In den anderen Ländern, die ich kenne, hat man im Alltag, abseits von Krankenhäusern und Altenheimen, bereits so gut wie vergessen, was eine Maskenpflicht ist. Vereinzelt sieht man zwar noch Menschen, die Mund und Nase mit Stoff bedecken – aber sie sind die absolute Ausnahme, und oft genug Deutscher oder Österreicher. Bis auf China, die kommunistische Diktatur, in der das ganze Schlamassel seinen Anfang nahm, ist Corona so gut wie abgehackt. Nur ein anderes Land neben China ist noch ganz auf Corona-Trip: Deutschland. Selbst Österreich kommt da nicht hinterher, obwohl sich die Politiker Mühe zu geben scheinen. Aber wer kann schon mit dem Panikorchester um „Unser Karl“ – Lauterbach – konkurrieren.
Jetzt gibt es neue Nachrichten aus dem Corona-Geisterfahrer-Land: Berlins Gesundheitssenatorin Ulrike Gote, eine Parteifreundin der „Corona-Heulboje“, wie Oskar Lafontaine den Minister nennt, will jetzt eine Rückkehr der Maskenpflicht in Innenräumen, also etwa Geschäften und Museen. Sie begründet das damit, dass sich die Lage „dramatisch verändert“ habe. Offenbar nur in Deutschland. In den USA hat gerade der Präsident die Pandemie für beendet erklärt. Seine oberste Gesundheitsbehörde, die CDC, hat ihre bisherige Empfehlung zum Tragen von Masken in den Einrichtungen des Gesundheitswesens klammheimlich aus ihrem Maßnahmen-Katalog gestrichen. Wohlgemerkt: In medizinischen Einrichtungen. Denn in Geschäften musste sie ohnehin schon niemand mehr tragen.
Und was macht Deutschland? Die Zensoren des Bertelsmann-Konzerns – schon im Nazi-Reich bekannt als überstrenge Zensoren im Dienste des Regimes – sperren auf Facebook den Journalisten Henning Rosenbusch dafür, dass er nichts weiter tut, als das Zitat, mit dem Biden die Pandemie für beendet erklärt, wörtlich wiederzugeben. Lauterbach bastelt mit Hilfe der Corona-Umfaller von der FDP an immer neuen Daumenschrauben für die Menschen. Und während der Bundespräsident demonstrativ ohne Maske im Zug posiert und dieses Bild provokativ auf seine Webseite stellen lässt – nach dem Motto: Für mich gelten die Regeln nicht – will Berlin die Maskenpflicht von Zügen, Bussen und Bahnen wieder auf den Alltag ausweiten.
Aber lassen wir die Gesundheitssenatorin zu Wort kommen. Die Berliner Zeitung, einst SED-Blatt und heute im Besitz eines ehemaligen Stasi-Mitarbeiters, schreibt: „Das Infektionsgeschehen hat sich nach Angaben der Politikerin in Berlin „dramatisch verschärft“. Sie rechne damit, dass sich die Zahl der mit Covid-19 behandelten Patienten in den Krankenhäusern in den kommenden 16 Tagen verdopple. ‘Die Situation in den Krankenhäusern ist schon jetzt sehr stark belastet‘, sagte Gote. Die ‘Herbst-Welle hat bereits begonnen‘“.
Offenbar nur in Deutschland. Und auch da nicht überall. Denn das Blatt schreibt weiter über die angebliche neue Corona-Welle: „Auf den Intensivstationen der Hauptstadt ist sie bislang nicht angekommen. Gegenüber dem Vortag ging die Belegung in Berlin sogar am Mittwoch von 66 auf 61 Patienten zurück. Davon mussten 23 invasiv beatmet werden. Das Divi-Intensivregister verzeichnete 26 freie Betten speziell für Covid-Patienten.“
Nur ein Alibi?
Grohe beteuert, die Lage werde dadurch verschärft, dass Personal in Einrichtungen der medizinischen Versorgung, der Pflege und der kritischen Infrastruktur mit Covid-19 ausfalle. Das ist nur logisch, wenn die Politik die Mitarbeiter zu ständigen Tests verpflichtet und positiv Getestete dann auch ohne jegliche Symptome in Quarantäne müssen. So schafft man sich die Probleme selbst – und praktischerweise synchron auch noch ein Alibi für die Maskenpflicht. Besonders praktisch: Feste Grenzwerte dafür gibt es nicht (mehr). „Von der Feststellung, dass Berlin ein Hotspot ist, sind wir noch weit entfernt“, sagte Gote laut Berliner Zeitung. Aber dennoch will sie die Maskenpflicht zurück.
Man kommt sich vor wie in einem Irrenhaus. Das ist eindeutig. In welcher Abteilung man sich dort verorten würde – darüber kann man streiten. Angststörungen? Sadismus? Kontrollzwang? Macht-Neurotiker?
Aber Galgenhumor beiseite: Als Journalist ist man in der deutschen Politik zunehmend überfordert; ich wünschte mir, ich hätte Psychologie studiert. Dann würde mir die Einordnung vielleicht leichter fallen.
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