Die verbrannte Weinprinzessin Schwerverletzt im Lockdown

Corona macht krank, Corona kann töten.

Corona ist schlimm, verändert die Gesellschaft und das Leben. Darüber berichten wir. Geschichten, die es nicht in die Medien schaffen.
Wir geben Zahlen einen Namen und eine Seele. Die Serie „Kollateralschaden“ basiert auf Berichten Betroffener der Coronapolitik. Damit keiner sagen kann: „Das haben wir nicht gewusst!“

Die verbrannte Weinprinzessin

Von Johanna und Frank Wahlig

Die Weinprinzessin hat gebrannt in dieser Nacht im Januar 2021. Wie viel zerstört ist, wurde Kati erst in der Klinik klar. Katis Haut ist verbrannt, der Rücken, der Hals, die Arme. Vom rechten Bein wurde Haut transplantiert. Narben am ganzen Körper. Im Streit soll Lebensgefährte Mike die sächsische Weinprinzessin angezündet haben. Fernfahrer Mike behauptet, Kati habe Selbstmord begehen wollen. Die eigentliche Odyssee für Kati beginnt erst nach dem Anschlag.

Der Widerstand wächst

Kati lebt im sächsischen Nossen. Die 43-Jährige betreibt dort das „Weingewölbe“, eine urige Kellerbar. Tagsüber arbeitet sie bei einer Zeitarbeitsfirma im Bereich „Personal“. Kati hat einen großen Freundeskreis. Die Gäste des Lokals, Motorradfreunde, neue Freunde von Corona-Demos.

Das „Weingewölbe“ ist geschlossen. Wann und ob es unter den neuen Verordnungen jemals wieder öffnen kann ist ungewiss. Kati will sich wehren gegen die Zerstörung ihres Geschäfts. Jeden Donnerstag organisiert sie Demos im Zentrum von Nossen. Es kommen immer mehr Menschen, die die Coronamaßnahmen für gefährlich halten. Kati ist bei den Demos in der Region bekannt. Der Widerstand in Nossen wächst, der Kreis derer, die sich abwenden von Kati ebenso. Die Familie meidet wegen politischer Differenzen den Kontakt.

Beweise sind verschwunden

Seit vier Jahren ist Kati mit Mike zusammen. Mike ist Fernfahrer. Schon bald merkt Kati, dass die Beziehung ihr nicht guttut. Mikes Eifersucht, Kontrollversuche, sein Nachstellen. Es kommt zu Streit und Gewalt in der Beziehung. In der Nacht im Januar schlägt Mike ein letztes Mal zu. Kati kann sich nur bruchstückhaft erinnern, sagt sie. Sie wird bewusstlos. Im Krankenhaus wacht sie wieder auf. Ihre Haut ist verbrannt. Sie muss operiert werden. Sie bekommt Schmerzmittel und Antidepressiva. Sie ist schwach. Sie muss im Rollstuhl sitzen, denn ihre verbrannte Haut schmerzt. Sie muss eine Kompressionsjacke tragen, die nur zum Duschen abgelegt werden darf.

Mike ist in Katis Wohnung geblieben. Zwei Tage lang. Er behauptet, Kati habe sich selbst angezündet. Aussage steht gegen Aussage. Die Beweismittel sind verschwunden. Erst später kommt Mike in Untersuchungshaft. Nach sechs Wochen ist er wieder auf freiem Fuß.

Kati will in ihr Leben zurück

Kati wird in der Klinik behandelt. Nach vier Wochen sollte die Reha in Thüringen folgen. Dort muss die Kompressionsjacke gewaschen werden, da sie zu riechen beginne. Die Jacke wird mitgenommen. Kati soll sie selbst im Trockenraum holen. Mit dem Rollstuhl endet das Unterfangen an der Feuerschutztür. Sie bittet am Folgetag eine Schwester um Hilfe. Doch die teure Jacke ist verschwunden. Die Wiederbeschaffung soll eine fünfstellige Summe kosten. Die Klinik entschuldigt sich. Erst drei Wochen später kommt Ersatz.

Die Klinik testet die Patientin auf Corona. Katis PCR-Test ist positiv. Ein zweiter Test wird abgelehnt. Obwohl er ihr laut den Vorgaben der WHO zustehen würde. Kati hat keine Symptome einer Corona-Krankheit: Dennoch soll sie für 28 Tage ohne Narbenbehandlung und ohne die wichtige Kompressionsjacke auf die Isolierstation. Sie bittet darum, die Quarantäne zu Hause absolvieren zu dürfen. Der Krankentransport setzt sie im Rollstuhl dort ab.

Katis Haus ist nicht behindertengerecht. Sie kämpft sich zwei Tage dort allein aus dem Rollstuhl. „Sie haben doch genügend Kontakte. Die werden Ihnen schon helfen“, kommentierte der Arzt. „Ich habe Sie gegoogelt“, sagte die Krankenschwester. „Sie sind doch die sächsische Weinkönigin.“ Kati ist bekannt in der Region. Kati, die Weinprinzessin, die die Demos organisiert. Kati, die verbrannte Weinprinzessin.

„Wegen Corona“: Klinik geschlossen

Nach 21 Tagen Quarantäne zu Hause und zwei negativen Corona-Tests möchte Kati zurück in die Rehaklinik. Für zwei Wochen. Narbenbehandlung. Danach plant sie, wieder als Personalreferentin zu arbeiten. Doch die Klinik ist geschlossen: „Wegen Corona“, sagt sie.

Mike ist aus der U-Haft entlassen. Kati fürchtet, dass er zurückkommt. Die Motorradfreunde passen auf Kati auf. Sie haben auf Facebook eine Selbsthilfegruppe gegründet: „Gemeinsam zurück ins Leben“, heißt sie. Die Weinwirtschaft bleibt geschlossen.

Wer aus seinem beruflichen oder privaten Leben einen „Kollateralschaden“ melden möchte: Vertraulich und persönlich, per E-Mail an [email protected]

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!
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Johanna Wahlig ist Politologin, Journalistin und Unternehmerin. Frank Wahlig ist Historiker und war 30 Jahre lang ARD-Hauptstadtkorrespondent.
 
Bild: Stefanie Aufleger
Text: Johanna und Frank Wahlig
 

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