Von Sönke Paulsen
Wenn mich einer fragt, wo sich die Hölle der Erde befindet, würde ich antworten: „Irgendwo zwischen Pakistan und Afghanistan, wo seit Jahren die Rückzugsräume der Taliban liegen“.
Dort liegen auch ihre Ausbildungslager, oft errichtet und organisiert vom pakistanischen Geheimdienst ISI, der zur heimlichen Regierung Pakistans aufgestiegen ist. Dieser Dienst sollte eigentlich nicht Intelligence Service heißen, sondern Islamic State Initiative. Denn er konnte sein böses Spiel auch in der Anwesenheit der ISAF in Afghanistan weiterspielen und hat eine Armee aufgebaut, die genauso brutal kämpft wie der scheinbar besiegte Islamische Staat (IS).
Dazu kann diese Taliban-Armee seit Jahrzehnten auf seine Stützpunkte überall in Afghanistan, besonders aber in Pakistan bauen, die sie mit Einschüchterung, Terror und Brutalität gegen die ISAF-Truppen verteidigen konnte. Von dort aus führen die Taliban nun ihren Siegeszug durch Afghanistan und treiben die zahlenmäßig überlegene afghanische Armee in die Flucht.
Unsere Medien berichten darüber ohne große Empörung und Entsetzen, die Tagesschau bringt Bilder von sympathisch aussehenden Gotteskriegern und nicht von den Toten, die überall in Kundus auf der Straße liegen.
Kollektive Verdrängung des Teufels?
Wie auch immer. Der Teufel hat sich durchgesetzt und sein Helfer ist ein Nato-Verbündeter, das pakistanische Militär, das die eigentliche Macht im Land hat.
Eines ist deutlich: Die Afghanen wollen die Freiheit, aber lieber wollen sie überleben. Denn Widerstand bedeutet den Tod. Selbst der afghanische Präsident, der in der Hauptstadt Kabul sitzt, die einer Festung gleicht, in der die Angst regiert, sagt von sich: „Ich bin nur eine Kugel vom Tod entfernt.“
Afghanistan hat aufgegeben und alles, was Böse ist, hat gewonnen.
Aber auch die Weltgemeinschaft hat es aufgegeben, diese unwegsame Region des islamistischen Terrorismus zu kontrollieren.
Eindämmung wird versucht.
Russland rüstet seinen Verbündeten Tadschikistan auf, der sich wohl ebenso gegen die Taliban wehren muss wie Usbekistan und Turkmenistan. Die USA wollen ihren Einfluss auf die Atommacht Pakistan halten und versuchen weiterhin, mit Regierung und Armee zu spielen, auch wenn das Spiel der Pakistanis gezinkt ist, denn die Armee unterstützt die Taliban. China liebäugelt mit den Gotteskriegern und Stammesfürsten und lädt sie offiziell zum Staatsbesuch ein. Ist es die Hoffnung, dass das Seidenstraßenprojekt doch irgendwie mit Terroristen verabredet werden kann?
Die Hölle bleibt also die Hölle und die Menschen werden weiterhin versuchen, daraus zu fliehen. Sie werden auch bei uns ankommen, gewaltgeprägt, von Islamisten manipuliert und dennoch auf der Suche nach Freiheit. Wir werden Probleme mit ihnen haben.
Aber das größte Problem baut sich erst am Horizont auf. Denn die Synthese aus pakistanischer Armee und afghanischen Taliban wird irgendwann dazu führen, dass die Taliban auch über Atomwaffen verfügen, genau gesagt über 120 Atomsprengköpfe, für die es Mittelstreckenraketen gibt, die eine Reichweite von bis zu zweitausend Kilometern haben.
Wenn dieser absehbare GAU eingetreten ist, werden wir uns fragen müssen, ob wir durch mehr Ausdauer und Power in Afghanistan nicht doch einen Atomkrieg verhindert hätten.
Natürlich erst dann, wenn es zu spät ist!
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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“. Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.
Bild: Ryanzo W. Perez/Shutterstock
Text: Gast
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