„Lauterbach kann offensichtlich nur Evidenzfreiheit und Konzeptlosigkeit“ Medizinstatistiker entlarvt den Gesundheitsminister

Von Daniel Weinmann

Geht es darum, seinen exzessiven Impf- und Maskenfetischismus zu untermauern, beruft sich Karl Lauterbach gerne auf wissenschaftliche Studien, die er nach eigener Auskunft vorzugsweise nachts liest. Eine Million Menschen folgen ihm auf Twitter, für die meisten von ihnen sind seine Einlassungen bis heute unwiderlegbare Tatsachen. Umso genauer sollte der Gesundheitsminister prüfen, was er postet.

Genau dies scheint dem Mann, der sich immer wieder als Mann der Wissenschaft beweihräuchert, gleichgültig zu sein. Dies belegt besonders eindrucksvoll sein Tweet zu einer amerikanischen Meta-Studie über Masken, die der 59-Jährige als „Mega-Studie“ glorifiziert (reitschuster.de berichtete).

Hätte er zumindest die Einführung gelesen, wäre ihm vermutlich aufgefallen, dass von den 1732 Studien, die anfänglich geprüft wurden, nur 13 Studien Daten lieferten, die in die endgültige Analyse einflossen. Zudem umfasst die von ihm so hoch gelobte Arbeit nur 243 Corona-Patienten. Dies zeigt: Lauterbachs wissenschaftliche Herangehensweise an das am 31. Juli als Preprint erschienene Papier erschöpft sich offensichtlich bestenfalls im kursorischen Überfliegen der Zusammenfassung.

»In mehrfacher Hinsicht indiskutabel«

Experten in aller Welt fehlen angesichts der damit wieder einmal manifestierten, gänzlich fehlenden Expertise des prominentesten deutschen Maßnahmen-Protagonisten die Worte. „Das macht mich sprachlos“, schimpfte etwa Medizinstatistiker Gerd Antes in „Focus Online“. Die Studie sei „von unterirdischer Qualität“, Lauterbachs öffentliche Aussagen „in mehrfacher Hinsicht indiskutabel“. Antes, der bis Frühjahr 2021 der Ständigen Impfkommission angehörte, vermutet: „Lauterbach hat sich die Arbeit offensichtlich gar nicht angeschaut.“

„Lauterbach kann offensichtlich nur Evidenzfreiheit und Konzeptlosigkeit“, twitterte der Mathematiker schon im März und legte in der vergangenen Woche im „Deutschlandfunk“ nach: Der Gesundheitsminister habe keinerlei Kompetenz, was Virologie angehe, und handele teils sehr übergriffig.

Mit ihrer offenbar eher bescheidenen Qualität erweise die Studie dem Maskentragen einen Bärendienst, Maskengegner könnten sie und entsprechende Tweets als Beweis für Stimmungsmache verwenden, sagte Antes dem „Focus“.

»Erstaunlich, dass Deutschlands Bundesgesundheitsminister nicht sehen kann, dass dieser Vorabdruck offensichtlicher Müll ist«

Den Zeitaufwand, um eine umfangreiche Studie zu lesen, beziffert er auf zwei bis drei Stunden. Die Ständige Impfkommission brauche oft deshalb so lange mit Empfehlungen, weil sie Hunderte von Untersuchungen sorgfältig auswerte. Vor diesem Hintergrund verwundert kaum, dass Lauterbach der STIKO bisher immer vorauspreschte.

Auch der irische Epidemiologe und Statistiker Darren Dahly übte schonungslose Kritik: „Ziemlich erstaunlich, dass Deutschlands Bundesgesundheitsminister nicht sehen kann, dass dieser Vorabdruck offensichtlicher Müll ist.“

Alasdair Munro, Forscher für Kinderinfektionskrankheiten am britischen Uni-Krankenhaus Southampton, sieht nur eine Erklärung für Lauterbachs Lapsus: „Ich bete, dass Sie sich einfach nicht die Mühe gemacht haben, es zu lesen, bevor Sie es beworben haben, da dies wirklich die am wenigsten besorgniserregende Erklärung ist.“

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Daniel Weinmann arbeitete viele Jahre als Redakteur bei einem der bekanntesten deutschen Medien. Er schreibt hier unter Pseudonym.

Bild: Shutterstock
Text: dw

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