Der Remonstrant Lehrer Toby auf der Flucht

Chronik einer Krankheit

Corona macht krank. Darüber berichten wir. Geschichten, die es nicht in die Medien schaffen. Die Serie „Kollateralschaden“ basiert auf Berichten Betroffener der Coronapolitik. Damit keiner sagen kann: „Das haben wir nicht gewusst!“

Der Remonstrant

Von Johanna und Frank Wahlig

„Wir brauchen wieder die Diskussion, den Diskurs“, schreibt Lehrer Toby an seine Schüler der Oberstufe. In der Oberstufe lerne man „in der Regel über Hegel: These/Antithese – Synthese“, schreibt er. Das sei die Grundlage aller Debatten. Lehrer Toby beklagt in seinem Brief das Fehlen wissenschaftlicher Diskussionen in den Medien, in der Politik, in den Schulen. Toby hat an Eltern, Schüler und seine Lehrerkollegen einen offenen Brief verfasst.

Er verweist in seinem Brief auf die Unwirksamkeit von Masken zum Schutz gegen das Coronavirus und auf den möglichen Sauerstoffmangel für die Schüler im Unterricht. Das war im August 2020. Im Oktober 2020 war Lehrer Toby seinen Job los. Suspendiert.

Lehrer Tobys Remonstration

Remonstration ist – formell – die Pflicht eines jeden Beamten, Bedenken gegen die Rechtmäßigkeit dienstlicher Anordnungen unverzüglich bei der oder dem unmittelbaren Vorgesetzten geltend zu machen. Toby, der in einer Brüdergemeinde aufgewachsen ist, sieht es als seine Pflicht an, gegen den Maskenzwang an der Schule zu remonstrieren.

Im April 2020 hat Lehrer Toby also „remonstriert“. Der erste Lehrer, der remonstriert hat im Frühjahr 2020. Verena H. von der Landesschulbehörde erklärt dem Lehrer, was remonstrieren bedeutet: „Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ich sage Ihnen jetzt: ‚Sie gehen raus auf den Schulhof und verprügeln die Schüler.‘  Dann können Sie mir gegenüber remonstrieren. Aber, Sie gehen bitte raus auf den Schulhof und verprügeln die Schüler!“

Toby hat nicht gemacht, was Politik und Schulleitung von ihm verlangten.

Das war im Oktober 2020.

„In diesem Sinne: Ich bete, dass Ihr als Schüler einen maximal guten Abschluss macht! Lasst Euch keine Angst machen. Wer eine Maske tragen möchte, soll sie gerne tragen, aber freiwillig. Fangt an, selbständig zu denken. Ich freue mich, mit Euch in den Diskurs zu treten. Ihr schafft das“, schreibt er seinen Schülern.

Das war zu viel für Tobys Dienstherrn, das Land Niedersachsen. Es beginnt ein Spießrutenlauf. Seine Privatadresse wird veröffentlicht. Eine Journalistin der Neuen Presse fotografiert seine Adresse und schickt sie ihm per Whatsapp. Er wird bedroht, verbal auf öffentlichen Plätzen und im Internet. Es hagelt Disziplinar- und Ordnungswidrigkeitsanzeigen. Die örtliche Antifa kündigt Hausbesuche an. Toby fürchtet sich.

Lehrer Toby auf der Flucht

Bis April 2021 sitzt Lehrer Toby im Stadtrat von Hannover, für die Partei dieBasis. Er nutzt seine Rechte und stellt Anfragen. Viele. „Ruheloser Ratsherr Braune nervt den Rest“, schreibt die Hannoversche „Neue Presse“. Sieben Anfragen und 15 Anträge – Tobias Braune beschäftigt den Rat Hannover. Er werfe seinen Kollegen vor, „zu wenig zu tun“. „Das nervt!“ schreibt die „Neue Presse“, sei zu hören.

Der Druck der Schulbehörde, die Ablehnung der Kollegen im Stadtrat, die Anfeindungen der Öffentlichkeit zeigen Wirkung. Alles zu viel, Toby fühlt sich allein, er bricht zusammen. Ausgebrannt. Er kann nur noch wegrennen.

 

Im Frühjahr 2021 löst Toby seine Wohnung auf und flieht mit unbekanntem Ziel. Er lässt sein Leben zurück. Seine vier erwachsenen Kinder, seinen Beruf, seine Schüler, sein politisches Amt im Rat von Hannover. Toby flieht. In die USA. Nach Florida, wo es keine Coronamaßnahmen gibt. „Das verbliebene Geld teilten sich meine Anwälte“, erzählt er. Toby bleibt nur der Inhalt von zwei Koffern. Er fängt ganz von vorne an. Ihm bleiben sein christlicher Glaube und seine Überzeugungen.

Lehrer Tobys amerikanischer Traum

Mit einem Freund plant Toby ein Unternehmen. Ein mobiler Event Bus. Ein Covid-19-Escape-Room. Eine Art Lehrspiel. „Escape Rooms waren in Deutschland vor den Lockdowns sehr attraktiv. Es gibt immer eine didaktische Linie“, erklärt er. Ganz unerfahren ist er nicht in dem Geschäft. „In Deutschland waren wir mit unserem Armageddon mit Raketenbeständen UdSSR-Event immer unter den Top 3“, meint Toby. „Disneyland in klein“, schwärmt er. Eine Internetseite gibt es schon. Und eine Crowdfunding-Kampagne www.escape-room-mobile.com

Wie der 70 000-Euro-Bus finanziert werden soll, das weiß Toby nämlich noch nicht. Derzeit reichen seine finanziellen Mittel kaum für eine dauerhafte Übernachtungsmöglichkeit und auch nicht für ein Auto. Zwanzig Kilometer läuft Toby am Tag. Den Covid-19-Escape-Bus im Sinn. Das Handy ist zur Reparatur bei einem Mexikaner.

Die Träume vom neuen, anderen Leben halten ihn aufrecht. Der Mensch braucht Träume zum Überleben, ist Toby überzeugt.

Von dem Stadtrat in Hannover bekommt Toby Post. Da ist sie wieder: die Wirklichkeit.

„Sehr geehrter Herr B., in der o.g. Ratsversammlung wird zu Beginn der Sitzung Ihr Sitzverlust nach § 52 Abs. 2 NKomVG festgestellt; dem Betroffenen ist Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben“, schreibt unterdessen die Mitarbeiterin des Rathauses von Hannover an Toby, den Abgeordneten der Partei dieBasis. „Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie von dem Recht zur Stellungnahme Gebrauch machen wollen, damit wir Ihnen ggfs. die Zugangsdaten zur Videokonferenz zukommen lassen können.“ Ein OWI-Verfahren wegen Nichttragens der Maske in der Öffentlichkeit unter freiem Himmel ist für 2022 anberaumt.

Die deutsche Justiz ist zuverlässig, wenn auch manchmal langsam. Einen genauen Prozesstermin wird er rechtzeitig mitgeteilt bekommen. Toby ist nicht vergessen. In Hannover ist er noch ein Aktenzeichen.

Erst zum Prozess will Toby wieder nach Deutschland kommen. Wenn er es sich leisten kann. Lehrer Toby wurden alle Gehaltsbezüge und Krankenkassenbeiträge gekündigt.

Wer aus seinem beruflichen oder privaten Leben einen „Kollateralschaden“ melden möchte: Vertraulich und persönlich, per E-Mail an [email protected]

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
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Johanna Wahlig ist Politologin, Journalistin und Unternehmerin. Frank Wahlig ist Historiker und war 30 Jahre lang ARD-Hauptstadtkorrespondent.
 
Bild: privat 
Text: Johanna und Frank Wahlig
 

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