Von Kai Rebmann
„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Biene mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ Dieses Zitat wird Albert Einstein zugeschrieben, gesagt haben sollen es der Physiker im Jahr 1949. An diese Sätze erinnerten sich offenbar auch die Macher der aktuellen Episode „Licht aus! Sterne an!“, die am vergangenen Samstag bei „plan b“ im ZDF ausgestrahlt wurde.
Das Format versteht sich per Selbstdefinition als Botschafter des „konstruktiven Journalismus“ und will seinen vor allem jungen Zuschauern zeigen, „dass es auch anders geht“. Zu den „Geschichten des Gelingens“ und „Lösungsideen für gesellschaftliche Probleme“ gehört dabei offenbar auch die Erzählung, dass Insekten – in diesem Fall wohl Bienen – für die Bestäubung der „meisten Getreidearten“ verantwortlich seien.
Dass es in dem knapp halbstündigen Film um nicht weniger als das drohende Ende der Menschheit geht, vermittelt das ZDF seinen Zwangsabonnenten gleich in der Einleitung. „Die Vorstellung, keine Insekten mehr zu haben, ist apokalyptisch. Das würde bedeuten, dass die Funktionen, die wir benötigen für unser Leben, nicht mehr erfüllt werden können“, wird die Ökologin Sybille Schroer vom Leibniz-Institut zitiert.
Übertreibung beim Insektensterben
Doch die schlicht falsche Behauptung, wonach Weizen und die „meisten Getreidearten“ von Bienen bestäubt werden – was in der Doku durch einen grafischen „Kunstgriff“ sogar bildlich untermauert wird – ist nicht der einzige Aufreger. Aufgrund der in Industrienationen weit verbreiteten Lichtverschmutzung würden allein in Deutschland eine Milliarde Insekten sterben – jede Nacht. Und in den letzten 30 Jahren seien rund drei Viertel aller Insekten ausgerottet worden.
Aber auch an diesen beiden Aussagen melden Experten zumindest Zweifel an. Das ZDF bezieht sich dabei offensichtlich auf die „Krefelder Studie“, wonach der Insektenbestand in Deutschland seit den 1980er-Jahren um 75 bis 80 Prozent zurückgegangen ist. Diese Studie wird von dem Fachmagazin „agrarheute“ jedoch als „nicht ganz unumstritten“ bezeichnet, insbesondere in Bezug auf Methodik und Interpretation. Anders als in „plan b“ dargestellt, sei es bei der Untersuchung auch nicht um die Anzahl der Insekten gegangen, sondern um deren Biomasse.
ARD spielt Landwirtschaft und Naturschutz gegeneinander aus
Nicht ganz sattelfest zeigte sich zuletzt auch die ARD, wenn es um landwirtschaftliche Themen geht. In dem als „Wissensendung“ getarnten Ideologie-Format „Wissen vor Acht“ ging es am 28. Februar 2023 gut erkennbar darum, die Interessen der Landwirtschaft und jene des Naturschutzes gegeneinander auszuspielen. Unter anderem wurde der Raps als Monokultur verkauft, und zwar von keinem Geringeren als dem „Experten“ Thomas D, den die meisten ansonsten eher als Rapper und Mitglied der „Fantastischen Vier“ kennen. Der Anbau von Raps sei daher schädlich für die Natur, so die Schlussfolgerung des Schusters, der wohl besser bei seinen Leisten geblieben wäre.
Dr. Willi Kremer-Schillings alias „Bauer Willi“ fragt auf seinem Blog: „Hat Thomas D schon mal gehört, dass Imker den Raps lieben, weil es so viel Honig bringt? Weiß Thomas D, was eine Fruchtfolge ist? Macht sich Thomas D Gedanken darüber, wovon ein Ackerbauer denn leben soll?“
Selbst die offensichtlichsten Widersprüche in der Ausstrahlung von „Wissen vor Acht“ scheinen weder Thomas D noch der ARD aufgefallen zu sein. Und so fragt sich „Bauer Willi“, was der Rapper uns mit seiner Forderung sagen möchte, dass es „mehr Wiesen und Weiden“ geben müsse. Diese werden jedoch klassischerweise von Tieren genutzt, am Ende des Tages also zur Fleischproduktion. Einerseits sollen die Deutschen also weniger Fleisch essen – am besten gar keines mehr – und andererseits soll mehr Grünland geschaffen werden?
Immerhin: Im Gegensatz zur ARD, wo der Raps in der Mediathek unbeirrt weiter als Monokultur verkauft wird, hat das ZDF reagiert. Die Passage, wonach Bienen als Bestäuber von Getreide fungieren sollen, wurde aus dem Film herausgeschnitten, wenn auch kommentarlos und ohne den in solchen Fällen üblichen Transparenzhinweis.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog. Bild: Sergei Elagin/ShutterstockMehr von Kai Rebmann auf reitschuster.de