Sehen Sie sich hier auch meinen Video-Kommentar zu den Wahlen an.
Eigentlich halte ich mich nicht für begriffsstutzig. Zumindest nicht für besonders. Dennoch musste ich mir mehrere Passagen mit Robert Habeck am Sonntagabend bei „Anne Will“ in der ARD gleich mehrfach ansehen. Die wohl bizarrste Szene: Als der Grünen-Chef erklärte, er würde auf eine Kanzlerkandidatur verzichten, wenn seine Co-Vorsitzende Annalena Baerbock als Frau antreten werde. Aber eben nur, wenn sie in dieser Eigenschaft antrete. Nein, Sie haben sich nicht verlesen. Und ja – es ist schwer zu verstehen. Eigentlich gar nicht. Aber es zeigt, in welch verschrobener Ideologie-Welt sich manche unserer Politiker bewegen.
Anne Will hatte die Szene eingeleitet mit der Anekdote, dass der Grünen-Geschäftsführer auf seine Teilnahme in der Berliner Runde im ZDF verzichtet und die Parlamentarische Geschäftsführerin Britta Haßelmann geschickt habe, damit es „keine reine Männerrunde wird“. Ihre folgende Frage hatte sich Will beim ZDF-Moderator abgeschaut: Der hatte die Grünen-Politikerin gefragt, ob mit der Frau-gegen-Mann-Rochade in der Berliner Runde auch die Frage entschieden sei, ob Habeck oder Baerbock Kanzlerkandidat(in) wird – denn es gebe ja sonst nur männliche Kandidaten. In der Berliner Runde war dabei Geschäftsführerin Haßelmann schon rhetorisch ins Schlingern geraten und hatte die Frage nicht beantwortet.
Kaum verhohlenes Schmunzeln
Habeck schlingerte jedoch noch bemerkenswerter, als Anne Will fragte: „Selbst wenn sie, Annalena Baerbock sagte, im Vergleich mit ausschließlich männlichen Kanzlerkandidaten, ‚ich mach’s‘, könnten Sie dann auf Basis des feministischen Selbstverständnisses Ihrer Partei sagen: ‘Nö, aber ich will’s lieber?'“ Darauf Habeck: „Dann würde ich das immer akzeptieren, das habe ich immer gesagt, das ist jetzt überhaupt keine Neuigkeit, das ist das erste, worüber wir gesprochen haben, es ist uns ja nicht erst gestern aufgefallen, dass Annalena Baerbock eine Frau ist und ich ein Mann.“ Eine bemerkenswerte Einsicht. Weiter führte Habeck aus: „Und wir kennen und ich lebe in den Statuten meiner Partei, seitdem ich da politisch unterwegs bin. Ich habe immer quotierte … in quotierten Listen gearbeitet, ich habe immer in Doppelspitzen gearbeitet, es ist völlig klar, wenn das das entscheidende Kriterium ist, dann ist die Sache entschieden. Aber wie ich schon gesagt hatte, und das ist eine gemeinsame Analyse, es ist nicht das einzige Kriterium.“ Olaf Scholz, der zwei Sessel weiter saß, konnte ein Schmunzeln kaum verhehlen.
Will hakte nach: „Aber ich habe es nicht verstanden. Wenn Annalena Baerbock sagt, ich mache das, dann ziehen Sie zurück?“ Darauf Habeck: „Wenn Annalena Baerbock als Frau sagen würde, ich mache es, weil ich eine Frau bin, und die Frauen haben das erste Zugriffsrecht, dann hat sie es. Natürlich. Aber weder Annalena noch ich argumentieren so. Und Annalena hat öffentlich mehrfach erklärt, dass sie die Größe des Amtes komplexer zusammengesetzt sieht. Und deswegen ist die Entscheidung noch nicht gefällt.“
Rhetorische ‘Künste'
Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Und man kann es eigentlich nicht mehr kommentieren. Nicht nur inhaltlich. Auch wegen Habecks rhetorischer „Künste“. Sie glauben es nicht? Hören Sie sich die Szene hier an! Die Erklärungen werfen jede Menge Fragen auf. Was wäre, wenn Habeck sein Geschlecht ändern und als divers antreten würde? Denn das Geschlecht ist ja laut grüner Ideologie nur ein soziales Konstrukt. Oder was, wenn Baerbock nicht als Frau, sondern als Hannoveranerin in die Bütt steigen würde? Oder als Juristin? Oder als Schwarzhaarige? Oder Habeck als Dampfplauderer? Fragen über Fragen.
Im gleichen Stil wie bei der Kandidatenfrage floskelte sich Habeck durch die gesamte Sendung – nicht ohne sich zu beklagen, dass andere Politiker Floskeln redeten. Er wirkt wie ein Eislauf-Amateur, der ständig zu viel zu schwierigen Sprüngen ansetzt und dabei in peinlichen Posen zu Boden geht. Ich zeige Erbarmen und erspare Ihnen Habecks Ergüsse. Nur einen kann ich Ihnen nicht vorenthalten – seine Quintessenz aus dem Wahlsonntag: „Verschiedene politische Konstellationen sind möglich. Das zeigt der Wahlabend. Es kann in alle Richtungen gehen. Es kann aber auch in alle Richtungen gehen!“ Wer wollte da widersprechen! (Anzuhören hier.)
Sollte Habeck wirklich Kanzler werden, können wir uns schon auf seine Ansprachen freuen. Das wird lustig werden! Aber ganz offen gestanden: Ich würde mir – wenn schon, denn schon – dann doch lieber Baerbock wünschen. Nicht, weil sie eine Frau ist. Sondern wegen der Floskeln
PS – Leserkommentar: „Habeck hat sich gerade disqualifiziert, weil er in typisch patriarchalischer Präpotenz weißer Männer der Person mit Menstruationshintergrund Annalena Baerbock das Geschlecht zugewiesen und sie gerade in ihrer freien Entscheidung, das Geschlecht täglich neu auszuverhandeln, schwerst diskriminiert. Er hat sich damit als Biologist und Sexist schwersten Kalibers und untragbar für ein höheres politisches Amt erwiesen und müsste bei den Grünen konsequenterweise alle Ämter sofort zur Verfügung stellen. Aber er scheint auch noch ein typisch weißer kolonialistischer Sesselkleber und Geldabgreifer zu sein, der niemals freiwillig von einem Posten geht, an dem er sich Geld in die Taschen stopfen kann.
Tief sind die Grünen gesunken…“
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Bild: Youtube/ARD/Screenshot
Text: br