„Herr Merz, treten Sie aus der CDU aus!“ Offener Brief

Sehr geehrter Herr Merz,

gerade habe ich Ihre Twitter-Meldung gelesen, in der Sie Ihren neuen Parteichef Armin Laschet faktisch bitten, Sie zum Wirtschaftsminister zu machen – was Merkel sofort ablehnte. Dieser Schritt von Ihnen hat mich emotional so berührt, dass ich es mir nicht verkneifen kann, Ihnen diesen Brief zu schreiben. Journalisten sollten zwar nie aktive Akteure in der Politik sein. Aber sie dürfen ihre Wünsche äußern. Und zudem berufe ich mich hier auf politische Notwehr – als Bürger und als Journalist.

Angela Merkel hat sich mit ihrer Politik wie eine Grabplatte auf Deutschlands politische (und mediale) Landschaft gelegt. Die alten Parteien sind weitgehend gleichgetaktet, die neue Partei ist stigmatisiert. Demokratische Grundprinzipien existieren noch pro forma, faktisch sind viele außer Gefecht gesetzt. Eine Demokratie lebt von Alternativen. Alternativlosigkeit ist das Gegenteil von Demokratie.

Sie wurden auf eine geradezu demütigende Weise ausgebootet beim Rennen um den CDU-Vorsitz. Parteigliederungen veranstalteten Geister-Abstimmungen. Jens Spahn verletzte sträflich die Regeln des Parteitags, als er eine Fragerunde zur Werbung für Laschet nutzte. Die Parteitagsregie ließ ihn gewähren.

Mir war zwar bitter aufgestoßen, dass Sie sich 2018 an der medialen Hetzjagd auf Roland Tichy beteiligten – im Einklang mit genau den Medien, die Sie genauso unter der Gürtellinie angreifen. Dennoch hatte ich die Hoffnung, dass Sie den Wettbewerb in die Politik zurückbringen.

Dass Sie nun freundliche Miene zu diesem bitteren Spiel machen, ja auch faktisch darum bitten, von Merkel ins Kabinett aufgenommen zu werden und damit ihrer Richtlinienkompetenz zu unterliegen, finde ich menschlich zutiefst enttäuschend. Und politisch katastrophal.

Wenn es Ihnen um unser Land geht und um bürgerliche Werte, müssen Sie der Realität, die heute endgültig sichtbar geworden ist, ins Auge sehen: Die CDU wurde von Merkel und ihren treuen Gefolgsleuten feindlich übernommen und ist nicht mehr Ihre Partei. Sie müssen sich jetzt ein Herz fassen und entweder eine eigene Partei gründen oder sich einer wie den Liberal-Konservativen Reformern um Jürgen Joost anschließen.

Sie müssen bürgerlicher, konservativer und liberaler Politik wieder eine Plattform bieten. Wer, wenn nicht Sie, könnte das bürgerlich-liberale politische Spektrum, das in der vergrünten Merkel-Union keine politische Heimat mehr hat, hinter sich vereinigen? Ich bin sicher – viele aufrechte Christdemokraten würden Ihnen folgen.

Jetzt wäre die Stunde, den Teufelskreislauf der „Alternativlosigkeit“, das Lebenselixier des Systems Merkel, zu durchbrechen.

Jedem aufrechten Demokraten, egal ob links, rechts oder dazwischen, müsste das ein Anliegen sein. Selbst Sozialdemokraten – denn eine rotgrüne CDU gräbt der SPD das Wasser endgültig ab.

Herr Merz, zeigen Sie Herz! Und Mut!

Sie haben im Gegensatz zu vielen Ihrer Konkurrenten eine Existenz und Sicherheit abseits der Politik. Sie haben nichts zu verlieren.

Mit freundlichen Grüßen

Boris Reitschuster

PS: Ich bin sehr gespannt auf Ihre Reaktionen, liebe Leserinnen und Leser – schon im Voraus besten Dank für Ihre Kommentare!

Sehen Sie hier mein Video zu der Entscheidung – Warum Merkel jetzt bleibt, selbst wenn sie geht:

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Bild: photocosmos1/Shutterstock
Text: br


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