Ein Gastbeitrag von Vera Lengsfeld
Das jüngste Buch konnte Autor André Lecloux nicht mehr in den Händen halten. Er starb leider 14 Tage, bevor der Band erschien. Aber was für ein Vermächtnis!
Lecloux war mir schon auf Twitter, später X aufgefallen wegen seiner klugen von leisem Spott getragenen Tweets. Sein Humor war stets erhellend, nie verletzend. Er nahm sich auch selbst auf die Schippe. Eines seiner Bücher hatte den Titel: „Früher war alles leichter, vor allem ich“.
Die Sammlung geistiger Tieflüge, die er uns hinterlassen hat, haben es in sich. Die zunehmende Verblödung unseres Landes, das schon lange nicht mehr den Dichter und Denkern, auch nicht den Richtern und Henkern, sondern den Dummköpfen und Denunzianten gehört, wird immer wieder beklagt. Lecloux Sammlung legt uns diese traurige Tatsache auf eine Art nahe, die uns ab und zu zum Lachen bringt. Lachen ist die beste Medizin gegen Trübsinn und Depressionen, die im besten Deutschland aller Zeiten jeden anzuspringen drohen, der sich über den Zustand Deutschlands Gedanken macht.
Lecloux Nachwort:
„Die allermeisten der Normalsterblichen zeigen Hemmungen, sich zu Themen zu äußern, von denen sie überhaupt keinen Schimmer haben. Wenn jedoch jemand einen Prominentenstatus erobern konnte – es sei im Sport, in der Kunst oder gar in der Politik – fällt diese Blockade rasch. Und so kommt es zu völligen intellektuellen Aussetzern wie denen , die ich in diesem Buch liebevoll zusammengestellt habe. Die naheliegende Frage, ob er/sie/es das jeweilige Zitat wirklich von sich gegeben hat, kann ich mit einem festen Ja beantworten. Viel Vergnügen mit über 130 eher unfaßbaren Fehlzündungen – Vielleicht bei einem guten Glas Wein.“
Der Band ist vom Verlag solibro liebevoll ausgestattet worden mit aussagekräftigen Fotos der Akteure, Friedrich Merz führt die Sammlung an, zu Recht:
„Wir können im Moment nicht viel tun – aber das tun wir mit großer Intensität“.
Noch zwei Beispiele: „Wir haben erst Gleichberechtigung, wenn unqualifizierte Frauen in Machtpositionen kommen“ (Annika Landsteiner) und „Männer, die ihre Hand beim Böllern verlieren, können zumindest keine Frauen mehr schlagen. (Jette Nietzard).
Und noch zwei zum Schluss:
„Willkommen im Jahr 2030: Ich besitze nichts, habe keine Privatsphäre und das Leben war noch nie besser“. (Klaus Schwab)
Wer freut sich da nicht auf die Zukunft? 2030 ist nur noch 5 Jahrpläne weit entfernt! Und wir können sicher sein:
„Den Sozialismus in seinem Lauf hält werde Ochs noch Esel auf“. (Erich Honecker)
Heute Abend werde ich Lecloux noch einmal zur Hand nehmen – bei meinem favorisierten Primitivo. Ich trinke darauf dass es Dir gut gehe, wo Du jetzt bist, André!
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Vera Lengsfeld, geboren 1952 in Thüringen, ist eine Politikerin und Publizistin. Sie war Bürgerrechtlerin und Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR. Von 1990 bis 2005 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst bis 1996 für Bündnis 90/Die Grünen, ab 1996 für die CDU. Seitdem betätigt sie sich als freischaffende Autorin. 2008 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt. Sie betreibt einen Blog, den ich sehr empfehle. Das neue Buch „Ist mir egal“ zu Merkel können Sie hier vorbestellen.
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