Von Kai Rebmann
So sehr man es sich auch vornimmt, nicht mehr über jeden Unsinn zu berichten, der den Woken que(e)r im Magen liegt – die bunte Welt da draußen macht alle guten Vorsätze im Handumdrehen zunichte. Der neueste Erguss der linksgrünen Szene kommt dieses Mal aber ausnahmsweise nicht aus Deutschland, sondern aus der Schweiz, genauer gesagt aus Luzern. Am Vierwaldstättersee müssen sich Partygänger gelegentlich auf einige Einschränkungen gefasst machen – jedenfalls die, die weiß und noch dazu heterosexueller Prägung sind.
Grund: Die woken Feier-Biester wollen gerne unter sich bleiben. Deshalb haben bei den sogenannten „Shut the fuck up“-Partys in Luzern nur noch People of Color (BIPoC), sprich Farbige, und Queere uneingeschränkten Zugang zur Tanzfläche. Alle anderen, sprich Weiße und Heteros, müssen bis zur Geisterstunde vor der Tür warten, ehe ihnen gnädigst Einlass gewährt wird. So geschehen zuletzt im Luzerner Neubad.
Man stelle sich eine solche „Hausordnung“ nur eine Sekunde lang unter umgekehrten Vorzeichen vor. Was nicht nur bei Lichte betrachtet ein riesiger Skandal ist, gilt in bunten Zeiten wie diesen als die normalste Sache der Welt. Nicht einmal die Opfer dieser offenen Diskriminierung scheinen es noch zu wagen, dagegen aufzubegehren. Die Schweizer Zeitung „20min“ nennt das Beispiel einer Gruppe „weißer cis Gäste“, die zu früh dran gewesen sei und deshalb angeblich „gerne noch“ bis Mitternacht gewartet habe.
Lautes Schweigen über Zahl der Gäste
Angie Addo ist eine der Veranstalterinnen dieser ganz speziellen Events – und gehört zu einer ganz besonderen Gattung. Die 31-Jährige ist nämlich nicht nur queer, sondern auch noch eine BIPoC. Das Prachtexemplar unter den Einhörnern in der Zentralschweiz wird wie folgt zitiert: „Im Ausgang in Luzern merkte ich einfach, dass ich die einzige BIPoC an Queer-Partys war und fragte mich, wo denn die anderen sind.“
Dieselbe Frage – wo sind denn die anderen? – hat sich womöglich schon Neil Armstrong gestellt, als er anno 1969 den Mond betreten hat. Zur Erinnerung: Selbst in einer Millionenstadt wie Hamburg gibt es ganze 31 Diverse. Die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen erscheint also deutlich aussichtsreicher, als abends in Luzern (80.000 Einwohner) per Zufall einer queeren BIPoC zu begegnen. Ziel sei es deshalb, so Addo, die beiden „Communities“ miteinander zu verbinden.
Tatsächlich wäre es gar nicht so uninteressant gewesen, zu erfahren, wie viele Queere und/oder BIPoC dieses exklusive Party-Angebot wahrgenommen haben. Aber: Darüber schweigen sich die Veranstalter aus und zwar so beharrlich, dass es schon wieder auffällig ist. Sollte man nicht davon ausgehen, dass Addo und ihre Mitstreiter es uns wissen lassen würden, wenn ihnen die Bude eingerannt worden wäre? Tun sie aus irgendeinem unerfindlichen Grund aber nicht!
Wenn Argumente zu hinken beginnen
Immerhin: Eine Gesinnungskontrolle findet bei den Partys offenbar (noch) nicht statt. Wer sich am Eingang als BIPoC oder queer zu erkennen gibt, muss dafür keinen wie auch immer gearteten Nachweis antreten. Das beteuert jedenfalls Angie Addo: „Wir überprüfen das ja auch nicht, ob sie queer sind. Wir weisen die Gäste einfach auf die Einlassregeln hin und wenn sie nicken, ist alles okay.“
Aber wie kommt man überhaupt auf so eine woke Schnapsidee? Addo behauptet: „Es gibt verschiedene Szenarien, weshalb sich die Menschen aus unserer Community auf gemischten Partys weniger sicher fühlen. Da ist etwa die trans Person, die schräg angeschaut wird und Angst haben muss, draußen beim Rauchen verschlagen zu werden.“ Wenn man es nicht besser wüsste – man könnte die Schweizer angesichts solcher Äußerungen glatt für ein Volk wilder Barbaren halten.
Und außerdem: Was passiert dann nach Mitternacht, also dann, wenn die „weißen cis Gäste“ eingelassen werden? Besteht die behauptete Gefahr von Prügelattacken dann nicht mehr? Und wenn nein, weshalb nicht? Fragen über Fragen, die nur allzu deutlich zeigen, wie sehr diese Argumentation hinkt.
Woke Wellen auch am Zürichsee
Spannen wir damit den Regenbogen von Luzern in den Kanton Zürich. Dort hat die Schulbehörde der Gemeinde Stäfa zum „Gender-Tag“ eingeladen. Wobei es das Wort „Einladung“, wie es in einer entsprechenden Mitteilung an die Schüler heißt, nicht ganz trifft. Denn der Gender-Tag sei „obligatorisch“ und finde „im Rahmen des normalen Schulunterrichts“ statt, wie die „Weltwoche“ erfahren hat. Mit anderen Worten: Es handelt sich um eine Pflichtveranstaltung.
Dieser Gender-Tag findet offenbar bereits seit zehn Jahren statt, so zumindest die Einlassung der Schulpräsidentin Daniela Bahnmüller (FDP), erstmals richtet sich die Einladung in diesem Jahr aber ausdrücklich an den „lieben Jungen*“ und das „liebe Mädchen*“. Nein, Sie haben sich nicht verlesen und die Gendersterne haben sich auch nicht verlaufen – sie wurden allem Anschein nach ganz bewusst gesetzt.
Bei der SVP Stäfa sorgten diese neuartigen – ja, was eigentlich? – Buchstaben, Satzzeichen, Umlaute oder was auch immer denn auch für Argwohn. Parteichef Lukas Bubb sieht darin einen Anhaltspunkt, „dass hier ideologisch-politische Inhalte vermittelt werden, die mit dem schulischen Lehrplan höchstens am Rande etwas zu tun haben.“
An solchen Befürchtungen ist aber nichts dran, behauptet zumindest die Schulbehörde. Auf entsprechende Nachfrage der „Weltwoche“ wurde den Kollegen versichert, dass den Schülern am Gender-Tag in erster Linie vermittelt werde, dass es die Geschlechter männlich und weiblich gebe.
Wofür so ein „Gender-Tag“ doch alles gut sein kann!? Jetzt muss sich wohl nur noch jemand finden lassen, der der Schulbehörde das auch abnimmt …
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Kai Rebmann ist Publizist und Verleger. Er leitet einen Verlag und betreibt einen eigenen Blog.
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