Von Kai Rebmann
König Charles III. bekommt an diesem Wochenende endlich seine wohlverdiente Krone aufs Haupt gesetzt. Wer aber verhindert ist oder sich den Weg nach London aus anderen Grünen sparen will, kann stattdessen einen Trip nach München einplanen. Denn auch in der bajuwarischen Landeshauptstadt kündigt sich „royaler“ Besuch an: Die Drag Queen Vicky Voyage und ein Drag King mit dem vielsagenden Namen Eric BigClit kommen am 16. Juni in die Münchner Stadtbibliothek. Vervollständigt wird das woke Gespann durch die „trans* Jungautorin“ Julana Gleisenberg.
Aber was führt das Trio in den Freistaat? Unter dem Motto „Wir lesen die Welt, wie sie euch gefällt“ richten sich die Drag Royals und ihre Begleiterin mit allerlei Geschichten aus ihrer bunten Märchenwelt an ihr Publikum, in diesem Fall sind das Kinder ab 4 Jahren. Laut Veranstalter werden die Kinder mitgenommen „in farbenfrohe Welten, die unabhängig vom Geschlecht zeigen, was das Leben für euch bereithält und dass wir alles tun können, wenn wir an unseren Träumen festhalten!“
Geschlecht wird überschätzt
Können wir das? Können wir es wirklich einer Pippi Langstrumpf gleichtun und uns die Welt so machen, wie sie uns gefällt? Und das Ganze – natürlich – auch noch völlig „unabhängig vom Geschlecht“? Denn dieser Hinweis darf bei einer derartigen Ankündigung heutzutage natürlich nicht mehr fehlen. Man darf schon jetzt gespannt sein, was die Kinder im Vorschulalter von einem Drag King Eric BigClit (Google hilft bei der Übersetzung) womöglich zu hören bekommen werden.
Zu anderen Zeiten wären da wohl das Jugendamt und gegebenenfalls weitere Behörden sehr hellhörig geworden. Nicht so heute im buntesten Deutschland aller Zeiten, wo das Geschlecht bestenfalls noch als soziales Konstrukt gilt und die Frühsexualisierung von Kindern nicht zeitig genug beginnen kann.
Weiter heißt es in der Ankündigung, dass die drei Vorleser unter anderem von folgenden „Held:innen“ erzählen werden: „Jungs in Kleidern, Prinzessinnen mit ihrem eigenen Willen, den Farben Blau und Rosa, von Kaninchen und Füchsinnen, dem Entdecken der eigenen Freiheit und vielem mehr.“ Im Anschluss an die „farbenfrohe Leserunde“ dürfen sich die Kleinen offenbar noch mit den drei Protagonisten austauschen – oder umgekehrt!
Finanzierung durch Steuergelder
Man wird nun mit einigem Recht einwenden wollen, dass ja niemand zum Hingehen gezwungen wird. Richtig ist aber auch, dass Einrichtungen wie die Münchner Stadtbibliothek, in diesem Fall der Standort in Bogenhausen, zu ganz wesentlichen Teilen durch Steuergelder finanziert werden, wenn wie im vorliegenden Fall „Bilderbuchkino und Lesung für die ganze Familie (ab 4 Jahren)“ präsentiert werden.
So fließen zum Beispiel Mittel der Kulturstiftung zweckgebunden in die Kassen der Stadtbibliothek, um damit Projekte wie etwa „Bunt ist nicht genug“ zu fördern. Auf der Homepage heißt es dazu: „Die Stadtgesellschaft verändert sich, sie wird immer diverser. Wir wollen uns mit der Stadt verändern. Die Vielfalt der Menschen soll sich sowohl in der Belegschaft der Münchner Stadtbibliothek abbilden als auch in unserem Programm, also den Medien und Veranstaltungen.“
Vor diesem Hintergrund muss dennoch – oder erst recht – die Frage erlaubt sein, ob es für ein weitgehend durch öffentliche Gelder finanziertes Kulturprogramm für Vierjährige nicht altersgerechtere Themen und „Referenten“ gibt als eine Drag Queen Vicky Voyage oder einen Drag King mit einer offenbar besonders großen „Sie-wissen-schon-was“!?
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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