Ich verstehe jeden, der in diesen finsteren Zeiten der Zensur-Kultur (Cancel-Kultur) und des politischen (Größen-)Wahns resigniert und sich zurückzieht – etwa, wenn ihn wieder einmal eine Sperre erwischt, ob bei Youtube, Facebook oder Twitter. Die Versuchung ist groß – das erlebe ich am eigenen Leib. Aber es lohnt sich, nicht aufzugeben. Am Donnerstag hat mich Facebook für 30 Tage gesperrt und für 60 Tage meine Posts „heruntergestuft“. Mit anderen Worten: Einen Monat lang ein Maulkorb ohne die Möglichkeit, meine mehr als 100.000 Abonnenten zu informieren, warum ich plötzlich nicht mehr mit ihnen kommuniziere. Und danach Betonklötze an den virtuellen Beinen.
Auslöser für die Sperre: Ein Video von einer brutalen Auseinandersetzung unter Jugendlichen in der beschaulichen badischen Kleinstadt Weinheim an der Bergstraße (hier finden Sie meinen Text dazu, hier das Video selbst). Versehen hatte ich das Video mit diesem kurzen Text:
Netzfund im „besten Deutschland aller Zeiten“. Schreckliche Szenen brutaler Jugendgewalt in Weinheim an der Bergstraße. Ebenso erschütternd: Die (Nicht-)Reaktion der Passanten. Es gab keinen einzigen Notruf. Sind wir inzwischen zu faul und/oder zu feige, um wenigstens zum Hörer zu greifen, wenn wir Zeugen von Gewalt werden? Ich bin echt erschüttert!
Facebook bestätigte mir zunächst explizit, dass weder Text noch Video gegen die so genannten „Gemeinschaftsstandards“ verstoßen. Weil es „sensible Inhalte“ seien („Auf dieses Video könnten einige Personen sensibel reagieren“), werde aber das Bild ausgeblendet.
Sei’s drum.
Kurz darauf dann das genaue Gegenteil: Der Post verstoße doch gegen die Gemeinschaftsstandards. Und deshalb werde er gelöscht und ich gesperrt.
Anstifter: Die Bundesregierung
Solche Entscheidungen trifft der US-Konzern nicht selbst. Er hat die Zensur, angestachelt vom „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“, also der Regierung, im „Outsourcing“ an Dritte vergeben. In Deutschland sind das unter anderem der Bertelsmann-Konzern bzw. Firmen, die zu diesem gehören. Konzern-Übermutter Liz Mohn war bzw. ist eng mit Angela Merkel verbunden. Man ist sozusagen unter sich. Ein Freund aus Osteuropa drückte es sehr markant aus: „Facebook lässt auf seiner Seite von Linksradikalen zensieren.“
Ich habe mich gegen die Zensur gewehrt. Und sofort eine Abmahnung schicken lassen. Und siehe da – auf einmal konnte ich heute wieder auf meine Seite. Die Sperre ist aufgehoben, Facebook entschuldigte sich.
Sechs Tage Zensur und Maulkorb, widerrechtlich. In klarer Verletzung der deutschen Rechtssprechung – der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass Facebook nicht ohne vorherige Warnung sperren darf. Aber was kümmert den US-Konzern und seine deutschen Zensoren die Rechtssprechung?
Für mich stellt sich die Frage: Wie mache ich weiter. Am liebsten würde ich Facebook ganz verlassen und gar durch Gettr ersetzen, das zensurfrei ist (hier meine Seite). Aber viele der mehr als 100.000 schrieben mir, dass sie technisch nicht versiert sind, mit Mühe und Not eine Facebook-Seite zum Laufen gebracht haben – und jetzt nicht (mehr) umsteigen möchten. Kann ich sie einfach hängen lassen? Nein, das würde mir widerstreben. Kann ich so weiter machen wie bisher? Geht auch nicht. Ich werde nach einem neuen Weg suchen. Etwa mehr Verweise auf Gettr bei Facebook.
Schikane und Wettbewerbsverzerrung
Aber nun zur zweiten guten Nachricht – die sich beinahe schon als Luftschloss entpuppte. Seit fast zwei Jahren hat Youtube mir die Monetarisierung verboten. Also ein Werbeverbot. Bei einer Seite mit mehr als 350.000 Abonnenten ist das extrem schmerzhaft und faktisch eine wirtschaftliche Schikane und Wettbewerbsverzerrung. Gestern dann plötzlich wie aus heiterem Himmel die Nachricht: Mein Kanal ist wieder für Werbung freigeschaltet. Große Freude meinerseits. Heute dann ein Livestream zur Feier. Und dann das: Statt den gesamten Kanal für die Werbung zu sperren wie bisher, werden jetzt einfach die einzelnen Videos reihum gesperrt – mit dem Hinweis, es fehle die „Werbeeignung“.
Selbst mein Feier-Livestream, in dem es weder um Corona noch andere „heikle“ Themen ging, wurde sofort geblockt für die Reklame – sehen Sie sich hier selbst an, ob Sie das für berechtigt halten. Die Taktik dahinter ist subtil: Offenbar will man die „Kunden“ erziehen, sich so harmlos zu äußern und so sparsam mit Kritik zu sein, dass Geld fließt. Ich verspreche Ihnen: Da spiele ich nicht mit. Ich rede, wie mir der Schnabel gewachsen ist. Und kritisiere, was ich für kritisierenswert halte.
Ich weiß – es sind bittere Zeiten, wenn man es schon als gute Nachricht auffasst, wenn die Daumenschrauben ein klein wenig gelockert werden. Andererseits – wenn man aufhört, das Positive zu sehen, wird man so wie all diejenigen, die verbiestert ihre Ideologie durchdrücken und uns alle erziehen und belehren wollen.
1000 Dank!
Unabhängig von Werbung zu bleiben und mich gegen Facebook und Co. zu wehren – das kann ich mir nur erlauben, da Sie, liebe Leserinnen und Leser, meine Arbeit unterstützten. Ich denke, es hat auch eine große Symbolwirkung, wenn man sich erfolgreich gegen die Zensur zur Wehr setzt. Es macht auch denen Mut, die weniger Möglichkeiten haben, ihr Recht durchzusetzen. Und hindert die Internet-Giganten und ihre Drahtzieher in der Politik daran, immer weiter zu gehen. Gut, „hindern“ ist wohl leider zu hoch gegriffen. Aber es bremst sie zumindest. Deshalb – Tausend Dank für Ihre Unterstützung. Ohne sie wäre alles nichts. Gemeinsam sind wir stark.
Bild: ShutterstockText: br