Von Kai Rebmann
Es sind Szenen, die aufrütteln müssen. Die Schiedsrichtervereinigung Frankfurt hat in den sozialen Medien ein Video veröffentlicht, das den verbalen Angriff eines erwachsenen Mannes auf den erst 15-jährigen Unparteiischen zeigt. Dass es nicht zu mehr gekommen ist, sei wohl dem „mutigen Eingreifen der Schiedsrichterassistenten“ zu verdanken, wie es heißt. Die Bilder sind den Angaben zufolge unmittelbar nach dem Abpfiff des Pokalfinales in der C-Jugend zwischen dem FC Germania Enkheim und dem FC Kalbach (2:0) entstanden.
Doch das Ergebnis spielte zu diesem Zeitpunkt schon längst keine Rolle mehr – ebenso wenig die Hintergründe des mutmaßlichen Täters. Nur so viel wurde dazu bisher bekannt: Es soll sich dabei um den 48-jährigen Vater eines Spielers der unterlegenen Mannschaft handeln. Die Personalien des Mannes sind der Polizei dem Vernehmen nach bekannt, weitere Angaben dazu wurden aber weder seitens der Ermittler noch in den Medien gemacht.
Anders als zum Beispiel noch vor wenigen Wochen im Fall einer Axt-Frau, die in einem Regionalzug eine Reisegruppe attackiert hatte – es konnte nicht deutlich genug betont werden, dass die Angreiferin die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Was damals wichtig schien, ist im vorliegenden Fall plötzlich wieder bedeutungslos geworden: die Frage nach der Nationalität. Doch manchmal sagen Bilder eben mehr als tausend Worte, sodass sich hierzu jeder seine eigene Meinung bilden kann.
Todesdrohung und wüste Beschimpfungen
Der genaue Wortlaut des verbalen Angriffs ist auf dem Video zwar nicht zu erkennen, er ergibt sich jedoch aus dem Sonderbericht, den der Schiedsrichter angefertigt hat. Die „Bild“ zitiert daraus wie folgt: „Ich köpfe dich. Ich ficke deine Mutter.“ Nicht nur die Schiedsrichter-Vereinigung Frankfurt lässt das sprachlos zurück und fragt, wie „kaputt ein erwachsener Mann sein muss, um Jugendlichen mit dem Tode zu drohen.“
Denn: Der bei diesem Spiel eingesetzte Schiedsrichter ist gerade einmal 15 Jahre alt. Es ist wohl dem Umstand geschuldet, dass es sich bei der Partie um ein Pokalfinale handelte, ansonsten wäre das Spiel von nur einem Schiedsrichter und ohne Assistenten geleitet worden. Auf den Bildern ist deutlich zu erkennen, dass der Angreifer erst zurückweicht, als einer der beiden Assistenten eingreift.
Schon während des Spiels sollen zudem Wörter wie „Bastarde“ oder „Hurensöhne“ in Richtung der Schiedsrichter gefallen sein. Der Vater habe den Unparteiischen „ab der ersten Minute beschimpft – auch wegen so banalen Entscheidungen wie Einwürfen“, so die Schiedsrichtervereinigung.
Die Schiedsrichtervereinigung erwartet nun sowohl vom FC Kalbach als auch dem Kreisjugendausschuss und dem Kreissportgericht „spürbare Konsequenzen“. Dass der Fall so hohe Wellen schlägt, hat wohl auch damit zu tun, dass es erst vor zwei Wochen bei einem Spiel in der Frankfurter C-Klasse zu einem tätlichen Angriff auf einen Schiedsrichter gekommen ist. Der damals eingesetzte Unparteiische soll dabei mit zwei Faustschlägen im Gesicht getroffen worden sein.
Stadtbekannter Hooligan oder Gelegenheits-Fan?
Der FC Kalbach, bei dem der Sohn des Angreifers spielt, ist unterdessen um Schadensbegrenzung bemüht. Man habe bereits Kontakt zu dem jungen Schiedsrichter aufgenommen und sich entschuldigt. FCK-Vize Markus Reul bedauert, „dass dies ausgerechnet in unserem Verein passiert ist.“ Man stehe für Fairplay und Toleranz und mache in diesem Bereich auch „sehr viel“, sagt der Funktionär das, was ein Mann in dieser Position eben sagen muss.
Reul weiter: „Wir haben den Vater sofort vom Platz geholt und für unsere eigene Anlage Hausverbot und Betretungsverbot ausgesprochen.“ Der Mann sei bisher „nur drei- oder viermal bei Spielen“ dabei gewesen, weshalb niemand habe ahnen können, „dass er so ausrastet.“
Diese Aussage steht jedoch im krassen Widerspruch zur Einschätzung der Schiedsrichtervereinigung: „Der Mann ist stadtbekannt und tritt immer so hochaggressiv auf unseren Fußballplätzen auf.“ Dann wiederum stellt sich allerdings die Frage, weshalb hier nicht schon eher reagiert wurde, etwa mit Platzverboten.
Bei der Polizei sind inzwischen Strafanzeigen wegen Beleidigung und Bedrohung eingegangen, entsprechende Ermittlungen wurden eingeleitet. Die Schiedsrichter haben erklärt, auch weiterhin Spiele pfeifen zu wollen und haben das dem Bericht zufolge schon kurz nach dem geschilderten Vorfall auch schon wieder getan.
Update: Die aktuelle Berichterstattung über diesen Fall hat offenbar zu einer bundesweiten Sensibilisierung für diese Problematik geführt. Wie die „Bild“ berichtet, ist es auch in der Kreisliga A Dortmund in der Partie zwischen RW Germania und Osmanlispor zu unschönen Szenen gekommen. Demnach hat es dort – ebenfalls unmittelbar nach dem Schlusspfiff – einen Angriff auf einen Linienrichter gegeben.
Die Polizei erklärte dazu: „Mehrere Zuschauer des Gastvereins stürmten auf den 19-jährigen Dortmunder zu. Einer der Zuschauer packte ihn am Hals und würgte ihn mehrere Sekunden lang.“ Gefahndet werde jetzt nach einem „Angreifer mit schwarzem Vollbart“.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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