Wie Spahn mit zweierlei Maß misst Der Gesundheitsminister nahm es mit Schutz nicht so genau

Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen

In seinem gestrigen einstündigen Interview im Social Media Kanal „Jodel“ hatte Jens Spahn sich eigentlich ganz gut geschlagen. Höhepunkt des Interviews  war die Aussage, dass wir bezüglich unserer Corona-Maßnahmen näher am schwedischen als am spanischen Modell gewesen seien.

Die Aussage des souverän und locker wirkenden Bundesministers dürfte diversen Menschen, die unter dem deutschen Lockdown im Frühjahr gelitten haben und deren Existenz gefährdet oder gar ruiniert wurde, erheblich wehgetan haben.

Fakt ist, dass es in Schweden keinen Lockdown gab, Geschäfte und Gastronomie blieben geöffnet und die Leute hatten, mit Ausnahme von Pflege- und Altenheimen, keine Kontaktsperren.

Im Interview, dass der Pressesprecher von Jodel führte, wurden allerdings keine Rückfragen aufgenommen, somit wurde auch an keiner Stelle kritisch eingehakt.

Kritisch dürfte die Jodel-Redaktion das Interview, das auf Youtube verfügbar ist, jetzt aber doch betrachten. Denn Jens Spahn ist heute positiv auf SARS-Cov-2 getestet worden und zeigte Erkältungssymptome. Er befindet sich derzeit in häuslicher Quarantäne.

Die Social Media Reporterin der Welt, Marie Przibylla, berichtete heute, dass der Pressesprecher von Jodel, der namentlich nicht genannt ist, erhebliche Befürchtungen hat, von Spahn angesteckt worden zu sein. Die Ansteckungsgefahr sei ja bekanntermaßen ein bis zwei Tage vor den ersten Symptomen besonders hoch.

Spahn trug während des gesamten Interviews keine Maske. Eigentlich wirkte er dabei so, als wollte er Optimismus verbreiten, was nun leider rückwirkend durch seine Covid-19-Erkrankung, konterkariert wird.

Auch schmerzhaft dürfte es für viele sein, die tagelang vergeblich auf ihr Testergebnis warten mussten, dass der Bundesgesundheitsminister in weniger als zwei Stunden seinen positiven Befund bekam. Da tröstete es wenig, dass er im Interview angab, seine Brille ganz allein bezahlt zu haben („wie alle anderen in der gesetzlichen Krankenversicherung“).

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Aber lassen wir das einmal beiseite.

Die Infektion von Jens Spahn ist insofern ein Politikum, als es zeigt, dass auch der bestinformierte Deutsche, der über umfassende Möglichkeiten des Selbstschutzes verfügt, sich nicht wirksam vor der Ansteckung schützen konnte.

Die pogromartige Stimmung, gegen Menschen aus Hotspots, die wir spätestens seit Beginn der zweiten Welle im Land haben, die durchaus von Spitzenpolitikern geschürt wird, müsste durch dieses Ereignis eigentlich kippen. Denn schuldhaft steckt sich in Deutschland wohl kaum einer an, schon gar nicht absichtlich.

Wir müssen anerkennen, dass die Maßnahmen, die wir zum Schutz ergreifen können, unvollkommen sind und dass auch der Gesundheitsminister nur relative Schutzregeln eingehalten hat, wie viele andere in der Bevölkerung auch. 

Wer in einem einstündigen Interview ohne Maske einem Interviewer gegenüber sitzt, geht ein Risiko ein. Wer nur lockere Stoffmasken trägt, wie Spahn, geht ein Risiko ein und wer Kabinettssitzungen, in denen es um massiv restriktive Maßnahmen für die Bevölkerung geht, meint, dass der Mindestabstand ausreicht, geht auch ein Risiko ein. Mal sehen, wie viele Kabinettsmitglieder jetzt positiv getestet werden.

Ich mache Jens Spahn keinen Vorwurf, dass er sich und andere nachlässig geschützt hat. Es wäre allerdings angemessen, die Schärfe und Verhältnismäßigkeit der Aussagen, Forderungen und Maßnahmen, die nun in der zweiten Welle beschlossen werden, mit dem eigenen menschlichen Verhalten abzugleichen und auf ein menschliches Maß zu reduzieren!

Das gilt für die gesamte politische Exekutive, die unser Land derzeit mit fast diktatorischen Regeln überzieht. Egal ob es sich um den bayerischen Ministerpräsidenten, die Kanzlerin oder den Bundesgesundheitsminister handelt.

Vielleicht waren Spahns Aussagen zum „deutschen-schwedischen Weg“ ja doch mehr als ein taktisches Manöver? Der schwedische Weg führt derzeit in dem skandinavischen Land nur zu einer moderaten, zweiten Infektionswelle.


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Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.


Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“


Bild: photocosmos1/Shutterstock
Text: Gast

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