Der Fall Tonghua – wohin die „Null-Virus-Politik“ in China geführt hat Schwerste Menschenrechtsverletzungen

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

China und die EU verfolgen in der Corona-Krise eine „Null-Virus-Politik“. Unsere chinesischen Partner demonstrieren nun, wie man so etwas macht.

Ein gewisses Unbehagen konnte ich nicht bestreiten, als Markus Lanz in einer Diskussion mit dem Ärztepräsidenten, ausgerechnet China als Benchmark bei der Corona-Bekämpfung für uns erwähnte. Schließlich ist dieses Land unser größter Konkurrent auf dem Weltmarkt und wir sollten nicht mehr im Lockdown sein, wenn China schon wieder kräftig exportiert. So war seine Äußerung wohl zu verstehen.

Skandalisiert wurde hinterher übrigens nicht das China-Benchmarking, das Lanz andeutete, sondern die zwiespältigen Äußerungen des Ärztepräsidenten über den Sinn vieler Masken, die noch im Herbst getragen wurden. Der Arzt sah sich hinterher, auf massiven medialen Druck hin, zu einer „korrigierenden Stellungnahme“ genötigt.

Dieser Tage berichtete nun RTL als einziges Medium online über die Absperrung der chinesischen Stadt Tonghua im Nordosten Chinas durch die Behörden. Die Quarantäne-Maßnahmen dort seien so rigoros, dass sämtliche Wohnungstüren durch die Behörden versiegelt und teilweise sogar zugeschweißt wurden. Die vierhunderttausend Menschen in der Stadt hätten keine Chance mehr, aus ihren Wohnungen zu kommen. Derweil wird die Nahrung knapp und viele Menschen hungern in ihren Wohnungen. Berichte aus sozialen Medien, die von den Behörden schnell wieder gelöscht werden, beschreiben die Verzweiflung der Menschen dort, die schon anfangen, ihre Haustiere zu essen, weil sie nichts anderes mehr haben.

Eine chinesische Publizistin sammelt die Hilferufe der Bevölkerung und dokumentiert sie zeitnah, bevor sie wieder gelöscht werden. Die lokalen Behörden haben klar gemacht, dass diejenigen, die sich im Internet beklagen, nichts zu essen bekommen werden.

Nun fragt man sich, warum RTL als einziges Medium über diese schwersten Menschenrechtsverletzungen in China im Rahmen der Corona-Maßnahmen berichtet und alle anderen Medien hauptsächlich mit der chinesischen Konkurrenz in wirtschaftlicher Hinsicht beschäftigt, also auf „Lanz-Niveau“ unterwegs sind.

China ist in der Ideologie der Corona-Bekämpfung näher an Europa als an Russland. Während in Russland relativ hohe Infektionszahlen ohne große Lockdowns oder flächendeckende Quarantäne-Maßnahmen toleriert werden, sind China und die EU harte Verfechter einer „Null-Corona-Politik“, wollen das Virus also ausmerzen. Im diktatorischen China zeigt sich derzeit, wohin das führen kann!

Schwerste Menschenrechtsverletzungen, Hunger und Behördenwillkür

Das Virus wird totalitär bekämpft und dabei wird sein Wirt geopfert. Das ist Politik gegen die Menschen, die wir in abgeschwächter Form auch in Europa haben.

Könnte das der Grund sein, dass sich solche alarmierenden Medienberichte bei uns nicht durchsetzen können, dass die Zensur des chinesischen Politbüros indirekt bis in unsere Medien hineinwirkt?

Sind wir in unserer europäischen Corona-Politik schon zu nahe an chinesischen Verhältnissen, dass wir diese nicht mehr öffentlich wahrnehmen möchten?

Bei Markus Lanz hatte es den Anschein. Sein ehemaliger Haussender RTL scheint hier etwas aufmerksamer zu sein, während die Öffentlich-Rechtlichen von Tonghua praktisch keine Notiz nehmen!

Ein sehr schlechtes Zeichen für die Demokratie-Adhärenz unserer Medien in Corona-Zeiten.

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

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Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt

Bild: Adam/Shutterstock
Text: Gast
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