Heizen auf Russisch Geschichten zum Schmunzeln – Mein Krisen-Alternativ-Programm

Hand aufs Herz: Haben Sie es nicht auch satt, ständig negative Nachrichten zu lesen? Bei denen man denkt, es seien „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“? Was sie aber leider nicht sind – denn es sind reale Neuigkeiten aus Deutschland. Ich möchte Ihnen ein Kontrastprogramm bieten, aus meiner Zeit in Russland. Zum Entspannen und Schmunzeln. Voilà:

Die Vorfreude auf den Frühling war dieses Jahr kurz. Genauer gesagt dauerte sie nur ein paar Tage. Denn kaum waren die meterhohen Schneehaufen Anfang April geschmolzen, entdeckte ich einen kleinen, unscheinbaren Zettel neben dem altersschwachen, grunzenden Lift in unserem Treppenhaus: „Für die alljährlichen Wartungsarbeiten wird das warme Wasser vom 12. Mai bis zum 1. Juni abgestellt.“

Statt mit Vorfreude an die ersten lauen Frühlingsabende zu denken, malte ich mir aus, wie ich morgens schlecht gewaschen und nur oberflächlich desodoriert aus dem Haus muss. Und wie die Nachbarn in den überfüllten Metro-Waggons bald die Nase rümpfen werden.

Vorwarnung nur für Ausländer

Es war einer der Momente, in denen ich es fast bereute, in einem extra für Ausländer reservierten Hausaufgang zu wohnen: Ein Treppenhaus weiter, wo Iwan Normalverbraucher lebt, käme niemand auf die Idee, vorher anzukündigen, wann das Wasser abgestellt wird. Wozu auch, wehren können sich die Leute ja doch nicht. Und wer nicht vorgewarnt ist, macht sich vorab auch keine Sorgen.

Drei Wochen auf dem Trockenen

Die alljährliche Trockenperiode im Sommer ist dem sowjetischen Zentralisierungswahn zu verdanken: Das warme Wasser und die Heizung kommen in fast allen großen Städten aus Fernwärme-Kraftwerken, die ganze Straßenzüge versorgen. Ein Großteil der Technik ist hoffnungslos veraltet und alles andere als wartungsfrei, deshalb müssen jeden Sommer die Reparatur-Trupps anrücken. Um ungestört zu arbeiten, drehen die Männer von den „kommunalen Diensten“ für drei Wochen den Hahn ab – je nach Stadtteil im Mai, Juni, Juli oder August.

Verabredung zum Dusch-Kränzchen

Nichts bringt die Russen einander näher als die alljährliche Zwangs-Dusch-Pause: Die Trockengelegten fahren zum Waschen durch die ganze Stadt zu Verwandten, Bekannten und Freunden, bei denen das heiße Wasser in einem anderen Monat abgeschaltet wird. Zigtausende russischer Männer verfluchen die Fernheizung, wenn morgens die Schwiegermutter zum Duschen kommt und nebenbei erklärt, warum die Kinder falsch erzogen sind. Und wenn die Nasszelle abends von den Freundinnen der Frau besetzt ist, und die Göttergattin vor lauter Tratsch auch noch das Kochen vergisst.

Gefährliche Eigeninitiativen

Unerschrockene versuchen ihr Bade-Glück mit offenbar selbst gebauten Plastik-Durchlauf-Erhitzern von der Größe einer Banane, die sie über den Wasserhahn im Bad stülpen – und bei deren bloßen Anblick jeden TÜV-Prüfer für Elektrik in Deutschland wohl der Schlag treffen würde.

Wer dem eigenen Geschick traut, bringt auf dem Gasherd ein, zwei Töpfe Wasser zum Kochen, trägt sie dann in die Badewanne, stellt einen Eimer mit kaltem Wasser daneben, braut sich dann mit der Schöpfkelle Schwung für Schwung die richtige Mischung zusammen und gießt sie über seinen Kopf: Die Abenteuer-Version des Duschens – und Hochsaison in den Moskauer Kliniken, die für die Erstversorgung von Verbrühungen und Verbrennungen zuständig sind.

Warmduscher müssen reich sein

Als Weichei dagegen gilt, wer sich für die Sommer-Dürre einen Heißwasser-Boiler in seine Wohnung einbauen lässt. Da so ein Gerät in der Regel weit mehr kostet als der Durchschnittslohn, ist die Zahl solcher Warmduscher in Russland sehr begrenzt.

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Bild: Dmitry Terekhov from Odintsovo, Russian Federation, CC BY-SA 2.0, via Wikimedia Commons

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