Dschungel-Wunder: Was hätte die „Generation Smartphone“ gemacht? Vier Kinder (13, 9, 4, 1) überleben sechs Wochen im Regenwald

Von Kai Rebmann

Es gibt sie noch, auch wenn man mit der sprichwörtlichen Lupe danach suchen muss: Die guten Nachrichten, die in verrückten Zeiten wie diesen einfach nur guttun. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro meldete sich am Freitagabend (Ortszeit) via Twitter zu Wort: „Eine Freude für das ganze Land. Die vier seit 40 Tagen im kolumbianischen Regenwald vermissten Kinder sind lebend gefunden worden.“

Lokalen Medien zufolge handelt es sich bei den Überlebenden um die Geschwister Lesly (13), Soleiny (9), Tien Noriel (4) und Cristin (1). Die Kinder sind zwar in stark dehydriertem Zustand, ansonsten aber weitgehend unversehrt aufgefunden worden. Das Quartett gehört dem indigenen Volk der Huitoto bzw. Witoto an, was ihnen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch das Überleben gesichert hat.

Und das ist wohl die eigentliche Geschichte hinter dieser Nachricht: Vier Kinder, das jüngste davon zum Zeitpunkt des Verschwindens gerade elf Monate alt, schlagen sich fernab jeglicher Zivilisation mehr als einen Monat lang im tiefsten Dschungel durch. Von Smartphones, Internet oder auch nur Supermärkten haben diese Völker womöglich noch nie etwas gehört – aber sie lernen schon in jüngsten Jahren, wie man überlebt, wenn es darauf ankommt!

Absturz mitten im Dschungel

Das war passiert: Am 1. Mai bestiegen die Kinder im Süden Kolumbiens in Begleitung ihrer Mutter und eines Anführers ihres Stammes eine Cessna 206. Die Maschine sollte die Familie zum Vater nach Bogota bringen, der von Mitgliedern einer Untergruppe der Farc-Rebellen wiederholt bedroht worden und deshalb in die Hauptstadt geflohen war.

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Rund 300 Kilometer vor dem Ziel, nahe der Stadt San José del Guaviare, setzte der Pilot einen letzten Notruf ab, danach verschwand das Kleinflugzeug vom Radar. Am 15. Mai fanden Suchtrupps die Cessna und mussten drei Leichen bergen – die der Mutter, des Piloten und des Anführers. Von den Kindern fehlte aber nach wie vor jede Spur.

Die schon damals gehegte Hoffnung, dass die Geschwister das Unglück überlebt haben könnten, hatte zuletzt neue Nahrung erhalten. So wurden im Umkreis der Absturzstelle unter anderem Schuh- und Fußabdrücke, angebissene Früchte, eine Windel sowie eine aus Ästen und Zweigen gezimmerte Behelfsunterkunft gefunden.

Überlebensinstinkte

Mehrere hundert Helfer beteiligten sich an der Suche, darunter Mitglieder des Militärs und der in Kolumbien lebenden indigenen Völker. Dabei kamen auch Spürhunde, Hubschrauber und Satellitenbilder zum Einsatz. Letztlich waren es aber wohl die von Kindesbeinen auf trainierten Überlebensinstinkte, die den Vermissten das Überleben im unwirtlichen und nur schwer zugänglichen Regenwald gesichert haben.

Fidencio Valencia, der Opa der Geschwister, sagte der Nachrichtenagentur AFP noch vor wenigen Tagen, dass seine Enkel mit dem Dschungel vertraut seien. Sie wüssten viel über essbare Pflanzen und lernten früh zu jagen und zu fischen. Außerdem mussten sich die Kinder ihr unfreiwillig gewähltes Revier in den letzten Wochen mit giftigen Schlangen und gefährlichen Raubkatzen wie Pumas oder Jaguaren teilen.

Nachdem sich die Hinweise verdichtet hatten, dass die Kinder zumindest den Absturz überlebt haben, wurde die Suche nochmals intensiviert. Soldaten verlegten mehrere Kilometer Absperrband im Dschungel, welches dem Quartett den Weg zu potenziellen Sammelstellen weisen sollte. Darüber hinaus wurden großflächig mehrere hundert Trillerpfeifen platziert, mit denen die Kinder auf sich aufmerksam machen konnten. Schließlich wurde über Lautsprecher noch ein Appell der Großmutter verbreitet, in dem diese ihre Enkel dazu aufforderte, zur Absturzstelle des Flugzeugs zurückzukehren.

Welche dieser Maßnahmen letztlich zum „Wunder von Guaviare“ führte, blieb in der medialen Berichterstattung zunächst ungeklärt. Dem Opa ist es aber einerlei; die AFP zitiert Fidencio Valencia mit den Worten: „Ja, die Kinder wurden gefunden. Aber ich brauche dringend einen Flug oder Hubschrauber, um sie abzuholen.“

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Youtube-Video AFP Deutschland

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