Ein Gastbeitrag von Bodo Neumann
Vor drei Jahren, im Juni 2021 habe ich meinen ersten Artikel hier bei „Boris Reitschuster“ zu den Ungereimtheiten der sogenannten Corona-Pandemie geschrieben, dem dann elf weitere Artikel gefolgt sind. Daraus ist im Juli 2024 mein Buch, „Charaktertest Corona“ – eine kleine Pandemie-Psychologie, entstanden.
Nach Veröffentlichung meines Buchs „Charaktertest Corona“ im Juli dieses Jahres, habe ich Mitte August dem Ex-Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn einen Brief geschrieben und mein Buch beigefügt. Der Ton in diesem Schreiben war moderat, aber hart in der Sache. Der Inhalt bezog sich auf die geleakten RKI-Protokolle und seine Rolle als Gesundheitsminister in der „Corona-Pandemie“. Auf meinen Brief hat er mir persönlich und handschriftlich Mitte September geantwortet. Dazu gleich mehr.
Warum habe ich Jens Spahn angeschrieben?
Mit fast schon seherischen Fähigkeiten blickte Jens Spahn Ende April 2020 in seiner Rolle als Bundesgesundheitsminister in die Zukunft: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“ Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck gewonnen, dass sich bei ihm sein Gewissen gemeldet haben könnte und sein „moralischer Kompass“ noch vorhanden ist. Dies hat sich aus meiner Sicht auch mit seinem Buch, das 2022 erschienen ist mit dem Titel: „Wir werden einander viel verzeihen müssen. Wie die Pandemie uns verändert hat – und was sie uns für die Zukunft lehrt. Innenansichten einer Krise“ ausgedrückt.
Anscheinend war der damalige von mir gewonnene Eindruck von Jens Spahn nicht falsch und ich finde es sehr bemerkenswert, dass er auf mein Schreiben und Buch reagiert hat.
Den jetzigen Gesundheitsminister Karl Lauterbach habe ich bewusst nicht angeschrieben, da mir bei ihm die Charaktermerkmale „Gewissen“ und „moralischer Kompass“ nur rudimentär ausgeprägt zu sein scheinen. Zudem hatte er bisher an einer Aufarbeitung und Evaluierung kein großes Interesse gehabt. Da sich aber der Druck für eine Corona-Aufarbeitung erhöht hat, trat er die „Flucht nach vorne an“, indem er am 15.09.2024 im „Bericht aus Berlin (ARD)“ um 18 Uhr ein Interview gab und sich für einen Aufarbeitung „offen“ zeigte. Der Arzt Dr. Friedrich Pürner, der einer der großen Kritiker der bayerischen Corona-Politik war und deshalb von Ministerpräsident Markus Söder aus dem Amt entfernt wurde, kommentierte auf X die Ausführungen von Karl Lauterbach kurz und prägnant: „Ich sehe hier einen Mann, der lügt.“
Das Eingeständnis des Jens Spahn
Die geleakten RKI-Protokolle beweisen, dass die Corona-Politik nicht auf rationalen, wissenschaftlichen Abwägungen basierte. Zahlreiche politische Entscheidungen, wie 2G, die einrichtungsbezogene und geplante allgemeine Impfpflicht oder die Impfung von Kindern, waren rein politische Entscheidungen, für die das RKI als weisungsgebundene Behörde eine vermeintlich wissenschaftliche Legitimation lieferte.
Die Aussage aber von Jens Spahn „Nichts von dem, was in den RKI-Protokollen zu lesen war, war nicht schon seit über 3 Jahren bekannt“ ist mehr als überraschend und irritierend. Das ist ein Eingeständnis, dass ihm alle relevanten Sachverhalte zu „Corona“ bekannt waren und die Öffentlichkeit bisher darüber keine Kenntnis hatte. Dieses Statement wirft gewichtige Fragen auf, die ich am Ende des Artikels stellen werde.
Um noch einmal zu verdeutlichen, was Jens Spahn gewusst haben muss, sollen folgende Ausführungen belegen.
In seinem Artikel „Corona-Aufklärung: Wer nach der Pandemie sucht, stößt auf – Nichts“ (Achgut, 04.10.2024) führt Andreas Zimmermann aus:
„Da der Micky-Maus-Test, den Christian Drosten angeblich entwickelt hat (zumindest hat er ihn veröffentlicht), in keiner Weise geeignet ist, Auskunft über ein angebliches „Infektionsgeschehen“ zu geben und dies, solange es unabhängig von den gesundheitlichen Auswirkungen betrachtet wird, ohnedies völlig irrelevant ist, ist es sinnvoll, statt angeblicher „Infektionszahlen“, also positiver PCR-Tests, echte gesundheitliche Parameter zu betrachten, und zwar auf Bevölkerungsebene.
Dies sind die folgenden: 1) alterskorrigierte Sterblichkeit; 2) Krankenhausbelegung; 3) Intensivbettenbelegung; sowie, da es sich bei SARS-CoV-2 um einen von zahlreichen Erregern von Erkältungskrankheiten handelt, 4) ARE-Zahlen (akute respiratorische Erkrankungen); 5) SARI-Zahlen (schwere akute respiratorische Infektionen); und 6) ILI-Zahlen (Influenza-Like-Infections). Und wie die offiziellen Zahlen des RKI, des Statistischen Bundesamtes, der Krankenhausbetreiber sowie des im Laufe der „Pandemie“ eingerichteten DIVI-Intensivbettenregisters zeigen, weist kein einziger dieser Parameter auf eine wie auch immer geartete Pandemie hin“.
Prof. Stefan Homburg, einer der wichtigsten und profundesten Analysten der ungeschwärzten RKI-Protokolle, drückt die Erkenntnisse aus den RKI-Protokollen so aus:
„Jetzt sind sie da, die ungeschwärzten RKI-Protokolle. Einige Medien haben sich sofort darauf gestürzt und blitzartig veröffentlicht. Wie damals auch: Es steht gar nichts Besonderes drin. Aber man muss die gut zweieinhalbtausend Seiten eben genau lesen. Und wenn man das tut, dann findet man wirklich haarsträubende Inhalte, die ich Ihnen heute vorstellen möchte.“
Paul Schreyer, der die Protokolle herausgeklagt hat, schreibt darüber: „Stefan Homburg liefert in diesem kompakten Video mit die informativste, fundierteste und leicht verständlichste Auseinandersetzung mit den nun vorliegenden weitgehend entschwärzten RKI-Protokollen.“
Unabhängig von den RKI-Protokollen haben schon im Jahr 2021 Tom Lausen und Walter van Rossum den Intensivbetten-Schwindel der Politik in ihrem Buch „Die Intensiv-Mafia: Von den Hirten der Pandemie und ihren Profiten“ aufgedeckt und haben damit einen sehr wichtigen Beitrag zu den „Corona-Verstrickungen“ geleistet.
Mit diesen kompakten Ausführungen wird sehr deutlich, was vielen politischen und anderen verantwortlichen „Corona-Akteuren“ bekannt gewesen sein müsste.
Die Aufarbeitung
„Eigentlich brauchen wir keine Aufarbeitung, es liegt alles auf dem Tisch“ war die Aussage von Walter van Rossum in der nachfolgend beschriebenen Talkrunde. Recht hat er: Es liegt tatsächlich vieles „auf dem Tisch“. Aber an einer Aufarbeitung kommen wir nicht vorbei, wenn die „Wunde Corona“ gesellschaftlich heilen soll.
Am 3. September bin ich bei „Fair Talk“ im alten Theater in Magdeburg als Talkgast eingeladen worden, mit meiner Expertise als Psychologe zur Sendung „Trauma Corona – Die vergiftete Gesellschaft“. Die Einführung in das Thema lautete:
„Die Corona-Zeit hat tiefe gesellschaftliche Wunden verursacht, die bis heute nachwirken. Während in anderen Ländern schon längst aufgearbeitet wird, scheint in Deutschland wenig ernsthaftes Interesse an Transparenz und kritischer Analyse zu bestehen, wie u. a. der Umgang mit den RKI-Files nahelegt.“
Unter der Moderation von Jens Lehrich habe ich zusammen mit den drei renommierten Talkgästen Prof. Dr. Stefan Homburg, Tom Lausen und Walter van Rossum die folgenden Leitfragen diskutiert:
„Wo stehen wir heute und wie kann es gelingen, die gesellschaftlichen Wunden zu heilen und das Trauma zu bewältigen?“
Die Diskussion hat gezeigt, dass eine Aufarbeitung bitter nötig ist und es jetzt an der Zeit ist, sich öffentlich bei den Maßnahmenkritikern, den vielen Leidtragenden, insbesondere Kindern und Jugendlichen, und den vielen mutigen Fachleuten zu entschuldigen, die ihrer Kompetenz trauten.
Es wurde auch mehr als deutlich, dass der Wille zu einer Aufarbeitung quasi nicht vorhanden ist und dass daher die nötigen Impulse zur Aufarbeitung nur aus der Zivilgesellschaft selbst kommen können und nicht durch die Institutionen.
Dazu passt „punktgenau“ die Antwort von Jens Spahn auf meinem Brief zur Aufarbeitung der „Corona-Pandemie“:
„Unabhängig davon spricht aus meiner Sicht nichts gegen, aber sehr viel für eine Aufarbeitung.“
Das zeigt, dass Jens Spahn einer Aufarbeitung der Corona-Zeit gegenüber offen ist. Dieser Sachverhalt könnte aus meiner Sicht die Basis werden für einen Schritt in Richtung „Aufarbeitungsanfang“.
Aufgrund dessen habe ich ihn noch einmal Mitte September angeschrieben, aber bis dato keine Antwort erhalten. In dem Schreiben habe ich deutlich gemacht, „dass eine Aufarbeitung bitter nötig ist und es jetzt an der Zeit ist, die Menschen in öffentliche Foren, Symposien und zu runden Tischen einzuladen, um endlich alle Perspektiven in die gesellschaftliche Debatte zur Corona-Aufarbeitung zu integrieren.
Gutmeinend wird nicht selten proklamiert, dass der Graben in der Gesellschaft zugeschüttet werden müsste, um die gesellschaftliche Spaltung zu überwinden. Mit Blick auf die Gesamtgemengelage der „Corona-Pandemie“ in Deutschland, wäre es nicht sinnvoll, den Graben zu zuschütten.
Er sollte für eine gewisse Zeit weiter sichtbar bleiben, aber mit Brücken versehen werden, die die Möglichkeit bieten könnten, aufeinander zuzugehen und mit einer gemeinsamen, tiefergehenden Analyse und Aufarbeitung, um Lehren daraus zu ziehen, wie diese Spaltung sich entwickelt und manifestiert hat und was präventiv zu tun ist, um weitere gesellschaftliche Spaltungen quasi „im Keim zu ersticken“. Das zu realisieren, dürfte allerdings sehr schwierig und schmerzhaft werden“.
Die Fragen an Jens Spahn
„Bei der Aufarbeitung der Corona-Verbrechen versperren viele Details den Blick aufs Grundsätzliche. Und das lautet: Es gab keine Pandemie und das konnte auch jeder, der sich mit den relevanten Zahlen beschäftigte, schon 2020 wissen“, so Andreas Zimmermann (Achgut, 04.10.2024).
Viele Zahlen, Daten und Fakten weisen erdrückend daraufhin, dass es in den Jahren 2020 bis 2022 keine medizinische Notlage in Deutschland gab, die Corona-Krise also auf bewussten Täuschungen der verantwortlichen Politiker und ihrer „wissenschaftlichen“ und medialen Komplizen beruhte.
Als Mensch, Herr Spahn, und in Ihrer Rolle als Gesundheitsminister – wie auch Ihr Nachfolger Karl Lauterbach – haben Sie durch Ihr Corona-Agieren großes physisches und psycho-soziales Leid über viele Millionen Menschen – insbesondere über Kinder und Jugendliche – in Deutschland gebracht.
Fassen wir daher Ihre Aussagen zu den RKI-Protokollen und einer Corona-Aufarbeitung zusammen:
„Nichts von dem, was in den RKI-Protokollen zu lesen war, war nicht schon seit über 3 Jahren bekannt. Unabhängig davon spricht aus meiner Sicht nichts gegen, aber sehr viel für eine Aufarbeitung.“
Daraus ergeben sich wichtige Fragen für eine „Corona-Aufarbeitung“: „Für all die, die nicht mitgemacht haben, für die Vielen, die mitgemacht und zugeschaut haben, und für die Mehrheit, die keine Ahnung hatte, was überhaupt geschah!“ (Charaktertest Corona, 2024), die ich zusammen mit einem mutigen Arzt und „Corona-Mitstreiter“ stelle:
- Warum haben Sie, Herr Spahn, nicht anders gehandelt, wenn Ihnen alles bekannt war?
- Warum haben Sie mitgemacht und Methoden und Maßnahmen anwenden lassen, die Ähnlichkeiten zur „Weißen Folter“ aufweisen?
- Und was unterscheidet Ihr Mitmachen von dem, das wir aus längerer deutscher Geschichte schon kennen?
Solange diese Fragen nicht zielgerichtet gestellt und beantwortet werden, können wir viel über eine Aufarbeitung in Deutschland reden, es wird trotz aller vorliegenden Daten, Zahlen und Fakten keine Aufarbeitung geben.
Im Oktober 2020 sagten Sie, Herr Spahn: „Das ist ein Charaktertest für die Gesellschaft“ in Bezug auf die „Corona-Pandemie“. Diese „Pandemie“ war und ist nun Ihr ganz persönlicher Charaktertest.
Bleiben wir wachsam!
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Bodo Neumann ist promovierter Diplompsychologe. Er verfügt über langjährige Beratungs- und Forschungserfahrungen, die er einsetzt für Menschen in Veränderungssituationen, die ihre Signatur-Stärken entfalten wollen und somit lernen, ihre Erfolgspotentiale zu erkennen und zu entwickeln. Sein neuestes Buch Charachtertest Corona finden Sie hier.
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