Ein Gastbeitrag von Thilo Schneider
Kennen Sie Lola Weippert? Nein? Müssen Sie die kennen? Auch nein? Sollten Sie aber. So ein bisschen. Jetzt werden Sie sie kennenlernen. Also: Eleonore Lola Naomi Weippert ist am 30. März 1996 in Rottweil geboren, sie ist also eine echte Rottweilerin. Das ist aber keines ihrer Talente, denn viele in Rottweil geborene Frauen sind Rottweilerinnen. Tatsächlich besteht das Talent von Lola Weippert darin, zwei recht ansehnliche Brüste zu haben, also quasi an jeder Seite eine. Die rüstige Endzwanzigerin moderiert für das Unterschicht-TV solch intellektuelle Glanzlichter filigraner deutscher Unterhaltung wie „Prince Charming“, „Temptation Island, Temptation Island VIP“ und noch einige andere Bumsshows, in der tätowierte Halbprimaten versuchen, ihre sekundären Geschlechtsmerkmale ineinander zu versenken. Kann man sich ansehen, wenn man unter den „Punischen Kriegen“ Reibereien zwischen Orangensaftherstellern versteht.
Daneben oder hauptsächlich betreibt die fesche Lola auch noch einen Instagram-Kanal, auf dem sie sich gerne mal mehr und mal weniger hüllenlos ihren 707.000 Fans zeigt, denn wer Nackig-Shows moderiert, der muss schließlich auch selbst a bissel was zeigen. Oder was glauben Sie, woher ich das mit den beiden Brüsten wusste?
Warum erzähle ich Ihnen das überhaupt? Es gibt Zig-Tausende von tätowierten Non-Player-Charakteren (kurz: NPC, das sind in Computerspielen die Figuren, die zwar nicht tätig werden, aber durch ihre immer gleichen Sätze entweder die Story vorantreiben, eine dämliche Aufgabe vergeben oder einfach für die „Atmosphäre“ sorgen sollen. „Ein schöner Tag zum Angeln, nicht wahr?“), die auf Instagram kostenlos die Hüllen fallen lassen, immer in der Hoffnung, Hollywood oder wenigstens „Asi-TV“ rufen an, um endlich die „Rolle des Lebens“ anzubieten. Aber mit der genannten Zahl an Leuten, die die Brüste der lasziven Lola anglotzen wollen, ist sie mit ihren geschätzt 60 Kilo schon ein 120-Pfund-Account in der Öffentlichkeit der sozialen Medien. Sie „influenzt“ sozusagen ihre Zuschauer.
'Das schrecklichste Video aller Zeiten'
Und eben diese Influenza Lola Weippert hat nach dem dämlichen Sylt-Video ein eigenes Video dazu gedreht und auf Instagram veröffentlicht: In knapper Unterwäsche hält sie schön die Glocken von Rottweil in die Kamera und berichtet völlig aufgelöst und tränenüberströmt, dass sie mit dem Handy-Mitschnitt der besoffenen Feierbiester auf Sylt das „schrecklichste Video aller Zeiten“ gesehen hat.
Wörtlich: „Nazis sind echt der Beweis, dass Gehirnversagen nicht immer zum Tod führt…“ (brav, so wollen wir das hören und sehen. Witzig!). Kurzer Sylt-Einspieler der Idioten. „Das sind so Momente, wo ich mich so schäme, so ´ne deutsche Kartoffel zu sein…“ (sich nackig auszuziehen und Prolls beim Rudelbums zu moderieren, ist nämlich das „Neue Normal“, dafür schämt sich die launige Lola nicht. Man muss ja sehen, wo man bleibt!). „Mit unserer Vergangenheit…“ (wie viel Vergangenheit kann eine 1996 Geborene haben?), „ey, wir haben so viel Scheiße gebaut…“ (Ich nicht. Wie sieht es mit Ihnen aus, lieber Leser?), „…und ich find des grauenvoll, wenn ich sowas sehe, dass es junge Menschen gibt, die sowas rufen und den Hitlergruß zeigen, what the fuck?“ (Ja, watt se fack. Weinen wir jetzt jedem Deppen auf dem Dorffest in Dippoldiswalde nach?) Schnitt. „Und des zeigt mir einmal mehr, wie wichtig es ist, wählen zu gehen…“ (Denn das verhindert besoffene Idioten auf Sylt. Irgendwie. Dochdoch.). „Es ist nicht so, dass es Jahrhunderte her ist, dass die Deutschen zwei Weltkriege angezettelt haben…“ (Nicht nur schön mit Brüsten, sondern auch noch in Geschichte bewandert, hörthört!), „…1915 bis 1918 und Neunsenhundertneununddreissisch bis Neunsenhundertfünfunfierzich…“ (Ja, doch, dicht dran, dicht dran!), „…also is wirklich noch nicht lange her!“ (im Vergleich zu Hamas/Israel aber schon!).
Wieder Schnitt. Die Geschichtsstunde mit Lolas Brüsten geht weiter: „Sechs Millionen Juden, die vergast wurden…“ (Aha, okay, das hat jetzt was genau mit Sylt zu tun?), „…das ist unsere Vergangeheit, das sind unsere Vorfahren, ich habe jüdische Vorfahren“ (Gibt die Wiki-Biographie nicht her, aber wenn sie es sagt. Also meint sie mit „uns“ augenscheinlich nicht sich selbst…), „…und das ist das Ergebnis? Wollt Ihr mich eigentlich verarschen?“ (Kann sein, aber wer hat denn angefangen, tränenreich im Sport-BH vor der Kamera zu lamentieren?) „…ich find des so schlimm…“ (Weit weniger schlimm scheint sie die Vergewaltigungsopfer auf den Pickup der Hamas zu finden, die unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durch Gaza gefahren wurden), „…wir sind alle Brüder und Schwestern auf dieser Welt…“ (Stimmt! Deswegen bezeichnen sich Hardcore-Islamisten ja auch gegenseitig als Brüder und Schwestern. Im Glauben.), „…wir ham desselbe Blut, wir sind Gäste auf dieser Welt…“ (Nur, dass die einen gerne Blut vergießen und das Gastrecht auf dieser Welt missbrauchen), „und es isn Privileg, es isn Sechser im Lotto, dass wir so privilegiert in Deutschland geboren sind…“ (Weswegen sich die launige Lola auch auf Insta ausziehen kann, ohne öffentlich ausgepeitscht zu werden), „…aber dass…, dass es Menschen vergessen und so ´ne Scheiße bauen und sagen, ich find des ganz grauenvoll!“ (Muss wohl so sein, sie heult voller Verzweiflung und Ehrfurcht vor den eigenen Fühlis, die Nacktschwester Lola, aber jetzt kommt die Rache! Obacht!).
„Also falls Ihr jemanden auf diesem Video kennt, bringt es bitte zur Anzeige oder schreibt´s mir, dann mach ich´s.“ (Das also ist sie, die sogenannte „Zivilcourage“)“…aber des darf nicht ohne Konsequenzen vergessen werden. Schämt Euch, wirklich.“ (Süß, nicht? Die Nackigendompteuse ruft andere zum Schämen bei gleichzeitiger Bitte um Denunziation auf). „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm…“ (bei Lola isses andersrum?).
So also hat die larmoyante Lola das „schrecklichste Video aller Zeiten“ der angesoffenen Pulli-über-den-Hemd-Träger, dieser Top-Nachricht der Tagesschau, tränenreich kommentiert.
Am Tag, als Stürzenberger und ein Polizist in Mannheim von einem „Bruder“ mit einem Messer attackiert wurde, hat Lola, die Influenzerin mit den Brust- und Tränendrüsen ebenfalls, aber das war wohl eher Zufall, ein Video veröffentlicht: Wie sie begeistert in der heimischen Küche Messer schärft. Folgen Sie ihr für mehr Geschichtsunterricht und praktische Life-Hacks. Im wahrsten Wortsinn.
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Thilo Schneider, Jahrgang 1966, freier Autor und Kabarettist im Nebenberuf, LKR-Mitglied seit 2021, FDP-Flüchtling und Gewinner diverser Poetry-Slams, lebt, liebt und leidet in der Nähe von Aschaffenburg. Weitere Artikel von Thilo Schneider finden Sie hier unter www.politticker.de. In der Achgut-Edition ist folgendes Buch erschienen: The Dark Side of the Mittelschicht, Achgut-Edition, 224 Seiten, 22 Euro.
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