Von Kai Rebmann
Rund einen Monat lang trieb der „Autohasser“ im Westen Hamburgs sein Unwesen. So nannten einige Medien, unter anderem die „Bild“, einen Unbekannten, der scheinbar wahllos mit einem Hammer auf Autos einschlug und deren Scheiben zertrümmerte. Zu den Schwerpunkten der nächtlichen Streifzüge des Vandalen gehörten vor allem die Stadtteile Bahrenfeld, Blankenese, Groß Flottbek, Iserbrook und Sülldorf.
Jetzt wurde der vermeintliche „Autohasser“ auf frischer Tat ertappt. Die Polizei hatte ihre Streifen zuletzt verstärkt, Ende vergangener Woche ging ihr der Randalierer schließlich ins Netz: Bei dem Verdächtigen handelt es sich um Firas A., einen 31-jährigen Asylbewerber aus Syrien. Als Motiv nannte der Verhaftete „Unzufriedenheit mit seiner Situation“, weshalb er seinen Frust habe abbauen müssen. Neben einem Hammer – der mutmaßlichen Tatwaffe – stellten die Beamten noch eine verbotene „Schlagring-Messer-Kombination“ sicher.
Aber: Auch nach Bekanntwerden dieser neuen Details blieb Firas A. für die Medien der „Autohasser“. Der flüchtige Leser, der sich in der Flut der Schlagzeilen auf die Überschriften beschränkt, wird also in dem Glauben gelassen, es könnte auch um die Taten eines „Aktivisten“ gehen, die aus vermeintlich „ehrvollen Motiven“ heraus begangen wurden.
Fahren ohne Fahrerlaubnis?
Bilanz der bizarren Frustbewältigung: ein Sachschaden in geschätzter Höhe von insgesamt mehr als 250.000 Euro. Der Syrer räumte die Taten gegenüber der Polizei und dem Haftrichter ein – etwas anderes blieb dem auf frischer Tat Ertappten wohl auch kaum übrig. Prompt folgte die nächste „Überraschung“, die in Zeiten wie diesen aber leider keine mehr ist: Firas A. wurde auf freien Fuß gesetzt, da nach Ansicht des Richters keine Fluchtgefahr bestehe.
Zudem wurde – auch das ist bei dieser Täter-Klientel inzwischen durchaus üblich – eine psychiatrische Untersuchung angeordnet. Wäre doch gelacht, wenn sich in diesem Rahmen nicht doch noch jede Menge „entlastende Gründe“ finden ließen.
Der Syrer dankte es dem nachsichtigen Richter auf seine ganz eigene Weise. Nur drei Tage nachdem er die „volle Härte des deutschen Rechtsstaats“ zu spüren bekommen hatte, wurde Firas A. bei der Polizei erneut aktenkundig. Diesmal mussten die Beamten ihren neuen Stammkunden wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis festnehmen – und ihn wieder laufen lassen! Dafür sieht der Gesetzgeber eine Strafe von bis zu 180 Tagessätzen oder Freiheitsstrafe bis zu 12 Monaten vor.
Mögliches Motiv lässt tief blicken
Was aber könnte den Asylbewerber zu seinen Taten getrieben haben? Ende April, also wenige Tage vor Beginn der Vandalismus-Serie, wurde Firas A. von der Polizei ohne Führerschein am Steuer erwischt und kassierte deshalb die Autoschlüssel ein. Als er die Schlüssel kurz darauf auf dem Revier abholen wollte, wurde ihm die Herausgabe jedoch verweigert – offenbar, weil er gar nicht im Besitz einer Fahrerlaubnis ist, seinen Führerschein also nicht nur nicht dabei gehabt hatte, was „nur“ eine Ordnungswidrigkeit darstellt, aber natürlich keine Straftat.
Es scheint also weniger der Hass auf Autos gewesen zu sein als vielmehr der Hass auf die Polizei bzw. den deutschen Rechtsstaat, der Auslöser für die nächtliche Randale gewesen ist. Bei seiner neuerlichen Festnahme am Montag fand die Polizei wiederum ein Messer sowie mehrere gefälschte 20-Euro-Scheine bei dem Syrer.
Bemerkenswert: Während die „Bild“ mit der Wortwahl „Autohasser“ zwar über das Motiv hinwegtäuscht, schreibt sie wenigstens in Bezug auf die Identität des Randalierers Klartext. Ganz im Gegensatz zu anderen selbsternannten „Qualitätsmedien“. So ist etwa bei „t-online“ und dem „Hamburger Abendblatt“ von „einem Mann“ oder wahlweise „einem 31-Jährigen“ die Rede – unter fast schon angestrengt wirkender Vermeidung des Wortes „Syrer“.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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