Von Kai Rebmann
Erst vor wenigen Tagen sorgte eine Schlägerei im unmittelbaren Anschluss an ein Spiel der C-Junioren für bundesweites Aufsehen. Drei Erwachsene waren dabei auf einen Jugendlichen losgegangen und hatten wie von Sinnen selbst dann noch auf ihr Opfer eingetreten, als dieses längst wehrlos am Boden lag. Der Situation vorausgegangen waren wohl wechselseitige Provokationen und ein vergleichsweise harmloses Handgemenge unter Spielern der beteiligten Mannschaften.
Solche Szenen sind auf deutschen Fußballplätzen leider schon lange keine Einzelfälle mehr, auch reitschuster.de musste in der Vergangenheit über Gewaltexzesse auf und neben dem grünen Rasen berichten. Auch in Bremen, dem kleinsten Verband unter dem Dach des DFB, gab es in den vergangenen Tagen „mehrere schwere Vorfälle“, wie der BFV auf seiner Homepage mitteilt.
Als Konsequenz aus dieser unschönen Serie wurden für dieses Wochenende sämtliche Fußballspiele von den D-Junioren im Amateurbereich aufwärts abgesagt. Die Partie des SV Werder Bremen gegen Borussia Dortmund am Samstagabend dürfte damit so ziemlich das einzige Spiel gewesen sein, das in der Hansestadt angepfiffen wurde.
Schläge, Tritte und Messer
Die Generalabsage geht auf „die zuletzt hohe Anzahl an Vorfällen auf den Sportplätzen im Verbandsgebiet“ zurück und beruht der Mitteilung zufolge auf einem vom BFV-Vorstand in einer außerordentlichen Sitzung gefassten Beschluss. Das damit einhergehende Spielverbot sei ein „klares Zeichen gegen Gewalt, Hass und Diskriminierung“ im Fußball.
Im Anschluss an ein Herrenspiel gab es demnach eine Rudelbildung, „in deren Verlauf es unter anderem zu Tritten gegen den Kopf und zum Ziehen eines Messers kam“, gibt der Verband einen Einblick in seine Beweggründe für die Generalabsage. Nach Informationen von reitschuster.de hat es sich dabei um die Partie Bremen United gegen die Reserve des Bremer SV in der Kreisliga B am Freitag (1. März) gehandelt.
Der BSV bezog dazu inzwischen wie folgt Stellung (Auszug): „Die Situation eskalierte dramatisch und es kam zu nicht tolerierbaren Gewaltausbrüchen. Seit Samstag sind wir im intensiven Austausch mit Bremen United und dem Bremer Fußballverband, um den gesamten Vorfall aufzuklären. Als Verein verurteilen wir jegliche Form von Gewalt zutiefst. Die beteiligten Personen wurden identifiziert und umgehend aus dem Verein ausgeschlossen.“ Im Internet kursieren seit einigen Tagen mehrere Videos der Massenschlägerei.
Der BFV schildert in seiner Mitteilung weitere Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: „In einem Spiel der C-Jugend liefen drei Zuschauer auf das Spielfeld und wollten auf einen Spieler der Gastmannschaft losgehen. Nur durch das beherzte Eingreifen des Heimvereins ist es hier nicht zu einer Eskalation gekommen.“
Zu guter Letzt bestätigte sich in einem weiteren Fall das unter Fußballern ohnehin bekannte Gesetz, dass es kaum ein undankbareres Ehrenamt gibt, als ein Spiel der „Alten Herren“ zu pfeifen. Der BFV teilt hierzu mit: „Schließlich kam es im Rahmen einer Partie der Ü32-Alt-Senioren zu diskriminierenden Äußerungen und Gewaltandrohungen gegenüber dem Schiedsrichter.“
Man sei nicht länger bereit, diese Zustände hinzunehmen, weshalb man hoffe, mit einem spielfreien Wochenende „stärker für das Thema sensibilisieren“ zu können. Gewalt und Diskriminierung dürften im Sport von niemandem geduldet werden und müssten klar ausgegrenzt werden, so der BFV.
Verbandspräsident Patrick von Haacke kündigte gegebenenfalls „notwendig werdende Folgemaßnahmen“ an und richtete sich in seinem Schlusswort an die übergroße Mehrheit der Fußballer in Bremen und Deutschland: „Uns ist bewusst, dass wir mit der Generalabsage auch viele Fußballerinnen und Fußballer treffen, die sich Woche für Woche fair und sportlich miteinander messen. Doch genau auch diese benötigen wir im gemeinsamen Schulterschluss gegen Gewalt und Diskriminierung.“
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