Von Kai Rebmann
Die Bilder von Armin Laschet (CDU) und seinem unglücklichen Lacher während eines Statements von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Flutgebiet sind den meisten wohl noch in bester Erinnerung. Das liegt nicht zuletzt auch daran, weil dieses Herumalbern des damaligen Kanzlerkandidaten der Union in den Tagen, teilweise sogar Wochen, danach von den Medien nach allen Regeln der Kunst breitgetreten und in Dauerschleife immer wieder thematisiert worden ist. Nicht wenige Analysten gehen davon aus, dass die Bilder aus dem Ahrtal Laschet die Kanzlerschaft gekostet und die Union auf die harte Oppositionsbank gezwungen haben.
Umso erstaunlicher ist der Umgang von weiten Teilen der Medien mit den Mitgliedern der aktuellen Bundesregierung, die sich seit ihrer Vereidigung Anfang Dezember 2021 einen peinlichen Bauchklatscher nach dem anderen leisten. Nun mag die größtenteils ausbleibende Berichterstattung über die infantilen Auftritte und Forderungen einer Emilia Fester (Grüne) noch einer Art „Welpenschutz“ geschuldet sein. Dass aber ein fern jeder wissenschaftlichen Evidenz und nicht selten im Alleingang agierender Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sowie eine schon mehr als einmal als Verfassungsfeindin aufgefallene Innenministerin Nancy Faeser (SPD) immer noch im Amt sind, grenzt an einen Skandal, der so wohl nur im „besten Deutschland aller Zeiten“ möglich ist. Zu verdanken haben die oben genannten und einige weitere „Spitzenpolitiker“ diesen Umstand nicht zuletzt wohl der Tatsache, dass sie von den regierungstreuen Leitmedien mit Samthandschuhen angefasst werden.
Die SPD-Minister und der „Champagner-Gate“ in Kiew
Anfang dieser Woche sind Innenministerin Nancy Faeser und Arbeitsminister Hubertus Heil nach Kiew gereist, um sich „vor Ort einen Eindruck von den Geschehnissen zu machen“, wie ein Sprecher des BMI erklärte. Zunächst lief der Besuch auch ganz nach dem vorgesehenen Protokoll ab. Faeser und Heil ließen sich medienwirksam ablichten, wie sie in schusssicherer Weste und mit sorgenvoller Miene durch den Kiewer Vorort Irpin gingen, um die mutmaßlichen Kriegsverbrechen von Putins Armee zu begutachten.
Nachdem die Fotos für die heimische Presse im Kasten waren, ging es für das Duo weiter zum Empfang in der Deutschen Botschaft in Kiew. Zuvor warfen sich Faeser und Heil aber noch in Schale und tauschten ihre Uniformen gegen festliche Abendgarderobe ein. Neben den beiden Bundesministern aus Berlin hatte die deutsche Botschafterin Anke Feldhusen auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko in ihre Residenz eingeladen. Die bei dieser Gelegenheit entstanden Fotos zeigen das Quartett in ausgelassener Stimmung und mit Sektgläsern in die Kameras winken. Wenn man es nicht besser wüsste, so könnte man beim Anblick dieser Bilder fast meinen, Russland hätte soeben den vollständigen Abzug seiner Truppen angekündigt.
Bei Twitter trendete kurz darauf der Hashtag „Kriegstourismus“.
Schau mal, da! Da knallt's wie an Silvester. Stößchen 🥂 #Kriegstourismus #FaeserRuecktritt #Faeser https://t.co/1RqcaPDGaO
— Hirnschluckauf (@Hirnschluckauf) July 26, 2022
CDU-Generalsekretär Mario Czaja kommentierte die Bilder vom Balkon der Deutschen Botschaft in Kiew wie folgt: „Was von der Zeitenwende übrigbleibt: Mit Champagner in der Hand einen Logenplatz ergattern: Sinnbild für die SPD-Riege der Scholz-Regierung. Bilder haben eine Wirkung – und die Wirkung dieses Bilds spricht Bände.“ Dabei sind diese Fotos nicht nur ein Sinnbild für die amtierende Bundesregierung, sondern zeichnen auch ein Sittengemälde der hiesigen Medienlandschaft. Wo bei Politikern anderer Parteien nach einem derartigen Lapsus wohl von einem „Champagner-Gate“ die Rede gewesen wäre und es Rücktrittsforderungen gehagelt hätte, springen Journalisten für die beiden SPD-Minister bereitwillig in die Bresche. So brachte etwa der Tagesspiegel-Redakteur Julius Betschka seine Verwunderung darüber zum Ausdruck, wie einige Twitter-Nutzer hier von einem „Polit-Skandal“ sprechen können. Betschka schreibt indes für denselben Tagesspiegel, der am 18. Juli 2021 der Meinung war, dass Armin Laschet mit seinem Lacher „Misstrauen in seine Fähigkeiten“ geweckt habe.
Unglaublich – die 180-Grad-Wende von Scholz in Sachen russisches Gas – hier seine Aussage aus 2021
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
Bild: ShutterstockText: kr
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