Von Kai Rebmann
Eisenberg ist seit einigen Tagen in aller Munde, zumindest in bestimmten Kreisen. Die zwischen Jena und Gera in Thüringen gelegene Kleinstadt fristet mit ihren gut 10.000 Einwohnern für gewöhnlich ein von der bundesweiten Aufmerksamkeit weitgehend unbeachtetes Dasein. Selbst das traditionelle Stadtfest wurde bisher allenfalls in den lokalen Medien thematisiert.
Doch in diesem Jahr ist alles anders. Einige linksgrüne Kulturkrieger sind bei ihrer unentwegten Suche nach „strukturellem Rassismus“ in der deutschen Gesellschaft jetzt in Eisenberg fündig geworden. Am Wochenende (9.-11. Juni) fand dort das „Mohrenfest“ statt. Obwohl das Stadtfest bereits seit dem Jahr 2019 unter diesem Namen firmiert und die Veranstaltung als solche schon viel länger existiert, löste sie in der entsprechenden Blase erst jetzt so richtig Schnappatmung aus.
Wie so oft, so merken die selbsternannten „Guten“ auch dieses Mal nicht, wie das Schwingen mit der Rassismus-Keule zur absurden Selbstentlarvung gerät. Ein besonders eindrückliches Beispiel hierfür liefert die taz-Volontärin Adefunmi Olanigan mit ihrem aktuellen Artikel „Rassistischer Stadtfest-Name in Eisenberg – Nicht alle wollen mitfeiern“.
Kampf um die Deutungshoheit
Gleich in den ersten Absätzen beklagt die Autorin, dass Menschen, die nicht von angeblicher Diskriminierung betroffen seien, die Entscheidungshoheit an sich rissen, „was denn nun rassistisch sein soll und was nicht“. Dass Olanigan mit diesem Satz aber genau das selbst tut, scheint sie in ihrem Übereifer gar nicht mehr zu merken.
Und weiter: Dieser „historische Begriff“, gemeint ist „Mohr“, sei schwarzen Menschen immer wieder zugeschrieben worden, um sie mit dieser „rassistisch geprägten Fremdbezeichnung“ herabzusetzen und zu exotisieren. Auf schwarze Menschen wirke dieser Begriff verletzend, behauptet die taz-Kollegin weiter und gräbt dabei die Grube, in die sie am Schluss selbst fällt, immer tiefer.
Erstens: Der eigentliche Rassist ist doch der, der einen Begriff wie „Mohr“ per se negativ besetzt. In früheren Jahrhunderten, also in der Zeit, in der die besagte Legende vom Eisenberger Mohr zu verorten ist, waren Schwarze in Thüringen nun einmal etwas Exotisches – ebenso wie das für Weiße in vielen anderen Teilen der Welt galt.
Zweitens: Die vorgebliche „Anti-Rassistin“ schreibt in ihrem Artikel durchgehend – und grammatikalisch falsch – von „Schwarzen Menschen“ oder „Schwarzen Sklaven“, auch dann, wenn es nicht am Satzanfang steht. Gleichzeitig aber ist da von „weißen Menschen“ oder einer „weißen Aristokratin“ zu lesen. Da könnte man locker darüber hinwegsehen, aber wenn so etwas in einem Artikel passiert, in dem „struktureller Rassismus“ in Deutschland angeprangert wird, ist es natürlich mehr als nur bemerkenswert.
Drittens: In Wahrheit dient die Klage über die Verwendung des Begriffs „Mohr“ vielen von vermeintlicher Diskriminierung Betroffenen lediglich als eine Art der Selbst-Stigmatisierung. Oder anders ausgedrückt: Sie gefallen sich in der Opferrolle so gut, dass sie jede passende und vor allem unpassende Gelegenheit für diesen Zweck instrumentalisieren. Man kommt nicht umhin, in diesem Zusammenhang immer wieder auf Andrew Onuegbu zu verweisen. Der aus Nigeria stammende Koch betreibt in Kiel das Gasthaus „Zum Mohrenkopf“, hat diesen Namen ganz bewusst gewählt – und gegen den Widerstand der linksgrünen Kulturkrieger verteidigt.
Der Mohr von Eisenberg
Stein des Anstoßes war bzw. ist die im Jahr 2019 erfolgte Umbenennung des Stadtfestes in Eisenberg in „Mohrenfest“. Diese geschah auf Initiative des Bürgermeisters Michael Kieslich, der übrigens Mitglied der CDU ist und nicht etwa der AfD.
Apropos AfD: Auch mit dem Demokratieverständnis bzw. der Akzeptanz von Mehrheitsverhältnissen scheint es bei der taz-„Gutmenschin“ nicht zum Besten bestellt zu sein. Olanigan beschreibt Eisenberg und Umgebung als eine Region, deren Bürger „bei der vergangenen Bundestagswahl sowohl mit ihren Erst- als auch Zweitstimmen zu rund 29 Prozent die AfD wählten, die damit stärkste Partei wurde“. Na, wenn das nicht schon Beweis genug für „strukturellen Rassismus“ im Herzen Thüringens ist…
Und auch die Legende vom Eisenberger Mohr – wohlgemerkt „Legende“, nicht mehr und nicht weniger – ist deutlich harmloser, als es die von der taz-Volontärin veranstaltete Aufregung vermuten ließe:
Zur Zeit der Kreuzzüge soll ein schwarzer Sklave nach Eisenberg gebracht worden sein. Kurz nach dessen Ankunft verschwand eine Halskette der Gräfin. Der Mohr geriet in Verdacht und wurde zum Tode verurteilt. Doch ehe es zur Hinrichtung kommen konnte, tauchte die Kette wieder auf, die Gräfin fand das wertvolle Schmuckstück in ihrer Bibel. Der Sklave wurde begnadigt und die Gräfin entließ ihn in die Freiheit. Und wenn er nicht gestorben ist, dann lebt er noch heute.
Olanigan bezeichnet dies als eine „rassistische, historisch nicht belegte Geschichte“ und wirft Eisenberg vor, mit dem Mohrenfest menschenfeindliche und diskriminierende Traditionen zu pflegen. Bürgermeister Kieslich hält in der „Zeit“ dagegen: Die Legende stehe „für die Ehrlichkeit des Dieners“ und er sei stolz „auf die Geschichte der Stadt“.
Auch wenn es Adefunmi Olanigan nicht gefallen wird, spielt der Mohr von Eisenberg für die Geschichte der Stadt eine große Rolle, die noch weit über die Namensgebung für das Stadtfest hinausgeht. So gibt es dort unter anderem den „Mohrenbrunnen“, das Hotel „Am Mohrenbrunnen“, eine „Mohren-Apotheke“ und die „Mohrenstraße“.
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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