Demonstrationen auch über Weihnachten Bericht von der #friedlichzusammen-Demo in Berlin

Von Mario Martin

Die Demos gegen die Corona-Politik rissen auch über Weihnachten nicht ab. Europaweit sind am 25. und 26.12. tausende Menschen aus Protest auf die Straße gegangen. Demonstrationen an Weihnachten sind eine absolute Seltenheit.

#friedlichzusammen in Berlin

Am 26.12. wurde nach längerer Zeit auch wieder in Berlin eine regierungskritische Demo zugelassen. An der Demonstration beteiligten sich mehrere hundert Menschen. Friedlich demonstrierten sie bei Minusgraden und schönstem Sonnenschein für ihre Grundrechte und eine freie Impfentscheidung. Die 31. Einsatzhundertschaft der Polizei begleitete die Demonstration friedlich und kooperativ. Der Umzug führte durch die Bezirke Charlottenburg, Schöneberg und Mitte.

Die Teilnehmer waren bunt gemischt. Die meisten Teilnehmer können dem bürgerlichen Lager zugeordnet werden. “Mitte der Gesellschaft” beschreibt die Teilnehmer vermutlich passend. Aber machen Sie sich selbst ein Bild des Demonstrationszuges:

Auch ein Gegendemonstrant wurde an der Strecke gesichtet:

Ein Gegendemonstrant am Wittenbergplatz in Berlin am 26.12.21.

Die Anwohner waren den friedlichen Demonstranten weitestgehend wohlgesonnen. Konflikte wurden nicht beobachtet.

Die Demo war von Schauspielern und Initiatoren der Aktion #allesdichtmachen organisiert worden. Die uns freundlicherweise zur Verfügung gestellte Abschlussrede der Schauspielerin Miriam Stein wollen wir hier veröffentlichen:

Das ist mein zweiter Versuch, eine Rede zu schreiben, denn die erste hat so geklungen, als hätte ich Lösungen parat. Und ehrlich gesagt habe ich die gerade leider nicht. Ich stehe heute nur hier, weil ich wirklich nicht mehr weiterweiß. Ich schaue Euch an und sehe Eure Gesichter nicht, weil Ihr Masken tragen müsst, damit wir heute überhaupt auf die Straße gehen dürfen. Und selbst das hat beim letzten Versuch, die Demo durchzubekommen, nicht gereicht. Also ja, ich stehe hier, weil ich hoffe, Eure Gesichter bald wieder sehen zu dürfen. Ich fasse es nicht, in welcher Geschwindigkeit sich unsere Welt, unser Leben in dieser kurzen Zeit verändert hat.

Wie angstgesteuert wir alle geworden sind. Jeder auf seine Art.

Die einen haben Angst vor Corona, die anderen vor der Impfpflicht. Manche haben Angst vor den Ungeimpften, viele haben Angst ihren Mund aufzumachen oder Angst vor der Regierung, und ich habe Angst vor dem Schlechten, was all die Maßnahmen zur Zeit in uns Menschen zum Vorschein bringen. Es macht mir Angst, wenn ich sehe, wie wir uns instrumentalisieren lassen. Wie wir uns gegenseitig kontrollieren. Ob die Maske richtig sitzt, ob man zu viele Leute eingeladen hat, ob man wirklich geimpft oder genesen ist und somit eintreten darf. Wie wir nicht mehr aufeinander vertrauen, sondern einfach Regeln befolgen, weil die Regeln da sind, so oft sie sich auch ändern und so sinnfrei viele davon auch sein mögen.

Das alles macht mich traurig und manchmal auch wütend. Aber ich will nicht wütend sein, ich will tolerant sein. Ich will die Menschen so respektieren, wie sie sind, und das Gleiche erwarte ich mir von meinem Gegenüber auch. Aber genau das ist aktuell so schwierig, weil sich manche Ängste diametral gegenüberstehen. Weil Zahlen so unterschiedlich wahrgenommen oder dargestellt werden, und ja, weil jeder Mensch vielleicht ein anderes Sicherheitsbedürfnis hat.

Aber auch das muss doch möglich sein in einer freien Gesellschaft, dass ich das selbst definiere, wie viel Sicherheit ich haben möchte, oder eben nicht.

Es geht für mich schon lange nicht mehr um die Frage Geimpft oder Ungeimpft, sondern es geht darum, wie wir gemeinsam leben wollen.

Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der die Angst regiert? In der wir die absolute Sicherheit, das Null-Risiko haben wollen? Oder schaffen wir es, ein wenig loszulassen, anzuerkennen, dass es ein freies Leben mit Nullrisiko noch nie gegeben hat und auch nie geben wird.

Ich will, dass meine Kinder selbstbestimmt, in einer freien, liberalen Gesellschaft aufwachsen dürfen. Mit Politikern und Politikerinnen, die sich für die Meinungsfreiheit einsetzen, die den wissenschaftlichen Diskurs fördern, statt ihn zu unterbinden, die in ein gesamtheitliches Gesundheitssystem investieren, anstatt nur auf die Pharmaindustrie zu setzen, und die versuchen, BürgerInnen in einer Notsituation ihre Ängste zu nehmen, anstatt Angst zu schüren und sie hochzuhalten. Das ist nämlich etwas, das ich den Politikern wirklich vorwerfe. Dass sie uns absichtlich Angst machen, mit Hilfe einiger Medien.

So unterschiedlich unsere Ängste auch sind, wir müssten sie nicht haben, wenn man anders mit uns umgegangen wäre. Aber jetzt haben wir alle unsere Ängste, und die Politik ist nicht gewillt, sie uns zu nehmen. Das müssen wir selber tun.

Ich tue das, indem ich heute hier stehe, gemeinsam mit Euch, und versuche aktiv zu werden. Und es ist absurd, wie sehr man überlegen muss, wie man überhaupt aktiv werden darf, da man so schnell diffamiert wird. Aber ich kann nicht stumm zusehen, wie unsere Freiheit verloren geht.

Ich habe mir monatelang anhören müssen, dass meine Ängste absurd und unbegründet sind. Nein, Kinderimpfungen wird es nicht geben, wozu auch? Wie kommst du darauf, dass man seinen Job verlieren könnte nur weil man nicht geimpft ist? 2G nein, testen ist doch sogar besser; eine Impfpflicht, quatsch! Leider sind meine Ängste bereits fast alle real geworden.

Vielleicht ist gerade ein wichtiger Prozess im Gange. Vielleicht waren wir zu lange unpolitisch, zu faul, zu träge, zu gutgläubig, haben zu viel einfach geschehen lassen, zu viel auf unser blödes Smartphone gestarrt, anstatt uns anzulächeln in der S-Bahn, als das noch möglich gewesen wäre.

Vielleicht müssen wir jetzt anfangen, selbst zu gestalten, wie wir miteinander leben wollen. Wir müssen mutig sein und aufhören zu schweigen, wenn wir Ungerechtigkeit sehen.
Wir können es doch noch schaffen, die Gräben zu überwinden, die gerade zwischen uns gezogen werden.

Ich weiß, und Ihr wisst es auch, sonst wärt Ihr nicht hier, dass es rote Linien verdammt nochmal gibt.

Meine Mama hat immer gesagt: “Die Freiheit eines Menschen hört da auf, wo die eines Anderen beginnt. Und das finde ich auch. Aber meine und Eure Freiheit hört nicht da auf, wo die Angst eines Anderen beginnt.

Lasst uns gemeinsam friedlich zusammen mehr werden. Danke.

Demos am 1. Weihnachtsfeiertag

Am 25.12. fanden in Deutschland ebenfalls Demonstrationen u.a. in Düsseldorf, Flensburg, Regensburg statt. Mit rund nach offiziellen Angaben 2.000 Teilnehmern waren am Samstag in Düsseldorf die meisten Menschen auf der Straße.

Wie immer können wir keine Garantie für die Echtheit der Aufnahmen übernehmen.

Auch in Koblenz wurde am 1. Weihnachtsfeiertag demonstriert. Rund 600 Menschen waren laut offiziellen Angaben an der Demonstration beteiligt, während etwa 15 Gegendemonstranten gezählt wurden. Die Polizei setzte Pfefferspray gegen mehrere Demonstranten ein.

Ebenso in Flensburg und Regensburg:

Auch in Köln demonstrierten Menschen:

Im sachsen-anhaltinischen Teuchern hielt der Bürgermeister Marcel Schneider eine Rede zu den Demonstranten und sprach von der längst überschrittenen roten Linie. Er stimme den Demonstranten nicht in allen, aber in vielen Punkten zu. “Die rote Linie wurde überschritten, es gibt aktuell keine demokratischen Verhältnisse”, sagte Schneider. Er sei nicht mehr bereit, dies hinzunehmen.

Demos am 2. Weihnachtsfeiertag

Auch in anderen Städten wurde am 26.12. demonstriert. In Schweinfurt nahmen mehrere hundert Menschen an einem Aufzug teil. Leider blieb es dabei nicht friedlich. Die Polizei setzte Pfefferspray gegen einige Demonstranten ein, woraufhin ein Kind getroffen wurde. Aber es kam noch zu weiteren unerfreulichen Szenen. Hier schlagen Polizisten enthemmt auf Teilnehmer ein:

Nicht nur in Deutschland wurde demonstriert. Aufnahmen aus Paris, Brüssel, Wien, Steyr, Tiflis, Valencia, Barcelona und dem israelischen Raʿanana folgen:

Zum Schluss noch ein Bonus aus dem winterlichen Berlin mit dem Sänger und Gitarristen Atti Larkin:

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Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Mario Martin ist Ökonom und arbeitet als Software-Projektmanager in Berlin.

Bild: privat
Text: mm

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