Straßenschild auf Arabisch: Was will uns Düsseldorf damit sagen? Fragwürdige Symbolpolitik von Linksaußen

Von Kai Rebmann

Der Schilderwald auf Deutschlands Straßen, insbesondere in den Zentren der Großstädte, ist ebenso bekannt wie er bei Autofahrern gefürchtet ist. Hinter vorgehaltener Hand wird sogar gemunkelt, dass die Hinweise, die eigentlich dabei helfen sollen, den Verkehr zu regeln und sich zu orientieren, aufgrund ihres überproportionalen Einsatzes genau das Gegenteil bewirken. Davon völlig unbeeindruckt hat sich jetzt irgendjemand im Düsseldorfer Rathaus einen ganz besonderen Husarenstreich einfallen lassen: Straßenschilder auf Arabisch!

Die „Ellerstraße“ führt in Oberbilk vom Hauptbahnhof in südwestlicher Richtung stadtauswärts. Seit einigen Tagen steht dort weiß auf blau außerdem „شارع إلَرْ“ zu lesen, die arabische Übersetzung des Namens. Was das soll? „Damit bringen wir unsere Würdigung zum Ausdruck und setzen ein Zeichen des Miteinanders“, teilen die Düsseldorfer Grünen über den Neuzugang im städtischen Schilderwald mit.

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Zeichen des Respekts an ‚eingewanderte Deutsche‘

Auch Dietmar Wolf (Grüne), Bürgermeister im „Maghreb-Viertel“, wie der Bezirk in Düsseldorf auch genannt wird, zeigt sich begeistert: „In Oberbilk leben schon seit Generationen viele Menschen, Familien und Gewerbetreibende mit marokkanischem und maghrebinischem Hintergrund. Ein bunter und diverser Stadtteil, durch und durch.“ Es gehe um Respekt, Achtung und Repräsentation, wie der Politiker gegenüber dem „Express“ betont.

Zur fast identischen Wortwahl griff Aiman Mazyek auf Twitter. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime verkündete dort: „Erstmalig Straßenschild auf Arabisch in Deutschland; mehrsprachig (wie es in vielen Ländern der Erde gang und gäbe ist); Düsseldorf zeigt Vielfalt und zollt eingewanderten Deutschen Respekt.“

Eine durchaus fragwürdige Einlassung, und das nicht nur aufgrund ihrer inhaltlich schlicht falschen Behauptung. Mehrsprachige Straßenschilder – nicht zu verwechseln mit allgemeinen Verkehrsschildern – sind in kaum einem Land dieser Welt „gang und gäbe“, noch nicht einmal in mehrsprachigen Ländern wie etwa der Schweiz. Und wenn, dann am ehesten noch in touristischen Zentren und auch dann nur auf Englisch als internationale Zweitsprache.

Zweitens spricht Mazyek von „eingewanderten Deutschen“ und einem Zeichen des Respekts an selbige. Wäre es nicht viel respektvoller und dazu viel mehr zu erwarten, dass sich die angesprochene Gruppe mit ihrer selbst gewählten neuen Heimat identifizieren, sei es nun in Deutschland oder anderswo? Wenn hier aber ausdrücklich von „Deutschen“ die Rede ist, dann sollten diese sich nicht nur mit der hiesigen Kultur und Gesellschaft identifizieren – sondern zuallererst auch der deutschen Sprache mächtig sein.

Kritik wird zur Hetze umgedeutet

Wie gehabt sympathisieren die meisten Medien mit der in Düsseldorf betriebenen Symbolpolitik. Im WDR beklagt sich Hildegard Düsing-Krems, Vorsitzende des Vereins „Flüchtlinge sind in Düsseldorf willkommen“, dass man bei einem Post über das arabische Straßenschild am vergangenen Freitag die Kommentarfunktion habe einschränken müssen. Als ein aus ihrer Sicht offenbar besonders drastisches Beispiel für einen „Hass-Kommentar“ nannte die Flüchtlingshelferin einen Fall, in dem es hieß, „dass es das Straßenschild nur gäbe, weil die Menschen in dem Viertel zu faul seien, Deutsch zu lernen.“

Noch einen Schritt weiter geht die „Rheinische Post“. Dort wurde in der Überschrift richtig schweres Geschütz aufgefahren: „Düsseldorf: Arabisches Straßenschild sorgt für Hetze im Netz“. Aber: Pech gehabt! Auch hier werden keine Beispiele genannt, stattdessen verschwindet der Artikel nach einer kurzen und nichtssagenden Einleitung hinter der Bezahlschranke.

Bleibt also noch Twitter als mögliche Quelle für Hass und Hetze gegen das arabische Straßenschild. Die Suche beim Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime läuft ins Leere, da dort nur der erlauchte Kreis von Mazyeks Follower kommentieren darf. Und bei der Bild-Redakteurin Zara Riffler, die den Tweet ebenfalls aufgegriffen hat, finden sich zwar weit überwiegend kritische, aber keinesfalls hetzerische Reaktionen.

Bereits seit dem Jahr 2021 gibt es in Düsseldorf auch ein japanisches Straßenschild, ein italienisches soll demnächst folgen. Weshalb hat nun also ausgerechnet das arabische Straßenschild so viel Kritik hervorgerufen? Offenbar wird die Bereitschaft zur proaktiven Integration von Japanern und Italienern von der Mehrheitsgesellschaft in Deutschland anders wahrgenommen und bewertet, als dies bei Arabern der Fall ist.

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Screenshot Youtube-Video Deutschlandkurier

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