„German Angst“ ist gegen Fakten immun Realitätsverlust hinter dem Schleier der Panik

Von Frank W. Haubold

Während Politik und Medien tagtäglich neue Horrorszenarien in Sachen Corona heraufbeschwören, sprechen die Fakten eine andere Sprache. Die einzige Katastrophe, die tatsächlich droht, ist das Abgleiten der Bundesrepublik in eine Pandemie-Notstandsgesellschaft, die zunehmend totalitäre Züge trägt.

Glaubt man dem propagandistischen Trommelfeuer von Politik und Medien, dann steht Deutschland nun schon seit fast zwei Jahren vor einer pandemischen Katastrophe oder befindet sich gar schon mittendrin. Fakten werden nur publiziert, wenn sie diese Darstellung stützen; andere sind unerwünscht und werden ebenso ignoriert wie die Stimmen durchaus renommierter Kritiker.

Dass diese einseitige Darstellung von den meisten Bürgern als Realität wahrgenommen wird, hat mit einem Phänomen zu tun, das man im Ausland als „German Angst“ bezeichnet. Wer kein Selbstwertgefühl besitzt und keinen Halt mehr in traditionellen Werten wie Religion, Nation und Familie findet, fürchtet sich zwangsläufig vor der Fliege an der Wand. Und diese Furcht wird von Politik und Medien gezielt geschürt mit einem Framing, das von Tag zu Tag hysterischer und bösartiger wird.

Die höhnischen Kommentare und Todeswünsche gegenüber Impfverweigerern (Joshua Kimmich, Alice Weidel) und Kritikern in den sozialen Medien belegen den Erfolg dieser Kampagne, die vor allem das Ziel hat, das eklatante Versagen von Politik und Behörden in der Corona-Krise zu übertünchen und Sündenböcke zu präsentieren, die den Volkszorn auf sich ziehen sollen.

Aber wie ist die Lage nun tatsächlich? Die entsprechenden Daten sind durchaus verfügbar, nur macht sich fast niemand die Mühe, sie selbst zu recherchieren und sich ein eigenes Bild zu machen. Mit Stand 11.12.2021 liegt die Inzidenz in Deutschland bei 402,9 und damit um 9 Prozent niedriger als in der Vorwoche. Wird diese Entwicklung in den Medien thematisiert? Kaum, stattdessen halluziniert man über eine angebliche „Untererfassung“ und verweist auf die gestiegenen Todeszahlen, obwohl durchaus bekannt ist, dass diese der Inzidenz nacheilen. Dass die Todeszahlen zudem unabhängig von der tatsächlichen Todesursache jeden Fall enthalten, bei dem der Verstorbene positiv getestet wurde, sei nur am Rande angemerkt.

Vergleicht man die bundesdeutsche Inzidenz mit der der Nachbarstaaten, wird deutlich, dass keinerlei Grund zur Panik besteht, denn in den meisten Ländern liegt sie entweder in der gleichen Größenordnung oder ist sogar noch höher. Frankreich 421, Polen 421, Österreich 394, Niederlande 801, Belgien 910, Tschechien 942, Schweiz 782, Dänemark 705.

Setzt man die Inzidenzen zudem in Relation zu den Impfquoten, wird schnell deutlich, dass die Propagandabehauptung, höhere Impfquoten minderten Ansteckungsgefahr und Inzidenzen, jeglicher Realität entbehrt. Belgien (75,03 % Impfquote), die Niederlande (74,37 %) oder Dänemark (77,12 %) liegen in der Spitzengruppe der Inzidenzen, während Polen mit bescheidenen 54,53 % Impfquote im Mittelfeld liegt. Diese negative Korrelation wurde zwar bereits in einer Harvard-Publikation thematisiert, die aber medial kaum Widerhall fand. Wer publiziert schon gern den Nachweis, dass das eigene Geschwätz von gestern ins Märchenland gehört?

„Aber die Intensivstationen?“, wird der mediengeschulte Leser einwenden. „Die quellen doch über!“ Punktuell mag das so sein, aber wer sich beim DIVI-Intensivregister informiert, wird rasch feststellen, dass auch hier die mediale Darstellung von der Realität abweicht. Am 10. Dezember 2021 waren hier 4.919 Covid-Intensivfälle registriert (Tendenz gleichbleibend), während es am 27. April 5.050 waren und am 4. Januar sogar 5.723!

Einen signifikanten Unterschied gibt es dennoch: Am 4. Januar waren 34.312 Intensivplätze vorhanden (inklusive Notfallreserve) und heute sind es nur noch 30.257! Gäbe es in der Bundesrepublik noch eine unabhängige Medienlandschaft, dann würde zuerst dieser Skandal thematisiert werden, bevor man die Ungeimpften für angeblich nicht mehr mögliche Intensivbehandlungen von Patienten mit anderen Krankheitsbildern verantwortlich macht, was in doppelter Hinsicht wahrheitswidrig und demagogisch ist.

Die Gesundheitspolitik hatte einen ganzen inzidenzarmen Sommer Zeit, dem Trend des personalmangelbedingten Abbaus von Intensivbetten entgegenzuwirken. Das wäre mit vergleichbar einfachen Mitteln möglich gewesen (Gehaltserhöhung für Intensivpflegekräfte, prämienunterstützte Intensivkurse zur Umschulung und Weiterbildung von „normalen“ Krankenpflegern). Man hätte den Kliniken zudem DRG– oder Budgetaufschläge für die Schaffung zusätzlicher Intensivkapazitäten anbieten können (was insbesondere bei privaten Klinikketten einen Motivationsschub ausgelöst hätte). Nichts davon wurde getan.

Und jetzt, da die Folgen dieses skandalösen Politikversagens offenbar werden (weniger freie Intensivbetten), verweist man auf die ungeimpften „gefährlichen Sozialschädlinge“ (FDP-Abgeordneter Rainer Stinner) und Solidaritätsverweigerer und fordert allen Ernstes eine allgemeine Impfpflicht als Allheilmittel für die selbst verursachten Probleme. Dass besagte Impfungen inzwischen nachweislich fast keine der vollmundigen Versprechungen einlösen können und die Zahl der „Impfdurchbrüche“ massiv ansteigt, ist ein anderes, nicht weniger skandalträchtiges Thema, das der gesonderten Betrachtung bedarf.

Historische Vergleiche hinken immer, aber es gehört nun einmal zu den Grundwerkzeugen totalitärer Regime (und jener Noch-Demokratien, die auf dem Weg dorthin sind), Ängste zu schüren und gleichzeitig einen inneren oder äußeren „Feind“ als Sündenbock zu präsentieren, um die eigene Macht zu stärken, Kritiker mundtot zu machen und Grundrechte einzuschränken. Die Bundesrepublik Deutschland des Jahres 2021 ist auf dem besten oder vielmehr schlechtesten Weg, diesen faschistoiden Ungeist wiederauferstehen zu lassen.

Boris Reitschusters aktuelles Bundespressekonferenz-Video – diesmal exklusiv auf GETTR.

 

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Autor Frank W. Haubold wurde 1955 in Frankenberg (Sachsen) geboren. Er studierte an der TU Dresden Informationstechnik und promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er war 35 Jahre lang in verschiedenen Funktionen im Gesundheitswesen tätig, zuletzt als Klinik-Controller. Seit 1989 schreibt er Romane und Erzählungen unterschiedlicher Genres (Science-Fiction, Phantastik, Gegenwart) und gewann mehrere Literaturpreise. Seit einigen Jahren engagiert er sich auch publizistisch und gehörte zu den Erstunterzeichnern der „Gemeinsamen Erklärung 2018“. “ Lesen Sie mehr auf seiner Seite www.frank-haubold.de.
Bild: Shutterstock
Text: Gast

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