Kind erklärt dem ZDF die Sache mit den Geschlechtern „Bist du dir sicher?“

Von Kai Rebmann

Der ÖRR in Deutschland ist schon heute der teuerste Staatsfunk der Welt. Dennoch äußerte ARD-Chef Kai Gniffke zuletzt pünktlich zu Ostern den Wunsch nach einer weiteren Erhöhung der Gebühren. Um bis zu 37 Prozent soll die Zwangsabgabe in den nächsten Jahren schrittweise steigen. Es treibt einem die Tränen in die Augen, wenn man sieht, was ARD, ZDF und Co mit diesem Geld anstellen. Hier das jüngste Beispiel, für das die Mainzelmännchen verantwortlich zeichnen.

Der Psychologe Leon Windscheid machte für das am vergangenen Sonntag ausgestrahlte ZDF-Format „Terra Xplore“ die Straßen im Prenzlauer Berg in Berlin unsicher. Für einen Beitrag mit dem Titel „Sex, Gender – Wer bestimmt mein Geschlecht?“ ging der Journalist folgenden „zentralen Fragen“ nach: Wer bestimmt, ob wir Mann, Frau oder nicht-binär sind? Und welchen Einfluss hat das auf unsere Identität?

Die gute Nachricht vorweg: Es fanden sich kaum Menschen, die sich vor laufender Kamera dazu bekannt hätten, dass sie sich im „falschen Geschlecht“ geboren sehen. Nicht wenige Passanten ignorierten den ZDF-Mann und seinen Stand schlicht und einfach. Als Windscheid dann doch irgendwann drei Seniorinnen fand, die sich in die gewünschte Richtung äußerten – nämlich, dass sich Jugendliche in der Pubertät „ausprobieren“ sollten – jubelte der Kollege: „Ich könnte euch gerade alle drei in den Arm nehmen und knutschen.“ Was dann zum Glück aber doch nicht passierte…

‚Mit Penis geboren – heißt das, dass ich ein Mann bin?‘

Leon Windscheid wird beim ZDF zwar als Psychologe geführt, er hätte mit Sicherheit aber auch das Zeug zum Philosophen gehabt. Zu Beginn werden die Zuschauer mit folgender Einleitung an das Thema herangeführt: „Ich wurde mit einem Penis geboren. Aber heißt das auch, dass ich ein Mann bin?“ Man hätte jetzt einfach mit „Ja“ antworten, den Beitrag nach handgestoppten sieben Sekunden beenden und damit viel Geld sparen können.

Stattdessen fährt der Psychologe fort und differenziert dabei: „Früher hätte man wahrscheinlich gesagt: ‚Ja, klar.‘ (Aber) 2023 ist das anders. Wenn ich so ehrlich in mich reinfühle, würde ich schon sagen: ‚Ja, ich fühle mich als Mann.‘ Aber woher kann ich so sicher wissen, wie sich Mannsein anfühlt? Woher kann ich hundertprozentig sicher sein, dass ich ein Mann bin? Am Ende führt das zu einer Frage: Wer bestimmt unser Geschlecht? Wer bestimmt, ob wir Mann, Frau oder vielleicht auch nicht-binär sind? Ist das die Natur, ist es die Gesellschaft oder sind wir das durch eine Entscheidung am Ende selber?“

Die Antworten auf jede einzelne der oben genannten Fragen kannte früher jedes Kind – und so ist es offenbar auch heute noch. Windscheid fragte unter anderem Fritz, ein Kind im Kita-Alter, ob er ein Junge oder ein Mädchen sei. Die klare Antwort: „Ein Junge!“ Ob er sich da sicher sei, wollte sich der ZDF-Mann damit aber nicht zufriedengeben, doch Fritz blieb trotzdem dabei.

Trans-Frauen und Hirnforscherin sorgen für Diversität

Nachdem die Befragung von Passanten auf offener Straße in Prenzlauer Berg aus Sicht des ZDF eher von bescheidenem Erfolg gekrönt war, machte sich Windscheid auf die Suche nach Gesprächspartnern, die sich garantiert nur in der gewünschten Weise äußern würden. Fündig wurde er unter anderem beim Trans-Model Phenix. Und da war er dann wieder, der philosophische Aspekt des Beitrags.

Windscheid wollte von seinem Gegenüber wissen: „Kann ich sicher sagen: Ja, ich bin Mann, ich bin cis, ich bin heterosexuell – kann ich das mit hundertprozentiger Sicherheit sagen? Was würdest du sagen?“ Phenix: „Musst du das? Was bringt’s dir?“

Diese Antwort brachte den ZDF-Mann sichtbar aus dem Konzept, oder zumindest tat dieser so: „Schöne Gegenfrage.“ Und nach längerem Nachdenken nochmal: „Ja, das ist eine schöne Gegenfrage.“ Letztlich blieben sowohl Frage als auch Gegenfrage unbeantwortet, in der Literatur würde man wohl von einem offenen Ende sprechen.

Sein nächster Gang auf der Suche nach dringend benötigten Antworten führte den ZDF-Journalisten zu Dr. Susanne Weis. Auch die Hirnforscherin umtreibt scheinbar die Frage: „Ist das jetzt eine biologische Sache von Mann und Frau, oder ist es das, was unser soziales Umfeld mit uns macht?“ Windscheid unterzog sich sogar einem Hirn-Scan, in der Hoffnung, vielleicht auf diesem Bild seine Geschlechtsidentität ablesen zu können.

Mann oder Frau? Zweifel nagen am ZDF-Psychologen

Dann die große Ernüchterung: Auch die Forscherin konnte dem Kollegen nicht sagen, ob er ein Mann oder eine Frau ist. „Das sollte sich die Wissenschaft auch nicht anmaßen, denke ich. So weit sind wir nicht, so weit werden wir auch nie sein“, glaubt Weis.

Am Ende musste Leon Windscheid resümieren, dass ihn die geführten Interviews mit mehr weiteren Fragen als Antworten zurückgelassen haben. Immerhin: „Ich würde schon nach all diesen Gesprächen immer noch sagen: Ja, ich bin mir sicher, ich bin ein Mann, ich fühle mich als Mann und so weiter. Und trotzdem merke ich, dass diese Gespräche – mit Phenix, mit den Expertinnen und Experten, mit dem, was ich auf der Straße mitbekommen habe, von den Leuten – dass das unglaublich viel mit einem macht.“

Bleibt nur noch die letzte große Frage: Was macht es mit den Zahlern der Zwangsgebühren, wenn sie sehen, wofür ihr sauer verdientes Geld ver(sch)wendet wird?

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Shutterstock

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