Ein Gastbeitrag von Alexander Peitz
Er steht am existenziellen Abgrund. Macit Uzbay ist einer von zehntausenden Einzelhändlern in Deutschland, die durch den Lockdown kurz vor der Insolvenz stehen. „Die Eröffnung meines Geschäfts ist alternativlos“, sagt Uzbay, der Inhaber eines Kosmetikstudios in Krefeld ist und seit der Verkündung des so genannten harten Lockdowns seine Türen geschlossen halten muss.
Doch Uzbay wollte nicht länger tatenlos zusehen, wie seine Existenz und die zehntausender anderer Einzelhändler vor seinen Augen zugrunde geht – und rief die Aktion „Wir machen auf“ ins Leben, deren Telegram-Kanal innerhalb kürzester Zeit von fast 60.000 Personen abonniert wurde. Seitdem kommt Uzbay kaum nach, all die Mails zu beantworten, die auf ihn einprasseln – Danksagungen, Presseanfragen, Anfeindungen und Anfragen von Einzelhändlern, sich an der Aktion zu beteiligen. „Mittlerweile habe ich Anfragen von fast 10.000 Geschäften in ganz Deutschland“, verrät der Krefelder. Von Sportläden über Hotels bis zu Hundesalons sei fast jede erdenkliche Branche, die vom Lockdown betroffen ist, vertreten.
Ursprünglich war angedacht, dass die Geschäfte am kommenden Montag ihre Pforten öffnen – und sich somit einer erneuten Verlängerung der Zwangsschließung entgegenstellen. Doch um Kritikern seiner Aktion den Wind aus den Segeln zu nehmen, entschloss sich Uzbay, der Politik eine letzte Frist von einer Woche zu setzen und die Eröffnung um eine Woche aufzuschieben – sollten die Forderungen von „Wir machen auf“ unbeantwortet bleiben. Uzbay erklärt: „Wir geben der Regierung nun eine Woche Zeit, die Evidenz für die Maßnahmen darzulegen und sofort für die nötige finanzielle Unterstützung zu sorgen. Sollte das nicht passieren, werden wir am 18. Januar öffnen.“
Vermeidbarer Kritik vorbeugen
Zudem wolle er verhindern, dass seine Aktion durch die „Mainstream-Presse“ als unsolidarisch verunglimpft wird. Schließlich sei es möglich, dass durch Silvester die Zahl der positiv an Corona Getesteten noch steige. Daher sei es besser, die 14 Tage abzuwarten, um keine vermeidbare Kritik hervorzurufen.
Anfeindungen sei er ohnehin schon ausgesetzt, seit er sich an die Öffentlichkeit begeben hat. So wurde seine Website www.coronapedia.de von Unbekannten gehacked und kurze Zeit lahmgelegt. Auch von linksradikaler Seite wird Uzbay bedrängt. „Die Antifa hasst mich“, sagt er lachend. Doch die würden sich etwas zurückhalten, weil er ja Türke ist und das somit nicht ins gedankliche Konstrukt des rechtsradikalen Corona-Leugners passe.
Auch auf anderen Wegen versuchte er bisher, etwas zu bewirken. Zahlreiche Mails habe er schon an Politiker geschrieben, um sie auf die massiven Kollateralschäden der Maßnahmen aufmerksam zu machen – doch alle seien bisher unbeantwortet geblieben.
Zu Söders Aussage, dass alle vier Minuten ein Mensch an Corona sterbe, fällt Uzbay folgendes ein: „Die Maßnahmen bringen erwiesenermaßen nichts, außer dass zahllose Geschäfte vor der Insolvenz stehen. Richtig ist, dass alle vier Minuten in Deutschland eine Existenz stirbt.“
Alexander Peitz (ehemals Millauer) begann seine journalistische Karriere als freier Mitarbeiter für ein Lokalblatt der Augsburger Allgemeinen. Dort begann er schließlich auch ein redaktionelles Volontariat. Heute lebt und arbeitet er als freier Journalist in Berlin.
Bild: Halfpoint/Shutterstock
Text: ap