Ein Gastbeitrag von Sönke Paulsen
Niemand hat die Absicht, die Schulen zu schließen, so flötete es, sinngemäß, durch die Medien, als die Sommerferien begannen. In einigen Bundesländern gab es da bereits normalen Präsenzunterricht an den Schulen. Dann kam Jens Spahn und sah öffentlich, auch nach den großen Ferien, ein Wechselmodell mit eingeschränktem Präsenzunterricht und Masken an deutschen Schulen.
Es gab Kritik in den Medien und der Gesundheitsminister ruderte zurück. Seine Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er könne sich bei niedrigen Inzidenzen auch einen normalen Schulstart vorstellen.
Dann plädierte Britta Ernst (SPD) für die Kultusministerkonferenz gegen vorzeitige Festlegungen, die KMK sei aber für den Präsenzunterricht. Etwas widersprüchlich vielleicht.
Bundesbildungsministerin Karliczek betonte schließlich, dass es keine Garantie für offene Schulen geben könne. Sie schließe Schulschließungen nicht aus.
So weit die Bundesorakel in verteilten Rollen. Die Gesamtaussage ist: „Stellt euch auf alles ein!“
Gehandelt werden soll auf kommunaler Ebene und am besten von jeder Schule selbst. Denn es geht um Luftfilter, die nur sehr lückenhaft verbaut werden, um Hygienekonzepte und sinnvolle digitale Ergänzungen des Unterrichtes, die aber nur punktuell, in den Sommerferien, ein Thema sind.
Dabei geht es vor allem um die Schüler, die mit dem digitalen Unterricht, auch als Distanzunterricht bezeichnet, nicht zurechtkommen. Das scheinen viele zu sein.
Es ist insgesamt bei den Schülern eher von Stagnation und Kompetenzeinbußen auszugehen, wie Studien nahelegen. Diejenigen mit den geringsten Bildungschancen trifft es auch am härtesten.
Die Frage von Schülern, Eltern und Schulen, wie es jetzt weitergeht, wird politisch nicht beantwortet, die Maßnahmen werden den Kommunen und sogar den einzelnen Schulen überlassen. Effektive Hilfen gibt es keine und auch nicht die kleinste Planungssicherheit.
Stattdessen wird auf Masken und „funktionierende Testkonzepte“ verwiesen. Was für ein Unsinn! Ein funktionierendes Testkonzept wäre eine Infrarot-Temperaturmessung der Schüler am Schuleingang, als Ergänzung zu den Schnelltests, wie es beispielsweise in Asien praktiziert wird, der schnelle Einbau von Umluftanlagen, mehr Personal und vor allem die Beseitigung des Modernisierungsstaus in dreistelliger Milliardenhöhe an unseren Schulen, der schon vor zehn Jahren festgestellt wurde. Dann könnte man auch Klassenräume in adäquater Größe schaffen. Nichts von alledem ist angelaufen, man schaukelt sich so durch.
Ab den Herbstferien wird es dann heißen: Das Virus zwingt uns zu diesen Maßnahmen – und die Schüler werden wieder nach Hause geschickt.
So einfach kann Politik sein und so schlecht!
Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.
Sönke Paulsen ist freier Blogger und Publizist. Er schreibt auch in seiner eigenen Zeitschrift „Heralt“. Hier finden Sie seine Fortsetzungsgeschichte „Angriff auf die Welt“ – der „wahre“ Bond.
Bild: Inna Reznik/ShutterstockText: Gast
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