Acht Jahre saß er für die SPD im Bundestag. Trotz seiner jungen Jahre ist er ein sozialdemokratisches Urgestein. Doch jetzt verlässt der 41-jährige Florian Post die Partei – weil es nicht mehr die seine ist. Was ich bestens verstehen kann – mit der Partei meines Urgroßvaters, der ich selbst in jungen Jahren angehörte, hat die woke Kaste, die die Parteiführung gekapert hat, nichts mehr zu tun.
Die Abrechnung des Ex-Abgeordneten erfolgte im Austrittsbrief. Er habe lange mit sich gerungen, schreibt das SPD-Urgestein darin laut FOL. Aber: „Ich muss leider feststellen, dass in der SPD allgemein und in der Münchner SPD im Besonderen eine Entfremdung zwischen der heutigen Funktionärsschicht einerseits und der Mehrheit der Mitglieder, den noch verbliebenen Stammwählern und den massenhaft abgesprungenen Ex-Wählern andererseits entstanden ist.“
„Früher setzte sich die Münchner SPD selbstverständlich für Handwerker, Gewerbetreibende und Gastronomen ein. Heute feiert man stolz, dass sie für diese Gruppe die Parkgebühren um mehrere hundert Prozent verteuert hat“, so die Klage von Post in dem Brief: „Früher fühlten sich Trachtler, Schützen und Jäger, Eigenheimer und Schrebergärtner wohl in der SPD. Heute erfahren sie Hohn, Spott und Ablehnung.“ Heizpilze, die Münchner Wirten in der Corona-Krise geholfen hätten, seien mit den Stimmen der SPD verboten worden. Die Partei diffamiere Hausbesitzer und Erben als Millionäre und wolle sie mit einer Vermögenssteuer um ihr Eigentum bringen.
‘Erschließt sich mir nicht‘
Generalsekretär Kevin Kühnert könne nicht glaubhaft zur Führung einer Arbeiterpartei gehören, bemängelt Post: „Das erschließt sich mir nicht.“ Er spielt damit offenbar darauf an, dass der 33-jährige sein Studium abbrach, keine Berufsausbildung hat und nie länger einer ordentlichen Beschäftigung außerhalb der Politik nachging. Er könne noch viel mehr Beispiele aufführen, so der Ex-SPD-Mann, aber das würde den Rahmen seines Schreibens sprengen.
Weiter führt Post aus: „Eine riesige Mehrheit aller Menschen, die täglich ihrem Beruf nachgehen und sich um ihre Kinder kümmern sind befremdet, dass Gender-Sternchen und Gender-Beauftragte für Kitas plötzlich das Wichtigste sein sollen. Die SPD will gar nicht wissen, wie ihre früheren Wähler denken und sie hat gar nicht mitbekommen, dass die Anhänger der neuen Rituale längst eine andere politische Wahlheimat gefunden haben.“
Das bittere Fazit des Sozialdemokraten: „Dies alles lässt mich zu dem Ergebnis bzw. der Einschätzung kommen, dass die SPD für Menschen mit gewöhnlichen Alltagssorgen keine wählbare Partei mehr ist, der politische Niedergang gerade der Münchner SPD nicht mehr umkehrbar ist und ich persönlich in einer solchen Partei auch kein Mitglied mehr sein kann.“
Mir spricht der Ex-Genosse damit aus der Seele. Und seine Beweggründe erinnern mich an SPD-Legende Gunter Weißgerber, einer der Mitbegründer der Ost-SPD, der viele Jahre für die Partei im Bundestag saß. Inzwischen ist er ausgetreten und schreibt regelmäßig für meine Seite. Wie sehen Sie den Schritt von Post und seine Kritik? Geht es Ihnen wie mir? Ich freue mich auf Ihre Kommentare!
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