In der modernen Kultur preist die wissenschaftliche Gemeinschaft
den Dissens als ein Mittel zur Vermehrung des Wissens.
Für den Ur-Faschismus ist Dissens Verrat.
„Wissenschaft lebt ihrem Wesen nach vom Dissens, vom Diskurs – zu keinem Zeitpunkt kann zu irgendeinem wissenschaftlichen Thema der Anspruch einer endgültigen, absoluten und unumstößlichen Erkenntnis oder Wahrheit erhoben werden“, heißt es in dem offenen Brief.
Ein wissenschaftlicher Diskurs müsse in einer demokratischen Gesellschaft „jederzeit auch öffentlich geführt werden können“, so die Unterzeichner: „Vor allem in einer Situation, in der die Politik weitreichende Eingriffe in das menschliche Miteinander und in viele demokratische Grundrechte mit dem Verweis auf ‘die Wissenschaft zu rechtfertigen versucht.“
Weiter schreiben sie: „Friedrich Pürner hat als Wissenschaftler und Arzt von diesem unverbrüchlichen Recht der freien Meinungsäußerung Gebrauch gemacht, ohne dass seine Dienstpflichten als Leiter des Gesundheitsamtes Aichach-Friedberg hierunter gelitten hätten.“ Die von dem Behördenchef, Arzt und Epidemiologen geäußerten Positionen zu Maßnahmen und Verordnungen der bayerischen Regierung, die zu unter Fachleuten ohnehin umstrittenen seien, „waren zu jedem Zeitpunkt wissenschaftlich fundiert und ohne jedes parteipolitische Konnotat.“
Die von ihm selber als „Strafversetzung“ bezeichnete Abordnung an das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherhei stellt einen „inakzeptablen autoritären Versuch dar, legitime und in der aktuellen Situation besonders notwendige ärztlich-wissenschaftliche Diskussionen zu unterdrücken“, heißt es weiter: „Die unzumutbar belastenden Rahmenbedingungen, unter denen diese Maßnahme stattfindet (Wechsel des Tätigkeitsortes binnen einer Woche) legen zudem den Verdacht nahe, dass hier ein Exempel statuiert werden soll mit gewollt abschreckender Wirkung.“
Das Vorgehen der Regierung sei „eines freiheitlich-demokratischen Staates in jeder Hinsicht unwürdig“, so die Unterzeichner: „Als Wissenschaftler und Ärzte bekunden wir hiermit ausdrücklich unsere Solidarität mit Herrn Dr. Pürner und kritisieren die gegen ihn ergriffenen Maßnahmen scharf.“
Pürner hatte wiederholt Klartext gesprochen und damit bundesweit für Aufmerksamkeit gesorgt, insbesondere auf Twitter.
So schrieb er in dem sozialen Netzwerk etwa: „Mund-Nasen-Schutz im Freien nicht nötig. Gebührender Abstand (ohne Maßband) ist auch in Innenstadt möglich. Ansteckungsgefahr im Freien ist deutlich geringer als im geschlossenen Raum. Aufklärung statt Verbote!“ Auch Gesundheitsminister Jens Spahn dürfte sich nicht freuen über den kritischen Mediziner aus der Amtsstube:
Kritik übte der Epidemiologe auch an der in Bayern besonders strengen Maskenpflicht für Kinder in der Schule. Die ist aber ein Kernstück der besonders restriktiven Corona-Politik des Bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU). Der hat mit seinem harten Kurs schon mehrere Bauchklatscher hingelegt (siehe hier und hier).
[themoneytizer id=“57085-28″]
Bild: Twitter
Text: red
[themoneytizer id=“57085-19″]
[themoneytizer id=“57085-3″]