Die Leiden des Karl Lauterbach "Freedom Day" als Begriff nicht angemessen

Von Mario Martin

Die mediale Präsenz von Karl Lauterbach ist weiterhin ungebrochen. Lauterbach lässt nicht locker. Ob im Fernsehen, in den Printmedien oder auf Twitter, von morgens bis abends setzt der Gesundheitspolitiker nach und warnt auf allen Kanälen.

Selten kommt bei Lauterbachs Auftritten etwas Neues auf den Tisch, aber hin und wieder überrascht der oberste Corona-Warner mit Aussagen, mit denen er sich selbst widerlegt.

Die neuesten Auftritte des Gesundheitsministers haben wir zusammengestellt.

Omikron weniger gefährlich

Am Donnerstag, dem 17. Februar, sagte Lauterbach im Interview mit Sandra Maischberger, er habe sich zu Beginn der Omikron-Welle sehr gut in die Thematik eingelesen. Daher hätte er früh gewusst, dass Omikron für die Menschen nicht so gefährlich wie die Delta-Variante sei. Lauterbachs zahlreiche Fernsehauftritte sprechen allerdings eine andere Sprache. Vermehrt hatte er in den letzten drei Monaten vor der gefährlichen Variante gewarnt.

Freedom-Day-Begriff unangemessen

Im gleichen Interview gibt Lauterbach dann zu Protokoll, er lehne den Begriff “Freedom Day” für die zum 20. März beschlossenen Lockerungen ab.

„Ich benutze diesen Begriff überhaupt nicht und finde auch nicht, dass er angemessen ist“, erläutert der Minister in der ARD-Sendung.

Auch nach dem 20. März gebe es Menschen, die durch das Coronavirus gefährdet sind und bei denen die Impfung nicht so gut wirke. „Für diese Menschen wird es nie eine wirklich volle Freiheit geben“, erklärte Lauterbach. „Ich finde es daher nicht richtig, so zu tun, als wenn es für jeden komplett Normalität gäbe.“

Dies zu verhindern, scheint Lauterbach wichtig zu sein. Einer großen Gruppe der Bevölkerung mitzuteilen, für sie würde es nie wieder eine wirklich volle Freiheit geben, lässt sich wohl nur durch einen ausgeprägten Größenwahn erklären.

Dazu komme dann noch die Gruppe von Menschen, die weiterhin nicht bereit sind, sich bei der Bekämpfung der Pandemie solidarisch einzubringen, wettert Lauterbach gegen die nicht-geimpften Menschen. Hätten wir eine stärkere Grundimmunisierung mit drei Impfungen, bräuchten wir keine Befürchtung zu haben, noch einmal eine Überlastung des medizinischen Systems erwarten zu müssen, so Lauterbach.

Systematische Unterversorgung trat nie ein

Die nochmalige Überlastung des medizinischen Systems erscheint aber in Anbetracht einer Aussage widersprüchlich, die er am Tag zuvor äußerte. Denn da sagte er noch, dass eine flächendeckende Überlastung der ITS-Kapazitäten nie eingetreten ist. In einer Antwort auf eine Anfrage (bild.de, Paywall) des FDP-Abgeordneten Kubicki gab Lauterbach an:

„Eine deutschlandweite, regional gleichzeitige Überlastung aller verfügbaren ITS-Kapazitäten, die eine systemische Unterversorgung von intensivpflichtigen COVID-19-Fällen oder deren strategische Verlegung ins Ausland bedeutet hätte, trat nicht ein.“

Lauterbach und Gates ohne Abstand und Maske

Am heutigen 19. Februar finden wir dann auf Twitter ein Bild von Lauterbach mit Bill Gates. Wie weit die Realität von den ständigen medialen Warnungen und Panikattacken des Ministers entfernt liegt, stellt er hier selbst unter Beweis.

Während die Corona-Auflagen für die Menschen in Deutschland weiterhin Gültigkeit haben und insbesondere Kinder noch immer täglich mehrere Stunden maskiert in der Schule verbringen müssen, trifft sich Karl Lauterbach mit Bill Gates auf der Münchner Sicherheitskonferenz ohne Abstand und Maske.

In seinem Tweet erklärt Lauterbach dann noch, es bräuchte schlichtweg gar keine Impfstoffe für Milliarden von Menschen, wenn man Pandemien zukünftig frühzeitig verhindern könnte.

Dahingehend hatte sich Gates zuvor auf der Podiumsdiskussion der Münchner Sicherheitskonferenz geäußert. Omikron wirke “bedauerlicherweise” besser als die Impfung und hätte es geschafft, die Weltbevölkerung zu erreichen.


Dass dies für Gates bedauerlich ist, überrascht angesichts der finanziellen Verflechtungen, die er im Bereich des globalen Impfwesens hat, nur wenig.

Lauterbach sieht sich als Opfer von Kampagne

Da die geäußerten Unwahrheiten des Gesundheitsministers immer augenscheinlicher und absurder werden, legen inzwischen auch öfter auflagenstarke Medien den Finger in die Wunde und benennen die ständigen Widersprüche, die der Gesundheitsminister von sich gibt. Einen kleinen Ausschnitt der lauterbachschen Absurditäten trägt die Bild zusammen und gleicht diese mit der Realität ab.

Trotzdem dürften das nur die zarten Anfänge sein. Die Fülle an falschen Behauptungen und übertriebenen Panik-Szenarien, die von Lauterbach im Verlauf der letzten zwei Jahre aufgestellt wurden, reicht aus, um Bücher zu füllen.

Lauterbach passt das gar nicht. Er sieht sich einer Kampagne gegenüber.

In einem Interview mit der Tageszeitung ‘taz’ gibt Lauterbach zu verstehen: “Die Bild-Zeitung und der Springer-Verlag fahren Kampagnen gegen mich und verbreiten Unwahrheiten.”

Ziel dieser Kampagnen wäre es, die Pandemie zu verharmlosen und die Schutzmaßnahmen zu diskreditieren.

Das macht er an der oben erwähnten Antwort auf die Frage von Wolfgang Kubicki deutlich. Seine Aussagen wären von der Bild-Zeitung manipulativ dargestellt worden. Die Lage sei dramatisch gewesen. Nur hätte es eben nicht überall gleichzeitig eine Überlastung der Kliniken gegeben, sondern bei 70 Prozent der Krankenhäuser, beklagt Lauterbach.

Auf die Frage der ‘taz’, warum Lauterbach überhaupt noch mit diesen Medien das Gespräch suche, gibt sich der schon so oft mit falschen Panikmeldungen und Unwahrheiten aufgefallene Gesundheitsminister als Verteidiger der Wahrheit: “Weil ich auch mit den Leuten ins Gespräch kommen muss, die das lesen und schauen. Die Wahrheit verteidigt sich nicht von alleine.”

Vergessen wir im Hinblick dessen auch nicht die Aussage des Wahrheitsverteidigers aus dem Oktober 2021. Damals behauptete er, Ungeimpfte wären bis März 2022 „geimpft, genesen oder leider verstorben“. Der nahende März wird den Minister ein weiteres Mal überführen.

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.

Bild: Juergen Nowak/Shutterstock
Text: mm

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