Normalerweise ist mir Schadenfreude fremd. Aber in diesem Fall kann ich sie kaum verbergen. Denn die Enttarnung, dass Handelsblatt-Korrespondent Mathias Brüggmann unter anderem Namen und oft mit angeklebtem Bart eine Art Doppelleben als SPD-Funktionär führte (siehe hier), hat auch einen Nebeneffekt: Sie entlarvt die Bundespressekonferenz.
Wie das, werden Sie nun vielleicht fragen.
Nach der Entlarvung Brüggmanns halten ihm wohlmeinende Genossen und Kollegen zugute, dass er ja beim Handelsblatt nur für Auslandsthemen zuständig war. Das ist tatsächlich so – im Impressum des Blatts wird er als „Internationaler Korrespondent“ geführt. Genau das entlarvt aber auch die Heuchelei und die doppelten Standards der Bundespressekonferenz. Denn in der ist Brüggmann Mitglied.
Wie das?
Und offiziell dürfen laut Satzung nur „Parlamentskorrespondenten“ in den elitären Club der Hauptstadtkorrespondenten. Zudem müssen sie „weit überwiegend über die Bundespolitik berichten“. Der Vorstand der Bundespressekonferenz wird nun entgegnen, auch Auslandsthemen hätten oft einen Bezug zur Bundespolitik. Aber „weit überwiegend“? Ein Blick auf Brüggmanns Artikel zeigt: ganz klar nein. Der Kollege ist auch eindeutig kein „Parlamentskorrespondent“. Und war es meines Wissens auch nie. Damit erfüllt er die Kriterien der Satzung nicht.
Wie sehr viele Mitglieder der Bundespressekonferenz. Allein bei meinem alten Arbeitgeber Focus kenne ich mehrere Kollegen, auf die diese Kriterien nie zutrafen und auch jetzt nicht zutreffen, und die ich nie in der Bundespressekonferenz gesehen habe. Auch Brüggmann war und ist dort nur äußerst selten zu sehen. Doch bei Kollegen, die wie der Sozialdemokrat beim Handelsblatt stramm auf rot-grüner Linie sind, oder einfach sehr selten oder überhaupt nicht vorbeikommen, nimmt die Bundespressekonferenz die eigenen Regeln nicht so genau.
Umgekehrt wurde meinem Freund Henryk M. Broder von der „Achse des Guten“ die Aufnahme verweigert – weil er, anders als Brüggmann und all die anderen einschlägigen Fälle – nicht die Kriterien erfüllte, ein „Parlamentskorrespondent“ zu sein. Auch jungen Kollegen von Tichys Einblick wurde die Aufnahme verweigert. Ebenso Florian Warweg – der ganz offen abgelehnt wurde, weil er nicht die richtige „Haltung“ hat. Möglich machte diese Ablehnung eine Satzungsänderung, die politische Korrektheit einfordert (mit dem Gummibegriff „sachliche Information“). Bei einem Verein, der ursprünglich dafür gegründet wurde, um auch kritischen Journalisten den Zugang zu Pressekonferenzen mit der Regierung zu ermöglichen.
Auch bei mir passte die „Haltung“ nicht – wie man mir in Vier-Augen-Gesprächen immer wieder vorhielt. Und mich zur „Mäßigung“ aufrief. Als ich mich widerborstig zeigte, wurde ich ausgeschlossen. Obwohl ich eindeutig „weit überwiegend über die Bundespolitik“ berichte und so viel über die Bundespressekonferenz schrieb wie kaum ein anderer (siehe hier). Begründung für den Ausschluss: Mein Wohnsitz war nicht mehr in Berlin. Auch andere Mitglieder haben den Wohnsitz teilweise viele Autostunden von der Hauptstadt entfernt – doch bei denen ist das kein Problem.
Doppelmoral bis zum Umfallen
Als ich vor Gericht zog gegen meinen Ausschluss, hat mein Anwalt auf all das hingewiesen – und auch die Namen der Kollegen erwähnt, die nie die offiziellen Voraussetzungen erfüllten und dennoch problemlos in dem elitären Verein bleiben dürfen, der längst zu einer Art Journalisten-Casting-Show für künftige Regierungssprecher verkommen ist.
Doch für Berlins Justiz zählt all das nichts. Die Entscheidung in beiden Instanzen wirkte auf mich rein politisch und wie eine Quadratur des Rechtsstaates (siehe hier und hier).
Wie hanebüchen die doppelten Standards der Bundespressekonferenz sind, hat bereits Burkhard Müller-Ullrich in einem Text auf meiner Seite süffisant aufgespießt (siehe hier).
Dass ausgerechnet die Entlarvung des „Felix Krulls“ aus dem Handelsblatt jetzt auch noch die Bundespressekonferenz quasi auf frischer Tat entlarvt, ist eine der wunderbaren Geschichten, die das Leben schreibt.
Ausschreibung zur Fahndung durch die Polizei, Kontenkündigungen, Ausschluss aus der Bundespressekonferenz: Wer in Deutschland kritisch berichtet, sieht sich Psychoterror ausgesetzt. Und braucht für den Spott der rot-grünen Kultur-Krieger nicht zu sorgen. Ich mache trotzdem weiter. Auch, weil ich glaube, dass ich Ihnen das schuldig bin. Entscheidend fürs Weitermachen ist Ihre Unterstützung! Sie ist auch moralisch sehr, sehr wichtig für mich – sie zeigt mir, ich bin nicht allein und gibt mir die Kraft, trotz der ganzen Schikanen weiterzumachen! Ganz, ganz herzlichen Dank im Voraus für Ihre Unterstützung, und sei es nur eine symbolische!
Aktuell sind (wieder) Zuwendungen via Kreditkarte, Apple Pay etc. möglich – trotz der Paypal-Sperre: über diesen Link. Alternativ via Banküberweisung, IBAN: DE30 6805 1207 0000 3701 71. Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich darum, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut.
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