Bill Gates: „Werde nie verstehen, warum gerade ich der Sündenbock bin“ Sein Ziel: Binnen sechs Monaten einen Impfstoff für die gesamte Welt finden

Von Daniel Weinmann

Geht es um Bill Gates, übernimmt die „Süddeutsche Zeitung“ bisweilen auch die Rolle der „Faktenchecker“. So geschehen am 27. April 2020, also kurz nach Beginn der Coronakrise.

„Entbehrt jeder Grundlage“, „abstruse Quelle“ oder „das ist übertrieben“, lauten die Bewertungen unterschiedlicher „Behauptungen“ alternativer Medien. Dem Multimilliardär kritiklos zu huldigen, entspricht der Leitlinie der Zeitung, die seit Beginn der Pandemie das Corona-Reglement der Regierungen Merkel und Scholz zu keinem Zeitpunkt hinterfragt hat.

Vor diesem Hintergrund verwundert wenig, dass Gates im jüngsten „SZ“-Interview Plattitüden wie „wir alle müssen uns vernünftig vorbereiten“ verbreiten darf. Dazu zählen nach Ansicht des Microsoft-Gründers „Investitionen in die Forschungsallianz Cepi, die sich das Ziel gesetzt hat, im Falle einer Pandemie die Entwicklungszeit eines Impfstoffes auf 100 Tage zu verkürzen“. Womit er gleich bei seinem Lieblingsthema ist: der Impfung möglichst aller Menschen auf diesem Planeten. Dies bekräftigte der heute 66-Jährige bereits am 14. April 2020 in den „Tagesthemen“, als er zu Moderator Ingo Zamperoni sagte: „Wir wollen den Impfstoff letztlich sieben Milliarden Menschen verabreichen.“

Tragödie, dass Menschen sich nicht impfen lassen

Die beiden „SZ“-Redakteure nehmen den Faden sofort auf. Ohne ihn zu fragen, ob die Impfungen nicht möglicherweise Nebenwirkungen nach sich ziehen könnten, wollen sie wissen, wie sich Gates die Angst vor der Impfung und die Skepsis gegenüber der Wissenschaft erklärt. „Impfungen sind nicht besonders intuitiv – jemand sticht einem mit einer Nadel in den Arm und drückt eine fremde Substanz in den Körper. Nun stellt sich aber heraus, dass die Impfstoffe großartig sind – ich gehöre ja selbst zu den größten Befürwortern“, lautet seine Antwort.

„Während einer außergewöhnlichen Krise suchen die Menschen nach einfachen Erklärungen – sie suchen die eine böse Person, finden sie und schaffen sie sich vom Hals. Diese Sicht ist stärker präsent, als ich es erwartet hatte.“ Die „wahre Tragödie“ sei doch, dass diese falschen Gerüchte dazu führen können, dass Menschen sich nicht impfen lassen.

Die Desinformation sei „schon frustrierend“ gewesen und habe die Leute in die Irre geführt und eine ohnehin polarisierte Gesellschaft aufeinandergehetzt. „Über Desinformation werden wir noch eine Weile reden, und ich werde nie verstehen, warum gerade ich rausgepickt wurde für die Rolle des Sündenbocks.“ Die größte Ungerechtigkeit in der Pandemie lag für ihn nicht etwa im Leid der Kinder, sondern darin, „dass junge Leute vor alten Menschen geimpft wurden. Es gab ältere Leute in Südafrika oder Südamerika, die keine Impfung erhielten, während junge Leute in Europa oder Nordamerika geimpft wurden.“

Omikron könnte die letzte Welle sein

Als wichtigste Bausteine im Kampf gegen eine potenzielle nächste Pandemie betrachtet der geschätzt 129 Milliarden Dollar schwere Gates die Vorbereitung bei den nichtpharmazeutischen Maßnahmen wie Masken und Quarantäne. „Dann kommt die schnelle Diagnose und hoffentlich ein Medikament, das die Infektionsweitergabe hemmt. Das Ziel muss sein, innerhalb eines halben Jahres einen Impfstoff zu finden für die gesamte Welt.“

Dass es eine Neuauflage der Pandemie geben wird, ist für Gates sicher. „Wir werden eine weitere Pandemie haben. Das nächste Mal wird es ein anderer Erreger sein“, sagte Gates laut „CNBC„. Zugleich kündigte er an, dass er in seinem neuen Buch seine Ansichten aufschreiben werde, wie dies verhindert werden könne.

Im Gegensatz zu Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der das Ende der Pandemie erst in 30 oder 40 Jahren sieht, hält Gates es für „möglich, dass Omikron die letzte Welle sein wird und wir im Herbst nur noch das eine oder andere Echo hören. Das wird dann eher so sein wie in einer typischen Grippesaison.“

 

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock/Frederic Legrand – COMEO
Text: dw

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