Einheitsschule statt Gymnasium: Rot-Grün forciert die Bildungs-Defensive Reform in Niedersachsen als Blaupause?

Von Kai Rebmann

Kinder besuchen die Grundschule und absolvieren die folgende Sekundarstufe entsprechend ihres individuellen Leistungsvermögens. Daran schließt sich – je nachdem – ein Studium an einer Universität oder aber eine duale Ausbildung an. Es gab Zeiten, da wurde Deutschland in Europa und darüber hinaus für sein Schul- und Bildungssystem beneidet. Doch damit könnte bald Schluss sein, die ersten Grundsteine hierfür sollen jetzt offenbar in Niedersachsen gelegt werden.

In Hannover regiert ein Bündnis aus SPD und Grünen, fast analog zum Bund also, wenn man von den kaum noch wahrnehmbaren gelben Federstrichen absieht. Nach der letzten Landtagswahl 2022 wurde im Koalitionsvertrag vereinbart, die „Oberschulen dabei (zu) unterstützen, sich zu Integrierten Gesamtschulen (IGS) zu entwickeln“. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Bildungs-Defensive und große Schritte in Richtung Einheitsschule und Abschaffung des Leistungsprinzips. Das Konzept der IGS sieht vor, die Schüler auch nach der Grundschule noch in gemeinsamen Klassenverbänden zu unterrichten.

Jetzt lässt die Regierung um Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die ersten Taten folgen. Das bisherige und altbewährte System aus Gymnasium, Realschule und Hauptschule soll de facto ausgehöhlt und durch vereinheitlichte Standards ersetzt werden. In Hauptfächern wie Deutsch und Mathematik sollen alle Schüler künftig nach denselben Lehrplänen unterrichtet werden, mehr oder weniger völlig unabhängig von ihrem jeweiligen Leistungsvermögen.

Marginale Unterschiede soll es demnach nur noch durch die Einteilung in zwei Leistungsstufen geben. Nach außen hin sollen die weiterführenden Schulen in ihrer bisherigen Form – zumindest vorerst – auch weiterhin bestehen bleiben, doch Experten wie Wolfgang Schimpf wittern einen Etikettenschwindel. Der ehemalige Rektor des Max-Planck-Gymnasiums in Göttingen frühere Vorsitzende der Direktorenvereinigung kommentiert in der FAZ:

„Ziel ist, wie im Koalitionsvertrag von SPD und Grünen bereits im Jahr 2022 avisiert, die Einheitsschule bis Jahrgang 10. Konsequent wird daher ein schulformübergreifendes Curriculum für die gesamte Sekundarstufe I angestrebt.“

Heißt: Die Schüler in Niedersachsen werden in den Klassenstufen 5 bis 10 künftig auf Grundlage eines gemeinsamen Lehrplans unterrichtet und das Leistungsprinzip dadurch unterwandert. Der CDU-Bildungspolitiker Christian Fühner sieht die verantwortliche Kultusministerin Julia Willie Hamburg daher als Gefahr für die Bildung der Schüler in Niedersachsen: „Die Reform der Lehrerausbildung zum Einheitslehrer und die Anpassungen hin zum Einheitscurriculum sind ein Angriff auf die Gymnasien.“

Wo der Christdemokrat vor der Einführung der Einheitsschule „durch die Hintertür“ warnt, versucht eine Sprecherin des Kultusministeriums gegenüber der „Bild“ zu beschwichtigen – und schüttet nicht zuletzt mit einer interessanten Wortwahl nur neues Wasser auf die Mühlen der Kritiker: „Niemand will die Gymnasien abschaffen. Und es ist nicht das Ziel, über Schulreformen zu diskutieren.“

Doch genau diese Debatten werden aktuell in Niedersachsen und darüber hinaus geführt. Gleichzeitig wirft es natürlich ein sehr spezielles Schlaglicht auf das von Julia Willie Hamburg geführte Ministerium, wenn es ziemlich unverblümt erklärt, dass es nicht einmal dazu bereit ist, sich mit durchaus berechtigt erscheinender Kritik auseinandersetzen zu wollen.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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