Apothekensterben: Wie die Politik den Gesundheitsstandort schwächt Warum das Apothekennetz in Deutschland immer weiter ausdünnt

Von reitschuster.de

In vielen deutschen Städten und Gemeinden werden die Wege zur nächsten Apotheke länger. Seit Anfang des Jahres mussten deutschlandweit 384 Apotheken schließen, sodass aktuell nur noch rund 17.187 Apotheken übrig sind. Im Jahr 2010 waren es noch 21.441. Dies ist kein zufälliger Rückgang, sondern das Ergebnis politischer Versäumnisse und eines zunehmenden Strukturwandels, der Apotheken unter enormen Druck setzt. Die flächendeckende Versorgung, einst ein Markenzeichen des deutschen Gesundheitswesens, wird zunehmend zur Herausforderung – und damit ein weiterer Beleg für das Standortversagen der Politik.

Die Betriebskosten für Apotheken sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Mieten, Energiekosten und vor allem Personalkosten machen es für viele Apotheker fast unmöglich, ihren Betrieb rentabel zu führen. Während die Kosten steigen, wurden die Honorare für Apotheken seit 2013 nur einmalig um drei Prozent angehoben – eine Erhöhung, die die allgemeine Kostenentwicklung kaum auffängt. Diese Kostenschere zwingt immer mehr Apotheken zur Aufgabe, da sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland weiter verschärfen.

Hinzu kommt der Fachkräftemangel: Viele junge Pharmazeuten zieht es eher in die Industrie oder ins Krankenhaus, da die Arbeitsbedingungen und Gehälter dort oft attraktiver sind. Inhaber von Apotheken, die Nachfolger suchen, haben daher zunehmend Schwierigkeiten. Die Zahl der Neueröffnungen sinkt dabei kontinuierlich: 2010 wurden noch 263 Apotheken eröffnet, 2015 waren es 154, 2018 nur noch 85, und 2022 gerade einmal 46. Im Jahr 2024 zeichnet sich mit voraussichtlich rund 48 Neueröffnungen ein ähnlicher Trend ab. Dieser Mangel an Wachstum zeigt, wie schwer es geworden ist, den Apothekenstandort Deutschland zu stärken und attraktiv zu halten.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sieht in dieser Entwicklung nicht nur eine Bedrohung für den Apothekenstandort Deutschland, sondern auch für die flächendeckende Gesundheitsversorgung. Besonders in ländlichen Regionen könnten bald Versorgungslücken entstehen, die viele Patienten besonders betreffen. Zum Vergleich: Während in Deutschland im Schnitt 21 Apotheken 100.000 Einwohner versorgen, liegt der EU-Durchschnitt bei 32 Apotheken.

Auch die Konkurrenz durch Versandapotheken verschärft den Druck auf stationäre Apotheken, die sich zumindest laut Eigenwerbung durch umfassende Beratung und persönlichen Kontakt zu Patienten auszeichnen. Online-Angebote mögen bequem sein, doch sie ersetzen nicht die oft dringliche und akute Versorgung, die vor Ort notwendig ist.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant Reformen, die Apothekern offiziell die Arbeit erleichtern sollen, darunter Maßnahmen zur vereinfachten Gründung neuer Apotheken. Doch viele Experten befürchten, dass diese Schritte an den eigentlichen Problemen vorbeigehen. Eine zentrale Änderung sieht vor, dass pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) den Apotheker verstärkt ersetzen können sollen, was nach Ansicht der ABDA zu einer „Entkernung“ des Apothekenberufs führen könnte.

„Das seit elf Jahren stagnierende Apothekenhonorar muss sofort an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung angepasst werden“, fordert ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und warnt davor, dass der eingeschlagene Kurs die Apotheken nicht stärkt, sondern ausdünnt. Die geplante Reform könnte den Gesundheitssektor weiter destabilisieren, indem die Qualität der pharmazeutischen Versorgung vor Ort gefährdet wird.

Das Apothekensterben ist ein Symptom für die tiefere Krise am deutschen Gesundheitsstandort – und für das generelle Standortversagen in Deutschland. Steigende Betriebskosten, fehlende politische Unterstützung und der Nachwuchsmangel lassen eine der wichtigsten Versorgungsstrukturen des Landes wanken. Ohne wirksame Maßnahmen, die den Apotheken direkt zugutekommen, drohen bald weitere, vielleicht sogar existenzielle Engpässe für die Patienten – eine Entwicklung, die sich in einem Land mit so hohem Anspruch an die Gesundheitsversorgung kaum rechtfertigen lässt.

Hier trägt Gesundheitsminister Karl Lauterbach – wie bei vielen anderen Themen in seinem Aufgabenbereich auch – eine entscheidende Verantwortung. Statt die Apotheken mit echten Reformen zu stärken, setzt er auf Maßnahmen, die die Strukturen weiter aushöhlen und die Versorgungsqualität senken könnten. In Zeiten explodierender Kosten und wachsender Herausforderungen riskiert Lauterbach so, eine der letzten wohnortnahen Versorgungsstrukturen weiter zu schwächen. Wenn die Regierung weiterhin untätig bleibt, werden am Ende die Patienten die Hauptlast tragen.

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