Von Kai Rebmann
Nein, mit der Überschrift sollen keine verstörenden Bilder in den Kopfkinos unserer Leser erzeugt werden. Vielmehr geht es darum, einen weiteren Fall von unglaublicher Doppelmoral unter deutschen Politikern zu dokumentieren. Nach den jüngsten Beispielen von Hamburgs „Malle-Senator“ Jens Kerstan (Grüne) und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich jetzt auch Katrin Göring-Eckardt (Grüne) in den Kreis der Volksvertreter eingereiht, die Einschränkungen für die Bürger fordern, für sich selbst aber andere Regeln gelten lassen. Via Twitter hat die Bundestags-Vizepräsidentin ihre Follower zum Maskentragen in Innenräumen aufgerufen: „Ob Büro, Kita, Flughafen und Pflegestation – überall sind Personalausfälle wegen Covid-19 deutlich spürbar. Das zeigt: Coronavorsorge ist auch Wirtschaftsschutz. Auch jetzt sollen wir Masken in Bahn, Büro oder bei Veranstaltungen in Innenräumen tragen. Als Schutz und aus Solidarität.“
Wie unsolidarisch Göring-Eckardt sich verhält, sofern sie ihre eigenen Maßstäbe bei sich selbst anlegt, darauf hat Martin Hagen (FDP) in einer Antwort auf den Tweet hingewiesen. „Was hält Sie davon ab?“, wollte der Fraktionsvorsitzende der Liberalen im Bayerischen Landtag von der Grünen-Politikerin wissen. Dazu postete Hagen vier Bilder, die Göring-Eckardt bei verschiedenen Auftritten in der jüngeren Vergangenheit zeigen. Eine Maske trägt die Bundestags-Vizepräsidentin auf keinem dieser Fotos. Wie dünnhäutig das grün-linke Lager reagiert, wenn es auf die eigene Doppelmoral hingewiesen wird, zeigt die Reaktion eines Twitter-Users, der Hagen vorwirft, gegen Göring-Eckardt „zu hetzen“. Eine einzige, aus nur fünf Wörtern bestehende kritische Frage reicht also aus, um von den Bessermenschen zu Hass und Hetze umgedeutet zu werden. Getroffene Hunde bellen!
Göring-Eckardt führt mit Falschinformationen in die Irre
Es ist schon erstaunlich, wie viel Heuchelei und Falschinformationen in nur 280 Zeichen passen. Neben der fast schon demonstrativ vorgetragenen Missachtung der selbst aufgestellten Regeln verbreitet Göring-Eckardt in ihrem Tweet auch jede Menge Falschinformationen sowohl über die Schutzwirkung von Masken als auch die Zustände auf den Flughäfen und in den Krankenhäusern. Die „Coronavorsorge“, womit die Grüne Maßnahmen wie die Maske meint, schützen im Alltag eben nicht vor Ansteckung oder Weitergabe des Virus, wie schon mehrfach belegt werden konnte. Noch viel weniger leisten die Corona-Maßnahmen einen Beitrag zum Wirtschaftsschutz, wie Göring-Eckardt behauptet, sondern waren und sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Wirtschaft in Deutschland während der vergangenen zweieinhalb Jahren sehenden Auges an die Wand gefahren wurde.
Und natürlich hat auch der Personalmangel in den von Göring-Eckardt angesprochenen Bereichen nicht das Geringste mit dem Coronavirus an sich zu tun. Der schon jetzt legendäre Intensivpfleger Ricardo Lange, ein Mann aus der Mitte des realen Lebens, hat den Spitzenpolitikern schon mehr als einmal den Spiegel vorgehalten, so auch am vergangenen Sonntag bei Anne Will. „Wir haben Personalmangel. Das war auch schon vor Corona so. Die Überlastung der Intensivstationen und Krankenhäuser hat nichts mit Corona, sondern einfach nur mit dem Personalmangel etwas zu tun, Herr Lauterbach“, schrieb der Berliner dem Gesundheitsminister vor einem Millionen-Publikum ins Stammbuch.
Ganz ähnlich verhält es sich mit den Zuständen auf den Flughäfen in Deutschland. Für gestrichene Verbindungen, verspätete Flüge, verschwundene Koffer und stundenlange Wartezeiten bei den Sicherheitskontrollen kann das Coronavirus als solches herzlich wenig. Die Mitarbeiter, die bis vor zwei Jahren noch in diesen Bereichen gearbeitet haben, sind während der politisch auferlegten Zwangspause schlicht entlassen worden und stehen jetzt eben nicht mehr zur Verfügung, weil sie den Lebensunterhalt für sich und ihre Familien inzwischen mit einer anderen Arbeit verdienen. Anstatt eigene Fehler einzugestehen und diese nach Möglichkeit zu korrigieren, versuchen Lauterbach, Göring-Eckardt und Co. immer wieder, mit dem Hinweis auf Corona oder wahlweise den Ukraine-Krieg vom desaströsen Politikversagen der zurückliegenden Jahre abzulenken.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: Juergen Nowak / ShutterstockText: kr
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