Weil kein Personal mehr da war: Rettungskräfte müssen in Altenheim anrücken Letzte Fachkraft rief in Berliner Einrichtung den Notdienst

Die Nachricht klingt wie ein Menetekel: In einem Berliner Altenheim war am Montagabend einfach kein Personal mehr da. Als der Dienst der letzten Fachkraft um 22:30 Uhr endete, konnte sie weder die Leitung des Altenheims noch den Bereitschaftsdienst erreichen. Sie wusste keinen anderen Ausweg, als den Notruf zu wählen. Daraufhin rückten Polizei, Feuerwehr und Katastrophenschutz in dem Seniorenheim an. Erst nach circa zwei Stunden gelang es dem Katastrophenschutzbeauftragten des Bezirks zusammen mit Feuerwehr und Polizei, einen Verantwortlichen zu finden, der die nötige Qualifikation hatte und übernehmen konnte.

In meinen Augen ist die Geschichte in mehrfacher Hinsicht symbolträchtig. Zum einen stellte sich die Frage, warum der Bereitschaftsdienst einfach nicht erreichbar ist – denn genau dazu ist er ja da, um jederzeit erreichbar zu sein.

Zudem muss die Frage erlaubt sein, warum die „letzte Fachkraft“ nicht selbst noch eine Weile weiter versuchen konnte, einen Verantwortlichen zu erreichen. Standen die überbürokratischen Arbeitszeitregelungen, ein Bürokratiemonster aus Brüssel, dem entgegen? Oder hat sie sich über diese hinweg gesetzt, und viel länger gearbeitet, als vorgesehen und zumutbar, und hatte deswegen einfach keine Kraft mehr?

Laut den Berichten über den Vorfall waren noch zwei Pflegeassistenten vor Ort. Die haben aber nicht die nötige Ausbildung, um zu übernehmen. Nur eine examinierte Fachkraft darf die Verantwortung für die 170 Senioren mit den Pflegegraden eins bis fünf auf sich nehmen.

Einerseits ist das sicher richtig. Andererseits muss man sich fragen, wie lange sich ein Land, in dem immer mehr nicht funktioniert, noch solche Regelungen aus der guten alten Zeit leisten kann. So sehr sie Sinn machen – wie lange bleiben sie noch realistisch?

Dabei ist die Meldung, wie gesagt, möglicherweise nur der Auftakt. „Der demografische Wandel wird in den nächsten Jahren gerade in der Pflege einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften hervorbringen“, schreibt die „Bild“ in einem Bericht über den Vorfall: „Laut Statistischem Bundesamt werden infolge der Alterung der Gesellschaft in Deutschland bis zum Jahr 2049 voraussichtlich zwischen 280 000 und 690 000 Pflegekräfte fehlen.“

In einem Land, das laut Schätzungen heute sage und schreibe vier Millionen Bürgergeld-Empfänger hat. In dem jedes Jahr rund 50.000 Jugendliche ohne jeden Abschluss die Schule verlassen. Und in dem teilweise Fachkräfte ihre Jobs verlassen, weil sie mit „bürgern“ und den damit verbundenen Vorteilen wie etwa Ermäßigungen sowie in vielen Fällen noch einem Hinzuverdienen durch Schwarzarbeit netto mehr herausbekommen, als wenn sie hart arbeiten.

Damit wir uns richtig verstehen: Dass Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, geholfen wird, ist richtig. Dass unser System aber regelrechte Anreize für „Bürgergeld-Karrieren“ schafft, ist ein Irrsinn. Ebenso wie die Tatsache, dass Kritik daran verpönt wird. Und dass jeder, der eine drastische, wirkliche Reform fordert, damit rechnen muss, als „Nazi“ diffamiert zu werden.

Thilo Sarrazin hatte recht: Deutschland schafft sich ab. Diejenigen, die sich selbst für unsere „Elite“ halten, klammern das konsequent aus und verdrängen es. Wie etwa Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Erst vergangene Woche stieß mir ein Text von ihm auf „Focus Online“ sehr negativ auf, in dem er sich über diejenigen lustig macht, die beklagen, dass immer weniger funktioniert in unserem Land.

Klar: Einer wie der CSU-Mann, dessen Vermögen auf 400 Millionen Euro geschätzt wird, hat das nötige Kleingeld, mit dem er um sich herum ein funktionierendes Umfeld schaffen kann. Diese Abgehobenheit ist leider geradezu typisch für unsere „Macher“ in Politik, Medien, Verbänden und Wirtschaft, die in vielen Fällen abgekapselt in den besseren Vierteln ihrer Städte leben und den Verfall Deutschlands nicht hautnah miterleben wie der Normalsterbliche. Zu Guttenberg wird auch nicht in ein normales Altenheim müssen, wo ihm Zustände wie die oben geschilderten und noch viel schlimmere drohen würden.

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