Supermarkt-Chef entschuldigt sich für Hetze gegen Regierungskritiker Dreht jetzt der Wind?

Von Kai Rebmann

Peter Simmel betreibt in Sachsen, Thüringen und Bayern insgesamt zwei Dutzend Edeka-Märkte. In Zeiten, in denen es wieder populär geworden ist, gegen Andersdenkende zu hetzen, wollte auch der Geschäftsmann unbedingt „zu den Guten“ gehören. So wie zum Beispiel auch zahlreiche Promis und Unternehmer, die sich derzeit vor den Karren der Regierung spannen lassen, um gegen die Opposition mobil zu machen.

Was kann daran schon verkehrt sein, dachte sich Simmel wohl. Und ließ in Sachsen und Thüringen – nicht aber in Bayern – Prospekte seiner Märkte verteilen, auf denen der Slogan „Für Demokratie, gegen Nazis“ zu lesen war. Schon diese regional selektive Werbung legt nahe, dass es offenbar nicht zuletzt auch um die politische Erziehung der Kundschaft im Osten gehen sollte, wo die Opposition laut allen Umfragen besonders stark ist.

Doch der Supermarkt-Chef hat die Rechnung ohne seine Kundschaft gemacht, die sich als mündige Bürger erwiesen und sich die pauschale Diffamierung als „Nazi“ nicht (mehr) so einfach gefallen lassen wollten. Die Gleichung „Regierungskritiker = Nazi“ mag zwar eine gängige sein, doch sie ging und geht nicht auf – nicht in Sachsen, nicht in Thüringen und auf Dauer auch nirgendwo sonst auf der Welt.

Marktleiter versucht die Rolle rückwärts

Die Welle der Empörung schlug derart hohe Wellen, dass in den sozialen Medien bereits zum Boykott der betreffenden Edeka-Filialen in Sachsen und Thüringen aufgerufen wurde. Was in den Medien in einem Akt der Selbst-Projektion ansonsten immer reflexartig als „Hass und Hetze von rechts“ diffamiert wird, löste bei dem Markt-Chef aber eine gänzlich andere Reaktion aus. Simmel setzte zum Zurückrudern an und wandte sich mit einem ausführlichen Statement an seine Kunden:

„Entschuldigung, es tut mir leid, dass sich mit meinem Begriff ‚Nazis‘ Menschen angesprochen fühlten, welche mit unserer jetzigen Regierung nicht einverstanden sind. Deshalb ist man kein Nazi. Auch ich bin nicht mit unserer jetzigen Regierung einverstanden und hoffe auf Neuwahlen, welche unsere freiheitliche Demokratie stärken. Einige haben sich durch die Formulierung angegriffen gefühlt, dafür entschuldige ich mich bei Ihnen.

Ich liebe Freiheit und Demokratie und dafür setze ich mich ein. Nach meinem Verständnis sind Nazis Rechtsradikale, welche unsere Demokratie abschaffen wollen, die Hitlerzeit verherrlichen und in ein solch menschenverachtendes System zurückwollen. In ein System, in welchem Andersdenkende oder Menschen, die nicht bestimmten Vorgaben entsprachen, verfolgt und ermordet wurden.

Durch den Austausch mit unseren Kunden habe ich gelernt, dass sich viel mehr Menschen mit diesem Wort identifizieren, als ich dachte. Wahrscheinlich auch deswegen, weil diese Menschen in der Vergangenheit vorschnell in die Nazi-Schublade gesteckt wurden, anstatt sich mit ihren Sorgen auseinanderzusetzen. Nur weil man gegen die jetzige Regierung ist, ist man selbstverständlich nicht automatisch ein Nazi. Bitte um Verzeihung, wenn ich damit Menschen verletzt habe.

Auch ich bin mit der jetzigen Arbeit unserer Regierung nicht zufrieden. Meiner Ansicht nach schätzt die jetzige Regierung nicht die Menschen, welche unser Land am Laufen halten. Wir brauchen eine Regierung, welche die Menschen, die unser Land am Laufen halten, unterstützt und anerkennt. Wir dürfen unser Land aber auf keinen Fall von Menschen regieren lassen, welche unsere Demokratie abschaffen wollen.

Unsere Demokratie ist nicht perfekt und wir alle müssen uns ständig daran beteiligen, dass es besser wird, aber es gibt für die Menschen, die in einer Demokratie leben, keine bessere Staatsform. Viele Grüße, Peter Simmel.“

Silberstreif am Horizont

Ja, es ist eine Entschuldigung mit teilweise deutlich angezogener Handbremse und erwartbaren Formulierungen. Und ja, es werden in dem Statement auch die alten, unsäglichen Vorurteile gegen die AfD und deren angeblichen Ziele wiederholt, ohne die Partei ausdrücklich beim Namen zu nennen.

Der eigentliche – und ganz wichtige – Hoffnungsschimmer in diesen wahrlich finsteren Zeiten besteht aber darin, dass offenbar mehr als nur drei, vier Bürger aufgestanden sind und den Marktleiter mit der Wirkung konfrontiert haben, die seine womöglich etwas unbedachte Aktion in weiten Teilen der Bevölkerung eben auch hervorgerufen hat.

Das gab es in den vergangenen Tagen und Wochen in dieser Form noch nicht. Pauschale Diffamierungen von Regierungskritikern und Andersdenkenden wurden stets nur mit Beifall bedacht. Dass es auch anders geht und der Wind in diesem Land – nach kurzer Auszeit – weiterhin im Drehen begriffen scheint, zeigt dieses Beispiel aus Sachsen und Thüringen.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

Bild: Simmel

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