Zusammenprall der Kulturen – Frischer Wind in der Bundespressekonferenz Wie man im Ausland über unsere Corona-Politik lacht

Sehen Sie hier mein Video von der Bundespressekonferenz mit Spahn, Lauterbach und dem niederländischen Kollegen.

Wenn unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen, kann das sehr bereichernd sein. So war es heute in der Bundespressekonferenz. Wo ich zeitweise meinen Ohren nicht traute. Der Grund: Der niederländische Journalist Rob Savelberg von der angesehenen Amsterdamer Tageszeitung De Telegraaf tat dort das, was in meinen Augen die Aufgabe von uns Journalisten ist, aber in der heutigen Bundesrepublik viel zu selten geschieht: Er grillte die Regierenden. Eigentlich könnte man Savelbergs Fragen hier ohne jeden Kommentar wiedergeben. Der Kontrast dazu, wie viele deutsche Kollegen fragen, ist so offensichtlich, dass er keiner Erläuterung bedarf. Fast vom Stuhl gehauen hat es mich, als Savelberg, kurz nachdem zuvor Spahn noch die eigene Corona-Politik gelobt und darauf verwiesen hatte, wie gut diese im europäischen Vergleich sei, darauf hinwies, dass man im Ausland lache über die Deutschen und sie nicht wiedererkenne – weil sie ja bisher als Organisationstalente galten. Ich ging nach der Pressekonferenz auf Savelberg zu und wir kamen ins Gespräch. Er wunderte sich sehr, dass seine Art, beinhart, bissig zu fragen, als etwas Besonderes aufgefasst wird. In den Niederlanden sei das normal, und in England auch, meinte der Kollege. Dass es das in Deutschland nicht mehr ist, spricht Bände. Aber lassen Sie sich jetzt hier in die Welt eines hierzulande schon fast vergessenen, bissigen Journalismus entführen – hier das Stenogramm von Savelbergs Befragung. Das Video finden Sie hier.

Hier ein Auszug aus meinem aktuellen Wochenbriefing – das Sie hier kostenlos abonnierten können:

Ich bin diese Woche über mich selbst erschrocken. Aber alles der Reihe nach.

Es ist unglaublich, vor welchen Herausforderungen man inzwischen in Deutschland als Journalist steht. Dieser Tage bekam ich einen Text zugesandt von einem Arzt, den ich kenne und sehr schätze. Ein kluger Kopf – nachdenklich, sehr sachlich und, wie man neudeutsch sagt, faktenorientiert. Er schickte mir einen Text zum Thema Impfen. Eine Abrechnung mit dem Kurs der Regierung auf diesem Gebiet. Mit sehr vielen erschütternden Fakten zu den Impfstoffen. Und einer politisch höchst inkorrekten Schlussfolgerung in Sachen Abwägung von Risiken und Nebenwirkungen.

Das – kritische – Portal, wo er sonst veröffentlicht, hatte den Text abgelehnt. Deshalb bat er bei mir um publizistisches Asyl. Der Text hatte es in sich, und deshalb geriet ich erst mal ins Stocken. Es war mir sofort klar: Die selbsternannten Faktenfinder, die immer solche Fakten finden, die zu ihrer Wahrheit passen, würden mich dafür zerreißen. Mit den Methoden, mit denen sie arbeiten, finden sie immer etwas. Im Zweifelsfall unterstellt man etwas, was gar nicht im Text steht, und widerlegt dies dann öffentlichkeitswirksam. Aber deswegen kneifen? Das wollte ich auch nicht. Ich bat um Bedenkzeit, weil ich den Text erst noch einmal gründlich selbst zerlegen wollte. Was ja völlig richtig ist. Ich nutzte dann aber meinen Dauerstress, um die Sache auf die lange Bank zu schieben – und schon kam vom Autor die Nachricht, dass er den Text zurückziehe. Warum ich deshalb über mich selbst erschrocken bin? Weil ich Angst habe, dass ich, wider Willen, das Spiel mitspiele und selbst schon die Schere im Kopf habe.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

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Bild: Boris Reitschuster
Text: br


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