„Wachstum von Wohlstand ist eine dekadente Entgleisung“ Ökonom fordert radikales Schrumpfen der Wirtschaft

Von Kai Rebmann

Die Deutschen leben wie die Made im Speck. So jedenfalls lassen sich die Grundaussagen von Niko Paech zusammenfassen, die dieser in einem Interview getroffen hat. Der Experte von der Uni Siegen outete sich im Gespräch mit dem „Merkur“ als Anhänger der sogenannten Postwachstums-Ökonomie. Anstatt Wachstum um jeden Preis lautet die Devise, dass nur eine schrumpfende Wirtschaft die globale Erderwärmung stoppen könne. Oder wie Paech selbst es ausdrückt: „Die Wirtschaft muss nicht wachsen, weil sonst eine Unterversorgung von Produkten droht. Sie muss wachsen, damit Menschen das Einkommen für die wachsenden Ansprüche bekommen.“

Um dies an einem Beispiel zu illustrieren, wirft das Blatt die Frage auf, ob es anstatt der Fernreise in die Karibik nicht auch eine Fahrt an die Nordsee tut. Dabei gibt es zwischen diesen beiden Extremen noch jede Menge Platz für das, was man auch die tatsächliche Realität der meisten Deutschen nennen könnte, etwa den klassischen Urlaub am Mittelmeer. Dennoch behaart der Ökonom aus dem Siegerland: „Wir müssen radikal reduzieren.“

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Alternativer Ansatz zur Klima-Politik der Ampel

Eines vorweg: Es ist mit Sicherheit nicht alles schlecht, was Paech zu diesem Thema zu sagen hat, auch wenn viele seiner Forderungen zumindest aus heutiger Sicht als utopisch angesehen werden müssen. Über die von ihm aufgeworfene Frage, ob etwa schon 6-Jährige unbedingt eine Spielkonsole brauchen, kann man durchaus diskutieren, wenn auch vielleicht etwas mehr unter dem pädagogischen Aspekt als unter jenem des ökologischen Verzichts zugunsten des Klimas.

Schon deutlich weniger mehrheitsfähig erscheint hingegen die Forderung danach, dass sich „fünf Menschen einen Rasenmäher und eine Waschmaschine teilen“ sollen. Gemeint sind hier wohl mehrere Haushalte, wie ein Blick auf die durchschnittliche Größe einer Familie nahelegt. Und selbst die von der Ampel vorangetriebenen Maßnahmen wie das Verbot von neuen Öl- und Gasheizungen oder die von der EU beschlossenen Zwangssanierungen ab spätestens dem Jahr 2033 hält der Ökonom für nicht ausreichend bzw. nicht zielführend.

„Eine Wärmepumpe fällt nicht einfach so klimaschonend vom Himmel. Die Ressourcen, die Fertigung, der Transport, der Flächenverbrauch bei der Produktion – das alles verursacht Umweltschäden“, argumentiert Paech. „Grünes Wachstum“ bezeichnet er deshalb als „Illusion“ und wirft dabei einen Blick in die Geschichtsbücher: „Alle Innovationen der letzten 200 Jahre, leider auch die meisten grünen, haben sich ökologisch immer negativ ausgewirkt.“

Irgendwie klingt das alles ein bisschen so, als ob hier jemand zwar gebadet, dabei aber nicht nass werden will. Heizen mit Öl und Gas ist schlecht fürs Klima, Wärmepumpen sind aber offenbar auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Also alle Mann wieder zurück ans Lagerfeuer?

Absoluter Reichtum und relative Armut

Dabei hängt Paech noch nicht einmal dem althergebrachten Narrativ an, wonach große Konzerne, die den Hals nicht voll genug bekommen können, schuld an der Öko-Misere seien. Vielmehr macht der Experte die Konsumenten, also uns alle, dafür mitverantwortlich: „Kreuzfahrten, Fernreisen, SUVs und immer mehr Häuser gelten als normal. Aber deren Wachstum ist angesichts der ökologischen Situation und des bereits erreichten Wohlstands eine dekadente Entgleisung.“

In Paechs Augen ist es so: „Global und historisch betrachtet, sind alle Deutschen, mit minimalen Ausnahmen, reich.“ Aber auch hier gilt, um es mit den Worten des Ökonomen auszudrücken, dass dieser Umstand eben „nicht vom Himmel gefallen“ ist. Das Problem sei, so die Überzeugung des Experten, dass Armut immer relativ gerechnet werde, sprich: „Wie viel hat ein Mensch im Vergleich zu einer durchschnittlichen Referenzgröße?“

Bei einer absoluten Betrachtung sehe die Sache schon anders aus, und zwar so: „Wir bezeichnen heute Menschen als arm, die wesentlich mobiler und technisch besser ausgestattet sind als Reiche in den 70er-Jahren. Man kann absolut immer reicher werden – und trotzdem statistisch als arm dargestellt werden.“ Etwas provokativ könnte man den Ökonomen an dieser Stelle fragen, auf welche 70er-Jahre welchen Jahrhunderts er sich bezieht.

Oder noch etwas provokanter: Warum fordern Gewerkschaften immer höhere Löhne und legen deshalb weite Teile des öffentlichen Lebens in Deutschland lahm, so wie zuletzt Anfang dieser Woche? Unsere Großväter wären schließlich glücklich gewesen, wenn sie 15 Euro bzw. 30 D-Mark in der Stunde verdient hätten.

Und dann wäre da noch das Problem der drohenden Massenarbeitslosigkeit als zwangsläufige Folge einer radikal schrumpfenden oder auch nur auf der Stelle tretenden Wirtschaft. Aber auch dafür hat Paech eine Lösung: die 20-Stunden-Woche. Diese werde früher oder später „so oder so notwendig“, also könne man die Verkürzung der Arbeitszeit „doch besser gleich (einführen), solange wir den Übergang noch steuern können“.

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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.

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