Von reitschuster.de
Da sage noch einer, die Deutschen hätten keinen Humor! Die Zeitungs-Anzeige einer Druckerei aus Niedersachsen beweist das Gegenteil – und verbreitet sich gerade lawinenartig im Netz. Mit einem Mix aus Satire, scharfer Kritik und einem selbstbewussten Augenzwinkern sorgt sie für jede Menge Gesprächsstoff.
Die Schlagzeile der Anzeige der Druckerei Meinders & Elstermann aus Belm ist ein echter Hingucker: „Sie benötigen 61.500.000 Wahlzettel? Wir benötigen 3 Wochen.“ Eine Aussage, die allein schon für Aufmerksamkeit sorgt. Doch es ist der Kontext, der die Botschaft auf eine neue Ebene hebt. Die Druckerei versichert, dass selbst eine riesige Herausforderung wie diese in Rekordzeit zu bewältigen ist – ein klarer Kontrast zu der unsäglichen Blamage, die unsere Politik und Verwaltung hingelegt haben.
Denn der Hintergrund dieser Anzeige liegt in einer viel diskutierten Aussage der Bundeswahlleiterin. Sie hatte im Rahmen von Debatten über eine mögliche Neuwahl geäußert, dass eine solche innerhalb von zwei Monaten praktisch nicht durchführbar sei, da es an Papier und Druckkapazitäten für die Wahlzettel mangele. Diese Aussage löste bundesweit Kopfschütteln und teils Spott aus. Besonders brisant: Auch international sorgte diese vermeintliche Unfähigkeit, bei der es sich womöglich in Wirklichkeit um ein politisches Taktieren handelte, für Aufsehen. Polen etwa bot an, Deutschland mit Papier und Druckern auszuhelfen – eine ironische Umkehr der Rollen, die Deutschland nicht gerade souverän dastehen ließ. Genau hier setzt die Anzeige von Meinders & Elstermann an und zeigt: Es geht auch anders. Mit ihrer Ansage, dass 61,5 Millionen Wahlzettel in drei Wochen machbar seien, entlarvt die Firma die übertriebene Bürokratie und scheinbar unüberwindbaren Hürden bzw. die politischen Hütchenspiele dahinter.
Doch damit nicht genug: Mit der spitzfindigen Bemerkung „Jetzt auch personalisiert mit vorgedrucktem Kreuz lieferbar“ liefert die Anzeige einen Seitenhieb, der die politische Landschaft aufs Korn nimmt. In Zeiten, in denen der Vorwurf der Bevormundung und Regulierungswut gegen die derzeitige Regierung immer lauter wird, trifft diese Spitze ins Schwarze.
Besonders im unteren Teil der Anzeige wird deutlich, warum ihre Botschaft so einschlägt. Dort rechnet die Druckerei mit der aktuellen Politik ab: Drei Jahre „Öko-Ideologie und Sozi-Träumereien“ hätten dem Mittelstand massiv geschadet, heißt es. Verbots-Politik und immer neue Regulierungen würden Unternehmen wie diesem das Leben schwer machen – eine Kritik, die nicht nur provokativ formuliert ist, sondern auch den Nerv vieler Mittelständler trifft.
Die Anzeige ist damit nicht in erster Linie Werbung. Sie ist vielmehr ein starkes Statement, das zeigt, wie viel Mut und Kreativität im deutschen Mittelstand stecken. In einer Zeit, in der viele Unternehmen auf glatte, unauffällige Werbebotschaften setzen, sticht Meinders & Elstermann heraus. Die Druckerei zeigt Rückgrat – mit Witz, Scharfsinn und einer guten Portion Ironie. Kein Wunder, dass die Anzeige viral geht und weit über die Grenzen Norddeutschlands hinaus für Aufmerksamkeit sorgt.
Diese Druckerei hat nicht nur ein hervorragendes Gespür für Timing, sondern auch bewiesen, dass man selbst mit einer Anzeige eine politische Debatte befeuern kann. Ein gelungenes Beispiel für deutschen Humor, der sitzt – und einen Punkt macht.
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“
sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Bei uns ist es wohl eher ein guter Anwalt – und der kostet Geld. Augsburgs CSU-Oberbürgermeisterin Eva Weber hat mich gerade angezeigt, weil ich es gewagt habe, ihre Amtsführung zu kritisieren. Es geht um mehr als nur diesen Fall. Es geht um das Recht, Kritik an den Mächtigen zu üben, ohne kriminalisiert zu werden. Helfen Sie mir, dieses wichtige Recht zu verteidigen! Jeder Beitrag – ob groß oder klein – macht einen Unterschied. Zusammen können wir dafür sorgen, dass unabhängiger Journalismus stark bleibt und nicht verstummt. Unterstützen Sie meine Arbeit:
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