Die Sondierer sind keine Retter, sondern Gefährder Ansagen aus dem Sondierungsraumschiff

Ein Gastbeitrag von Gunter Weißgerber. Weißgerber war Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90, Mitbegründer der Ost-SPD, Mitglied der freigewählten Volkskammer 1990, Mitglied des Deutschen Bundestages 1990-2009.

Die Koalition der Rettungswilligen bestimmte die Eckdaten für den Flug mit ihrer fliegenden Untertasse. Sie fliegen über uns hinweg. Alles soll gerettet werden, zusätzlich kosten soll es nichts.

Wer das glaubt, wird selig, und ihm gehört die Utopie. Der Abstand zur Realität wird größer, das Erwachen wird unschön.

Die Sondierungsergebnisse lassen nur einen Schluss aus Sicht der Sondierer zu:

Deutschland befindet sich in Ruhe und Sicherheit, ist stabil und auf dem Weg der Einheit von Klimawirtschafts- und Sozialpolitik. Experimente muss Deutschland nicht scheuen.

Alles in allem ist die Klimalehre allmächtig, weil sie wahr ist. Die Klassiker des Marxismus-Leninismus jubeln und sind nicht zornig ob des Ideenklaus bei ihnen.

Den Gernekoalitionären ist augenscheinlich nicht klar, dass wir uns nicht mehr im ruhigen Auge des selbstinitiierten Zyklons aus wirtschaftlichem Abbruch, aus energetischer Blauäugigkeit, aus rigorosem Steuer- und Abgabenfanatismus befinden. Beginnende weltweite Energiekrise und Inflation wälzen sich unbarmherzig drüber. Stärker werden die Starken und Autarken, die Seekrankheit bekommen vor allem die sich selbst aus dem Rennen Nehmenden. Die einäugigen Sondierer schlafen den Schlaf der Selbstgerechten. Sie sind keine Retter. Gefährder trifft es besser.

Alexander Will von der Nordwest-Zeitung/NWZ skizziert es am 16. Oktober 2021 auf Facebook nüchtern:

Reales Ergebnis der Sondierungen jenseits der Beweihräucherung der Sondierer:

  • Gesellschaftspolitisch alles super-woke
  • Insgesamt keine Stärkung des Individuums, dafür quillt Kollektivismus und Staatsgläubigkeit aus jedem Knopfloch
  • Soziale Wohltaten mit der Gießkanne
  • Offene Türen für fast jeden
  • Keine Aussagen zu Inflation, China, Russland
  • Klima-Panik im gesamten Papier
  • Marsch in die Energiemangelwirtschaft
  • FDP hat sich beim Tempolimit durchgesetzt. Das ist irrelevant, weil die Energiepreise so stark steigen werden, das Individualmobilität tendenziell
    unbezahlbar wird. Bauernopfer der Grünen
  • Bezahlen müssen all das jene, die noch Mehrwerte schaffen
  • Angesichts der Vorhaben ist weder das Versprechen, keine Steuern zu erhöhen noch die Einhaltung der Schuldenbremse realistisch
  • Steuer- und Abgabenerhöhungen werden schneller kommen, als wir alle glauben (CO2-Steuer steigt bereits wieder im Januar 2022)

Der am Ende ausgehandelte Koalitionsvertrag wird noch so manche Kröte enthalten.

Mein erstes Fazit

Die Rettungsgenossen wollen die Genehmigungsverfahren rettungstechnisch durchregierbarer machen. Deutschland soll überdacht und übermühlt werden. Auch das wird unsere energetische Fragilität nicht heilen und von lebenswert sind Land und Leute dann noch weiter weg. Ich pfeif drauf.

Deutschlands Bevölkerung, oder das, was von ihr übrig ist, soll endgültig auf grünmultikulturelle Norm gebracht werden. Auch da pfeif ich drauf.

Statt Deutschland tatsächlich wetterfest zu machen, werden die Gernekoalitionäre dieses Land inmitten der Europäischen Union zum Blatt im Winde destabilisieren. Darunter werden die EU und der statistische 30-Jahreswetterwert, Klima genannt, leiden. Ein Deutschland, welches sich auf diesem Weg selbst aus dem Rennen nimmt, wird zum Pflegefall und kann anderen keine Pflege angedeihen lassen.

Merchandising
Wie sagt es Fritz Vahrenholt sinngemäß? Deutschland muss seinen energetischen und wirtschaftlichen Standort stärken, muss seine Spitzenleistungen aus der chemischen Industrie, aus dem Automobilbau, aus der Schwer- und Leichtindustrie weiterhin zu Exportschlagern machen. Viele andere Staaten werden den Globus mit ähnlichen, aber unter unvergleichlich schlechteren ökologischen Rahmenbedingungen hergestellten Produkten überschwemmen.

Sehr interessant wird, was die Gernekoalitionäre nicht beschließen

Der Knall-auf-Fall-Rückzug Deutschlands 2011 war kein Bestandteil einer Koalitionsvereinbarung. Der wurde nach dem Seebeben vor Fukushima einfach beschlossen. Obwohl die damalige Union/FDP-Koalition kurz vorher das Gegenteil ins Gesetzblatt gebracht hatte. Frau Merkel orchestrierte plötzliche Alternativlosigkeit. Die Herde folgte.

Ebenfalls kein Gegenstand einer Koalitionsvereinbarung war die 2015/16 und faktisch bis heute anhaltende Völkereinwanderung aus archaischen Regionen. Frau Merkel orchestrierte die historisch einschneidende Wendung. Die Herde folgte nicht nur, viele Herdengenossen freuten sich frenetisch auf die damit einhergehenden Veränderungen Deutschlands.

Die Propagandaschlacht gegen die Diskussion um die unkontrollierte Zuwanderung war ebenfalls nicht Teil einer Koalitionsvereinbarung. Sie wurde sogar dem Anschein nach mit Erfolg noch immer geschlagen. An ihre Stelle trat die ökoreligiöse Weltrettung als orchestriertes Dauerthema. Schuldbewusste und willfährige Sekundanten aus 2015 gab es hierfür genügend: “Schnell weg von der angerichteten Zuwanderungskatastrophe, hin zur Welt von 2100!“ Geschickt eingefädelt. Die heutigen Zeitgenossen werden nicht die der Zukunft sein. Persönliche Verantwortung wird dann nicht nachgefragt werden.

Beispiele dieser Art gäbe es noch zur Genüge. Zu prognostizieren ist an dieser Stelle: Auch diese kommende Koalition wird nichtsondierte weitere große Probleme schaffen, die sie dann mit Michels Hilfe heilen möchte.

Ach so: Glaube niemand, dass die Vereinbarungen real zum Null-Tarif kommen werden! Ohne Steuer- und Abgabenerhöhungen zu den ohnehin längst im Gesetzblatt stehenden ist das alles nicht zu haben. Das ist dann alternativlos. Frau Merkel lässt noch lange grüßen.

Die Herde wird noch lange folgen. Es sei denn, die Gelbwesten kommen. Was wiederum ein präventives Argument für die Infektionsschutzgesetze ist. Mit Maske ist schlecht demonstrieren.

Die mögliche Koalition von Grünen und FDP mit der SPD, in dieser Reihenfolge, hat die Fichten bereits gepflanzt, hinter die sie uns zu führen gedenkt. Ich pfeif auf diese Koalition.

Ein Abschlußgedanke

Wer die Welt anhalten oder umarchitektieren möchte, möge sich mit Dioklatian befassen. Es kann nicht schaden. Diese Abhandlung von Höskuldur Marselíusarson zu Kaiser Dioklatians Höchstpreisedikt von 301 u.Z. fand ich auf Facebook (eine Maschinenübersetzung):

Die berühmteste Episode von Preiskontrollen in der römischen Geschichte war die während der Herrschaft von Kaiser Diokletian (A.D. 244-312). Er bestieg 284 in Rom den Thron. Fast sofort begann Diokletian, riesige und finanziell teure Staatsausgabenprojekte durchzuführen.
[…] Als die Steuern nicht mehr genug Einnahmen erzielten, um all diese Aktivitäten zu finanzieren, griff Emperor Diokletian auf eine Devasion der Währung zurück. Der Metallgehalt von Gold- und Silbermünzen würde reduziert und sie von der Regierung neu aufgelegt werden, mit der Behauptung, ihr Metallwert sei der gleiche wie vorher. Die Regierung verabschiedete Gesetze über gesetzliche Zahlungsmittel, die römische Bürger und Untertanen im ganzen Reich verpflichteten, diese geschütteten Münzen zu dem höheren Wert zu akzeptieren, der auf den Gesichtern jeder Münze gestempelt wurde.
[…] Aber das Schlimmste kam noch. Im Jahr 301 wurde das berühmte Edikt von Diokletian verabschiedet. Der Kaiser legte die Preise für Getreide, Rindfleisch, Eier, Kleidung und andere auf dem Markt verkaufte Artikel fest. Er setzte auch die Löhne der in der Produktion dieser Waren Beschäftigten fest.
[…] Die wirtschaftlichen Auswirkungen waren so katastrophal für die römische Wirtschaft, dass Diokletian vier Jahre nach der Verabschiedung des Edikts unter dem Vorwand „schlechter Gesundheit“ abdankte  – ein Euphemismus in der Geschichte, der widerspiegelt, dass, wenn der politische Führer nicht zurücktritt von Macht, andere ihn entfernen werden, oft durch Attentat. Und obwohl das Edikt nie formell aufgehoben wurde, wurde es bald zu einem toten Brief, kurz nachdem Diokletian den Thron verlassen hatte.  

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut!

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Gunter Weißgerber war Montagsdemonstrant in Leipzig, Mit-Gründer der Ost-SPD und saß dann 19 Jahre für die SPD als Abgeordneter im Deutschen Bundestag. 2019 trat er aus der Partei aus. Der gelernte Bergbauingenieur ist heute Publizist und Herausgeber von GlobKult. Im Internet zu finden ist er unter www.weissgerber-freiheit.de. Dieser Beitrag ist zunächst auf www.weissgerber.-freiheit.de erschienen. Demnächst erscheint der Magyar Nemzet.

Bild: Shutterstock
Text: Gast

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