EU-Emissionsregeln: ein Herz für Superreiche Klimaaktivismus auf den Kopf gestellt

Von Daniel Weinmann

Reich und klimaschädlich. Es sind gleich zwei Feindbilder, an denen sich die omnipräsenten Frontfrauen der Klimarettung, Greta Thunberg und Luisa Neubauer, abarbeiten könnten. Denn ausgerechnet die emissionsintensiven Wasserspielzeuge der Milliardäre werden vom Emissionshandel verschont. Doch bislang verhält sich das Duo, das sonst überall ein Haar in der Klima-Suppe findet, merkwürdig still. Mehr Doppelmoral geht nicht.

Tatsächlich gäbe es für die Alpha-Mädchen der hippen Klimaschutzbewegung gute Gründe zu hinterfragen, warum gerade die Bestbetuchten beim Emissionshandel einen Freifahrtschein für ihre Yachten bekommen.

Viele Industrieunternehmen müssen bereits seit 2005 Zertifikate für ihren Ausstoß kaufen, seit 2012 gilt dies auch für Luftfahrtunternehmen im innereuropäischen Flugverkehr. Im Dezember hat sich die EU darauf verständigt, den Ablasshandel auszuweiten. Neben dem Straßenverkehr und Gebäuden soll künftig auch der Schiffsverkehr erfasst werden. Doch bei den größten Luftverschmutzern soll es gemächlich zugehen. Zunächst müssen nur große Passagier- und Frachtschiffe ab 5000 Bruttoregistertonnen CO2-Zertifikate erwerben – und dies erst schrittweise ab 2024.

»Das mit Abstand schlechteste Gut, das man besitzen kann«

Wie so oft, wenn sich die Vordenker der EU-Kommission auf Kosten der Steuerzahler besondere Mühe geben, ist auch dieses Konstrukt an Absurdität kaum zu überbieten. Denn das Reglement für den Schiffsverkehr gilt nicht für „nicht-gewerbliche Betreiber oder reine Freizeitboote“, wie die EU-Kommission den „NDR“ wissen ließ. Zudem spielt die Größe dieser „Freizeitboote“ keine Rolle. Heißt: Selbst Milliardäre müssen für ihre Megayachten keine CO2-Rechte kaufen.

Kaum zu glauben, dass den Großkopferten um Ursula von der Leyen entgangen sein sollte, dass die Emissionen dieser „Freizeitboote“ gigantisch sind. Richard Wilk, Professor für Anthropologie an der Indiana University, und seine Doktorandin Beatriz Barros haben dies auf Basis von Berechnungsmodellen der US Energy Information Administration und der Carbon-Footprint-Gesellschaft quantifiziert.

Laut ihrer Studie können Luxus-Megayachten bis zu 7020 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr verursachen. Aus ökologischer Sicht seien diese bisweilen mit Hubschraubern und U-Booten ausgestatteten Schiffe „das mit Abstand schlechteste Gut, das man besitzen kann“. Die von Wilk und Barros analysierten 20 Milliardäre emittierten im Jahr 2018 im Schnitt rund 8000 Tonnen Kohlendioxid. Rund zwei Drittel davon werden von ihren Yachten verursacht. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Weltbürger hatte einen CO2-Fußabdruck von rund fünf Tonnen – US-Bürger kamen auf 15 Tonnen.

Laut den Autoren handelt es sich dabei um konservative Schätzungen, da die „eingebetteten“ Kohlenstoffe, die in der gesamten Lieferkette bei der Herstellung der Schiffe verbrannt wurden, nicht in die Berechnung eingeflossen sind.

»Zu großer administrativer Aufwand«

„Superreiche Jachtbesitzer verursachen an einem Sommertag mehr Umweltverschmutzung als die Mehrheit der Menschen in ihrem ganzen Leben“, rechnet auch Jacob Armstrong von der Brüsseler Organisation Transport & Environment vor – und kritisiert: „Doch die Politiker lassen sie weiterhin ungeschoren davonkommen.“

Die EU begründet ihre Handreichung gegenüber den Superreichen derweil so: Die mehr als 5000-Bruttoregistertonnen großen Fracht- und Passagierschiffe seien für 90 Prozent der Emissionen im Schiffsverkehr verantwortlich. Um auch kleinere Schiffe zu erfassen, sei der bürokratische Aufwand zu groß.

Dass dies nur ein schaler Vorwand ist, offenbart der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese, der an den Verhandlungen mitwirkte. Demnach habe das Europäische Parlament vorgeschlagen, dass nicht die einzelnen Schiffsbesitzer ihre Emissionen melden. Alternativ sollte der CO2-Preis einfach auf den getankten Treibstoff aufgeschlagen werden – so wie es bereits jetzt im deutschen Straßenverkehr funktioniert. Der Rat und die Kommission hätten dies jedoch abgelehnt, so Liese. Sie hätten auch dies mit einem „zu großem administrativem Aufwand“ gerechtfertigt.

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Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

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