Sie wollte sich nicht testen lassen: Krankenhaus entlässt Azubi-Pflegerin Faktischer Testzwang am Arbeitsplatz

Von Elias Huber

Bislang verloren Pfleger ihre Arbeit, weil sie die Corona-Impfung verweigerten. Doch nun hat es offenbar eine Auszubildende erwischt, nachdem sie sich nicht auf das Coronavirus hatte testen lassen. Dabei hatte die Frau nach eigenen Angaben gar keine Symptome einer Erkrankung.

Wie aus einem Schreiben des Klinikums Freudenstadt hervorgeht, hat das Krankenhaus ein Ausbildungsverhältnis mit der Pflegerin Melanie Kanalic in der Probezeit beendet. Das Schreiben vom 8. Februar nennt keinen Kündigungsgrund. Laut Kanalic war der Auslöser ein Corona-Test, den die Frau als Symptomlose nicht ablegen wollte. “Eine leitende Ärztin meinte daraufhin zu mir, ich sei eine Gefahr für die Patienten”, sagt Kanalic gegenüber reitschuster.de.

Das Klinikum Freudenstadt teilte auf Anfrage nicht mit, warum Kanalic entlassen wurde. “Aus Gründen des Datenschutzes” könne man leider keine Auskunft geben, sagt eine Sprecherin.

Laut Kanalic hat alles mit einem Unfall auf dem Weg zur Arbeit begonnen. Sie sei auf dem vereisten Boden vor der Klinik ausgerutscht und habe sich den Kopf angeschlagen, berichtet die zweifache Mutter. Kollegen hätten den Vorfall in der Notaufnahme gemeldet. “Mir ging es gut, aber die Kolleginnen machten sich Sorgen und wollten, dass der Unfall aus Versicherungsgründen erfasst ist”, erzählt die 40-Jährige.

Das Problem: Um in die Notaufnahme eingelassen zu werden, hätte sie einen Corona-Test ablegen müssen, sagt Kanalic. Sie habe aber immer kommuniziert, dass sie sich weder impfen noch testen lasse. “Eine Ärztin aus der Notaufnahme meinte, es könne nicht sein, dass ich den Test verweigere”, erzählt Kanalic. Die Medizinerin habe den Vorfall an weitere Vorgesetzte gemeldet. Die hätten zwar mit ihr gesprochen, sagt Kanalic, aber der Betriebsrat habe trotzdem ohne lange Diskussion entschieden, das Ausbildungsverhältnis zu beenden.

‘Mein Körper gehört mir‘

Kanalic ärgert sich über die Entscheidung sehr. Arbeitsrechtlich sei sie nicht verpflichtet gewesen, sich testen zu lassen. “Mein Körper gehört mir. Solange ich keine Covid-19-Symptome habe, sollte man mich auch nicht testen”, sagt die Frau. Außerdem habe sie gute Arbeit geleistet. Eine Praxisanleiterin der Klinik habe ihr die Note 1,7 gegeben. Damit sei sie eine der Klassenbesten gewesen, sagt Kanalic.

Die Frau kritisiert zudem, dass die Ärzte aus der Notaufnahme den Arbeitsunfall weder protokollieren noch behandeln hätten wollen, weil sie den Test verweigerte. “Das ist unterlassene Hilfeleistung”, sagt die Frau.

Azubi-Kollegen beschreiben Kanalic als eine “positive Persönlichkeit”, die Treffen organisiert habe und Gespräche in der Klasse angeregt habe. Die Frau habe ihre Kritik über die Maske, PCR-Tests oder die Corona-Impfung nie verheimlicht. Außerdem sei sie Klassensprecherin der Azubis des Krankenhauses gewesen.

Den Pflegerberuf will Kanalic nun an den Nagel hängen: “Ich gehe voraussichtlich wieder in meinen alten Beruf als geprüfte Schutz- und Sicherheitskraft.” Sie wolle sich nämlich weiterhin nicht impfen und testen lassen, bekräftigt die Frau.

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Elias Huber arbeitet als freier Journalist in Frankfurt am Main.
Bild: Melinda Nagy/Shutterstock
Text: eli

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