Jahrzehntelang war es ein Tabu: Die Bundeswehr im Inlandseinsatz. Jetzt ist es Realität. 20.000 Soldatinnen und Soldaten unserer Streitkräfte sind im Inland eingesetzt. Vor allem in der Kontaktnachverfolgung in Gesundheitsämtern. Nun sollen noch einmal 6.500 Angehörige der Truppe folgen – für den besonderen Impf-Einsatz. Um unter anderem bei der Lagerung und Sicherung des Impfstoffs, aber auch beim Impfen selbst zu helfen.
Wie tagesschau.de mitteilt, werden die Bundeswehrsoldaten „in den zahlreichen, zivilen Impfstätten gebraucht. Sie sollen „die mobilen Impfteams unterstützen.“ Weiter heißt es in dem Bericht sehr vage: „Denkbar ist dabei alles“: Von Ärzten der Bundeswehr, die „die Spritze setzen“ über Sanitätspersonal der Truppe bis hin zu Hilfsdiensten, die „organisatorisch einen möglichst reibungslosen Ablauf der Massenimpfungen“ sicherstellen sollen. Auch eine Einlagerung des Impfstoffs in Kasernen sei denkbar.
Erstaunlich ist, wie der öffentlich-rechtliche Sender, der vor Corona sehr kritisch gegenüber Bundeswehreinsätzen im Inneren war, diese geradezu im Stile von Frontberichterstattung schönschreibt: „20.000 Soldaten kämpfen gegen Corona“, lautet etwa eine Zwischenüberschrift in dem Text auf tagesschau.de. Weiter wird sogar ein Vokabular gewählt, dass man sich früher bei gebührenfinanzierten Sendern im Zusammenhang mit der Bundeswehr kaum hätte vorstellen können: „Noch nie zuvor in ihrer Geschichte war die Bundeswehr an der sogenannten „Heimatfront“ so eingebunden wie in diesem Corona-Jahr.“ Auch die Überschrift ist pathetisch: „Kampf gegen Corona: Bundeswehr rüstet sich für Impfeinsatz.“ Das alles klingt nach öffentlich-rechtlichem Impf-Patriotismus.
Während die Regierungsparteien, große Teile der restlichen Politik und ein Großteil der Medien in dem Impfstoff eine Rettung sehen, bemängeln Kritiker, der Impfstoff sei zu schnell entwickelt und zu kurz getestet worden und die groß angelegte Impfaktion sei deshalb ein „Menschenexperiment“. Wie hoch die Gemüter schlagen, belegen die zahlreichen Spekulationen, die im Internet und in den Medien über eine US-Krankenschwester blühen, die als eine der ersten geimpft wurde und danach zweimal in Ohnmacht fiel. Die Gerüchteküche brodelt, es wird sogar spekuliert, sie sei verstorben. So sehr vor jeder Art der Spekulation bei so heiklen Themen zu warnen ist – die weltweiten, heftigen Reaktionen im Fall der Krankenschwester zeigen, welche emotionalen Wellen das Thema Corona-Impfung auslöst.
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Text: red