„Minister haben keine Eile beim Impfen – bei sich selbst: Spahn ‘wird sich einreihen‘“: Unter dieser Überschrift berichtete ich am 14. Dezember über die sehr zurückhaltenden Antworten aus der Regierung auf meine Frage auf der Bundespressekonferenz (BPK), ob Jens Spahn (CDU) als zuständiger Minister oder ein anderes Mitglied der Bundesregierung plane, mit gutem Beispiel einen der neuartigen Impfstoffe als einer der ersten verabreicht zu bekommen. Spahns Sprecher Hanno Kautz antwortete, da sei zunächst die Empfehlung der ständigen Impfkommission abzuwarten, die noch nicht vorliege. „Er wird sich einreihen in die Priorisierung, wie das für sein Amt und seine Krankengeschichte dann passt“, sagte Kautz (anzusehen hier). Auch Merkels Sprecherin hatte zuvor zu erkennen geben, dass die Bundeskanzlerin selbst keine Eile hat. Gestern erklärte Ulrike Demmer nochmals auf der BPK auf die Frage, ob schon jemand im Kabinett geimpft sei oder dies plane: „Sowohl für das Bundeskabinett als auch für die Mitarbeiter der Bundesbehörden und Ministerien gelten die Regeln, die die Ständige Impfkommission aufgestellt hat“. Das ist insofern beachtlich, da in anderen Staaten durchaus Politiker gezielt ein Zeichen setzten und sich an vorderster Front impfen ließen.
Ich wollte wissen, wie die Deutschen es sehen, dass sich ihre Regierenden beim Impfen so strikt an die Regeln halten und anderen den Vortritt lassen. Denn sie rechtfertigen das ja oft damit, sie wollten keine „Extrawurst“ und sich nicht bevorzugen lassen. Während andere sagen, die Symbolwirkung wäre wichtiger. Deshalb habe ich beim Meinungsforschungsinstitut INSA eine repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben. Online und via Telefon wurden dazu 2072 Menschen in Deutschland befragt. Sie sollten antworten, ob sie folgender These zustimmen: „Ich bin dafür, dass die Mitglieder der Bundesregierung (z.B. im Sinne ihrer Vorbildfunktion) unter den ersten sind, die sich gegen das Corona-Virus impfen lassen“.
Das Ergebnis: 47 Prozent wünschen sich das. Nur 30 Prozent sind dagegen:
Unterschiede ergeben sich zwischen Ost und West:
Befragte aus dem Osten Deutschlands sind deutlich häufiger dafür, dass die Mitglieder der Bundesregierung unter den ersten sind, die sich gegen das Corona-Virus impfen lassen, als dies Befragte aus dem Westen befürworten (57 zu 45 Prozent).
Auch nach Parteipräferenzen gibt es Unterschiede:
Wähler der AfD (60 zu 27 Prozent), FDP (52 zu 31 Prozent) und Union (50 zu 32 Prozent) stimmen absolut-mehrheitlich der Aussage zu, dass sich die Mitglieder der Bundesregierung besonders frühzeitig impfen lassen sollen. Aber auch Wähler der anderen Parteien stimmen diesem Vorschlag relativ-mehrheitlich zu (42 bis 45 Prozent).
Die zwischen den Zeilen durchschimmernde Position der Regierung, man könne es den Wählern nicht zumuten, dass sich Kanzlerin und Minister schneller als andere impfen lassen, trifft also nicht die Stimmung in der Bevölkerung. Im Gegenteil. Eine Mehrheit der Wähler würde sich wünschen, dass die „Kapitäne“ mit gutem Beispiel voraus gingen.
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Text: red