Aufmerksame Leser wundern sich manchmal, warum ich so oft Berichte vom „Focus“ aufgreife. Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich 16 Jahre für das Magazin gearbeitet habe. Und man mit seinem alten Arbeitgeber eben oft noch eine emotionale Bindung hat. Insbesondere, wenn man die meiste Zeit einen guten und fürsorglichen Chef hatte. Doch dazu gleich mehr.
Heute tut es mir fast täglich im Herzen weh, was aus meinem alten, einst bürgerlichen Blatt geworden ist. Teilweise erinnert es an ein linkes Kampfblatt wie die „taz“. So schreibt etwa bei „Focus Online“ in einer Kolumne die stramm rot-grüne Ideologin Susan Arndt gegen die Stammleserschaft des Magazins an. Im April erklärte sie diese etwa zu Rassisten – und erläuterte, warum der Begriff „Mohr“ rassistisch sei und verschwinden solle – und warum man ihn nicht einmal mehr aussprechen darf. Gendern inklusive (siehe hier).
Warum schreibt eine Redaktion derart konsequent gegen ihr eigenes Zielpublikum an, frage ich mich nach vielen Beiträgen bei meinem Ex-Arbeitgeber, die zu lesen mich viel Überwindung kosten. Etwa als kürzlich dort wieder von „Forschenden“ und „Teilnehmenden“ die Rede war – worauf ich ausstieg. Wie kurz zuvor in einem anderen Beitrag, wo von „Anwohnenden“ die Rede war. Ich will nicht belehrt werden mit erhobenem Zeigefinger, sondern informiert. Es gibt Rechtschreibregeln in Deutschland. Warum setzt sich die Redaktion über diese hinweg?
„Täter meist jung und männlich: Zahl der Straßen-Überfälle in Deutschland steigt rasant“ schrieb „Focus Online“ erst kürzlich in einer Überschrift. Echt? Nur „meist jung und männlich“? Haben die Focus-Journalisten da nicht noch was vergessen bzw. verschweigen es?
„Noch ist nicht geklärt, ob Philippos totgeprügelt wurde oder den Verletzungen erlag, die vom Sturz mit dem Hinterkopf auf den Asphalt herrührten“, schrieb „Focus Online“ zur Tat von Bad Oeynhausen, wo ein 18-jähriger polizeibekannter Syrer einen 20-Jährigen brutal, bis zum Tod malträtiert hat und sogar im Gewaltrausch wie von Sinnen noch auf ihn einschlug, als er schon wehrlos auf dem Boden lag. Das ist in etwa so, als ob man nach einer Erschießung schreiben würde: „Noch ist unklar, ob die Kugel oder die inneren Verletzungen zum Tod führten.“
„Focus Online“ schaffte es auch, über die tödliche Attacke zu berichten und Konsequenzen zu fordern, ohne mit einem einzigen Wort auf die Täterbeschreibung (südländische junge Männer) einzugehen. Für wie doof halten die ihre Leser eigentlich?
Nach dem Attentat auf den Islamkritiker Stürzenberger Ende Mai in Mannheim hatte der „Focus“ offenbar massive Angst, Ross und Reiter zu nennen. Dazu drehte er absurde Pirouetten und schrieb: „Motiv unklar“. So als ob die Frisur von Stürzenberger der Anstoß gewesen sein könnte.
Im aktuellen Heft wird Donald Trump als Schreckgespenst hingestellt und groß mit dem „Project 2025“ in Verbindung gebracht, in dem von einer zweiten, konservativen „amerikanischen Revolution“ die Rede ist. Dass sich Trump explizit von diesem Projekt distanzierte, wird nur im Kleingedruckten beiläufig erwähnt – und als Schutzbehauptung dargestellt. Das ist schlichte Desinformation, mit der das Magazin seine Leser in die Irre führt.
Anja Maier ist die Tochter des SED-Funktionärs Wilfried Maier und Chefreporterin des Focus. Wobei diese Verwandtschaft reine Privatsache wäre – hätte man nicht den Eindruck, dass sie alte DDR-Positionen vertritt. Zu ihrer eigenen Mutter, ebenfalls aus der DDR-Nomenklatur, sagte sie in einem Interview: „Als junge Frau hast du nach dem Ende des Krieges versucht, ein demokratisches Land mit aufzubauen. Die DDR.“
Maier ging nach dem Mauerfall zur linken „taz“ und konnte dort ihre linken Positionen auch nach dem Ende der DDR ohne Unterbrechung weiter vertreten. Von 2012 bis 2018 war sie Vorstandsmitglied der Bundespressekonferenz – und galt als eine der Lieblingsjournalistinnen von Merkel. „Bei der Gründungs-Chefredaktion des Focus wäre so eine Linke nicht mal über die Türschwelle der Redaktion gekommen“, empört sich ein früherer Kollege.
Der neue „Focus“ betätigt sich auch immer wieder als Hilfspolizist. So nahm er auch noch die Schule von einem der Sylt-Gröler unter die Lupe. Als Nächstes wird dann wohl noch sein Kindergarten untersucht.
Hetze gegen die AfD feiert der „Focus“ tatsächlich als Mut (siehe hier). Ich könnte hier die Liste noch lange fortsetzen, aber ich will Sie nicht langweilen.
Warum ich all das schreibe? Weil mir gestern der Hut vom Kopf gefallen wäre, wenn ich denn einen tragen würde.
Im Chat mit Ex-Kollegen – mit vielen, die ebenfalls ausgeschieden sind, verbindet mich noch eine Freundschaft – erfuhr ich, dass es einen neuen Chef des Auslandsressorts gibt. Das Ressort, für das ich 16 Jahre arbeitete, Marc Brost, der Neue, kam direkt aus dem Bundespräsidialamt in die Redaktion – dort war er Leiter der Stabsabteilung „Politische Planung, Strategie und Reden“. Er wurde auch gleich noch Mitglied der Chefredaktion.
Sie tun nicht mal mehr so, als gäbe es eine Trennung von Politik und Medien.
Das ist schamlos und so dreist, dass einem einfach die Worte fehlen!
Im Chat mit den Kollegen bekam ich dann auch die Nachricht, dass die Verlegertochter Lisa Burda den einstmals bürgerlichen „Focus“ stramm auf ihren rot-grünen (Regierungs-)Kurs gebracht hat. In der Redaktion wünsche sie sich explizit mehr grüne und Frauen-Themen …
So, als gäbe es davon nicht in den anderen großen Medien genug. Und so, als würde der „Focus“ bei seinem Zielpublikum damit punkten.
Doch Ideologie hat Vorrang. Auch wenn sie in diesem Fall – wie so oft – suizidal ist für das Blatt. Von dem schon lange gemunkelt wird, dass es rote Zahlen schreibt – das der 84-jährige Verleger Hubert Burda aber als „sein Kind“ um jeden Fall am Leben erhalten will.
Aktuell liegt die verkaufte Auflage noch bei rund 240.300 Exemplaren – gegenüber Spitzenwerten von 716.500 Exemplaren in den 1990er Jahren. Dabei sind 101.500 E-Paper eingerechnet – die teilweise kostenlos zu haben sind. Die „harte Auflage“, also die verkaufte Auflage ohne Bordexemplare, Lesezirkel und stark rabattierte Verkäufe, liegt aktuell bei etwa 150.000.
So bitter. Vor allem, wenn man 16 Jahre dabei war.
Unter Helmut Markwort durfte man noch schreiben, was man dachte – auch wenn es dem Verlag überhaupt nicht gefiel. Markwort stärkte einem immer den Rücken – auch wenn er anderer Meinung war.
Was waren das noch für Zeiten!
Und wie undenkbar wäre das heute.
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