.“ Bei weiteren Vorfällen wurden Mitarbeiterinnen „geohrfeigt“, „getreten“, „an der Jacke gezogen“ und „total aggressiv“ angeherrscht. Es seien Sätze gefallen wie „Du als Frau hast mir gar nichts zu sagen!“
Probleme gebe es auf etlichen Strecken in Thüringen, sagt die Gewerkschafterin Schattauer. Besonders „extrem“ sei es aber auf der rund 50 Kilometer langen Strecke zwischen Erfurt und Suhl. Dort befindet sich die Thüringer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. In der leben mehrere Hundert Migranten, insbesondere aus Syrien, Afghanistan und der Türkei. Viele von ihnen fahren regelmäßig mit dem Zug nach Erfurt und zurück, so Schattauer.
Sie selbst fahre die Strecke Erfurt-Suhl täglich, so Recknagel im Gespräch mit dem Kollegen: „Und ich muss es leider so sagen: Es sind meistens junge Männer aus der Erstaufnahmeeinrichtung, die sich in unseren Bahnen komplett danebenbenehmen. Die sind immer in Gruppen unterwegs und fühlen sich gemeinsam stark.“
Wer versucht, die jungen Männer auf Regeln und Gesetze in ihrem Gastland aufmerksam zu machen, müsse mit Gegenwind rechnen, so die Gewerkschafterin: „Letztens wurde ein Fahrgast, der sich eingeschaltet hat, ebenfalls bedroht. Wenn etwas während der Fahrt passiert, ist es mittlerweile so, dass sich der eine oder andere sagt: Ich gucke da jetzt lieber weg, bevor ich das nächste Opfer bin.“
Auch die Eisenbahner selbst gehen demnach Konflikten in der Regel lieber aus dem Weg. „Es ist teilweise lebensgefährlich. Unsere Leute haben Angst, große Angst“, so Steffi Recknagel: „Wir haben Mitarbeiter, die sagen: Wenn diese Gruppen im Zug sind, dann kontrolliere ich keine Fahrkarten. Dann bleibe ich vorne beim Lokführer oder schließe mich in meiner Kabine ein, bis ich einen sicheren Bahnhof habe und die ausgestiegen sind.“
Dass in vielen Zügen inzwischen Sicherheitskräfte mitfahren, reiche bei weitem nicht aus, so die Eisenbahnerin. Zum einen seien es immer noch zu wenige, zum anderen „können die kaum mehr tun, als die Leute am nächsten Bahnhof rauszuschmeißen“. Die Täter würden dann in der Regel von der Polizei mitgenommen und verhört, kämen aber sofort wieder frei. „Eine Woche später haben wir dieselben Leute wieder im Zug sitzen und das Ganze wiederholt sich“, so die Eisenbahnerin zu Schattauer: „Es passiert nichts, es passiert einfach nichts.“
‘Teilweise mehr als bedrohlich‘
Der Betriebsrat des privaten Bahn-Unternehmens “Süd-Thüringen-Bahn“ hat sich dem Bericht zufolge jetzt sogar mit einem Hilferuf an die Landesregierung gewandt. In dem Brandbrief vom März – laut Schattauer „ein Dokument, das erschreckt und aufrüttelt – klagt die Mitarbeitervertretung über die Sicherheitslage in den Nahverkehrszügen. Sie bezeichnen sie als „dramatisch“ und sprechen von einer „teilweise mehr als bedrohlichen“ Entwicklung.
Hauptverantwortlich für die Übergriffe seien „Personen mit Migrationshintergrund“ aus dem Asylbewerberheim in Suhl, heißt es in dem Schreiben. Und weiter: „Wir reden weder von Ausnahmen noch den berühmt-berüchtigten ‚Einzelfällen‘, es geht vielmehr um nahezu alltägliche Vorfälle.“
Viele der Täter haben demnach keine Fahrkarten und verhielten sich bei Kontrollen aggressiv. Neben Schlägen und Tritten würden Kolleginnen „sexistisch beleidigt und auf ekelhafte Weise angespuckt“. Einige der Zuwanderer hätten schon die Hosen heruntergelassen und den Bahn-Mitarbeiterinnen ihre Geschlechtsteile gezeigt, zitiert Schattauer aus dem Brief.
In diesem wird auch von „Gewaltexzessen unter den Mitgliedern dieser Personengruppe selbst“ berichtet. Das führe dann dazu, dass auf freier Strecke Notbremsen gezogen oder die Türen notentriegelt werden müssten. In einem Fall musste demnach eine „Kollegin unter Todesangst und mit einem stark durch menschliches Blut verunreinigten Triebwagen die Fahrt bis zum Bahnhof Suhl fortsetzen“.
„Über die seelischen Folgen bei unserer noch recht jungen Kollegin und den Fahrgästen brauchen wir angesichts der Szenen, welche aus einem Bürgerkriegsgebiet hätten stammen können, an dieser Stelle nicht reden!“, steht in dem Brief weiter. Berichtet wird auch von einem Vorfall auf dem Bahnhof der Kleinstadt Zella-Mehlis. Eine Bahn-Mitarbeiterin musste sich dort „schützend vor zwei junge Mädchen stellen, welche von Mitgliedern der genannten Personengruppe stark belästigt wurden“. Daraufhin sei sie „derart bedroht und in Panik versetzt“ worden, dass sie „in wilder Flucht über die Gleise den Rückzug antreten musste, um nicht Opfer direkter körperlicher Gewalt zu werden!“
Dazu schreibt der Betriebsrat in dem Brandbrief laut Schattauer: „Wir reden hier von einer Mutter zweier Kinder, welchen wir nicht erklären wollen, warum ihre Mutter im Krankenhaus liegt oder gar nicht mehr nach Hause kommt!“ Die Lage sei inzwischen so dramatisch, dass sogar Ehemänner ihre bei der Bahn arbeitenden Frauen im Zug privat begleiten, um sie „zu beschützen!“
In dem Brief beklagen sich die Autoren, Politiker würden immer wieder von „Integration“ und „Toleranz gegenüber Migranten“ sprechen. Dem setzen sie entgegen: „Wie können Sie erwarten, dass Bürger dieses Landes der praktizierten Flüchtlingspolitik offen gegenüberstehen, wenn diese – praktisch täglich, und nicht nur im ÖPNV! – Zeugen derartiger Gewalt, Verrohung und absoluter Verachtung unserer Gesetze und Gesellschaft … werden müssen?“
Die meisten Täter hätten nicht den geringsten Respekt vor dem deutschen Staat und der deutschen Polizei. Wie sollten sie dann Respekt haben vor den Servicemitarbeitern der Süd-Thüringen-Bahn und den eingesetzten Sicherheitskräften, fragt der Betriebsrat dem Bericht zufolge. Die Vorstellung sei „ein absoluter Witz“.
Die Unterzeichner fordern die Regierung auf, „diese skandalösen Zustände zeitnah zu entschärfen beziehungsweise abzustellen“. Man sehe die Politiker in der Pflicht, denn: „Wer, wenn nicht Sie, hat diese Zustände ursächlich geschaffen?“
Weiter schreiben die Mitarbeiter-Vertreter laut Schattauer, sie seien sich darüber im Klaren, dass sie mit ihren Schilderungen „in eine bestimmte politische Ecke gedrängt“ und als „ausländerfeindlich“ oder gar als „rechtsextrem abgestempelt“ werden könnten: „Aber an dieser Stelle muss Klartext gesprochen werden!“
Wirklich ausreichend?
Dem Bericht zufolge führte der Brief dazu, dass sich Ende April Vertreter des Bahnunternehmens, der Bundespolizei und des Thüringer Verkehrsministeriums trafen. Sie kamen überein, das Sicherheitspersonal auf der Strecke Erfurt-Suhl zu verstärken. Das Land Thüringen gab die Zusage, die Kosten zu übernehmen. Zudem soll es nun alle drei Monate solche Treffen geben, und ein „Sicherheitskonzept“ erarbeitet werden.
Bahn-Gewerkschafterin Steffi Recknagel hat im Gespräch mit Schattauer jedoch Zweifel, ob das wirklich helfen wird: „Die Politik hat zwar Verständnis gezeigt und Unterstützung versprochen, aber wir wollen jetzt endlich Tatsachen sehen!“ Noch sei überhaupt nicht klar, wann das zugesagte Geld kommt und wie viele zusätzliche Security-Mitarbeiter auf der Problem-Strecke eingesetzt werden können.
Die Gewerkschafterin wünscht sich „mehr Handhabe“ für die Sicherheitskräfte und eine „konsequente Strafverfolgung“ der Täter. Was in den Zügen im Freistaat geschehe, sei ein Spiegelbild der Verhältnisse in unserer Gesellschaft, sagt sie: „Das kann nicht einfach so abgetan werden.“
So schockierend die beschriebenen Zustände sind – so erfreulich ist es, dass mutige Menschen sie ansprechen und sie zumindest in einem großen Medium erwähnt werden. Stellen Sie sich einmal für einen Moment vor, es wäre umgekehrt – nicht „schon länger hier Lebende“ würden von Zuwanderern regelmäßig bedroht werden, sondern Zuwanderer von Deutschen. Wir würden das in den großen Medien ganz groß aufgetischt bekommen, es wäre eines der zentralen Themen.
Journalistischer Verrat
So aber verschweigen bis auf wenige Ausnahmen wie die vorliegende die großen Medien diese massiven Probleme, die den Menschen große Angst machen, oder vermelden sie allenfalls pflichtschuldig im Kleingedruckten, so dass kaum einer sie sieht. Dieses Wegsehen, dieser Verrat an journalistischen Grundprinzipien ist eine der Hauptursachen für die beschriebenen Zustände.
Wie lange wollen Medien und große Teile der Politik noch wegsehen und das Problem verschweigen oder schönreden?
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