Die taz hetzt Korrektoren-Bestie auf Baerbock Baerbock - Schummellieschens Schummelleichen

Ein Gastbeitrag von Alexander Wallasch

Die Tageszeitung taz macht das ja ganz prima, sich am Abschreibe-Drama rund um Autorin Annalena Baerbock diesen Vorwurf, grün-populistisch zu sein, ein bisschen abzuschmirgeln: Nachdem das Blatt zuletzt verkündet hatte, es stehe nicht mehr hinter der Kanzlerkandidatin, Baerbock solle schleunigst dem Robert Habeck Platz machen, also ausgerechnet die taz die Quotenlösung aufkündigte, tritt jetzt ein Korrektor, also ein Tintenkiller des Blattes auf den Plan.

Der bienenfleißige taz-Korrektor und Wortnachschnüffler Matthias Fink – sonst ein stiller Genitivorgien-Auflöser – hat sich auf’s grüne Schummellieschen aus Hannover-Pattersen-Schulenberg gestürzt und mal geschaut, was noch so im Argen liegt in deren Buch „Jetzt – Wie wir unser Land erneuern“. Als Fink damit fertig war, war die genossenschaftliche taz begeistert und machte gleich mal eine ganze Seite in ihrer Wochenendausgabe frei.

Nein, nein, Fink hat keine weiteren Schummelleichen gefunden. Dafür hat die taz mit der Arbeit von Fink die nächste Raketenstufe Richtung Baerbock-Kanzlerschaft rückwärts gezündet: Jetzt geht es dem Lektorat der Autorin und den Ullstein-Verlagsfachleuten an den Kragen, getreu der taz-Arbeitsweise: Der Sumpf ist erst trockengelegt, wenn unser Herr Fink damit durch ist …

Warum das Ganze? Baerbocks Verlag Ullstein hatte hier den Mund ziemlich voll genommen: „Das Manuskript von Annalena Baerbocks Buch ist im Verlag sorgfältig lektoriert worden.“ Fink macht nun allerdings über eine ganze Seite der Zeitung klar, dass auch das in den Bereich der Märchen gehört bzw. das Lektorat der Ullsteiner den Korrektoren der taz nicht das Wasser reichen kann – auch hier daher eine große Schlamperei wie schon beim Co-Autor des Werkes der Noch-Kanzlerkandidatin?

Auch der heute bei der Welt beschäftigte Journalist Deniz Yücel war eine Weile bei der taz beschäftigt. Und Yücel wurde dabei – so scheint es jetzt – ein Verehrer der Arbeit einer Korrektoren-Qualitätskontrolle. Klar, diese Zunft im Verborgenen konnte zwar beim Spiegel die Relotius-Fälschungen nicht verhindern, aber die meisten Vielschreiber in solchen Redaktionen sind heilfroh, dass es diese Fleißarbeiter gibt.

Yücel also mit wohlwollendem Blick auf die Arbeit von Fink, die im selben Moment allerdings von Judith Liere, der stellvertretenden Ressortleiterin Kultur bei Zeit-Online auf wirklich arrogant-elitäre Weise und so gar nicht gemäß dem genossenschaftlichen Denken der taz diskreditiert wird.

Liere twittert: „Bewertet als nächstes ein Art Director die Covergestaltung? Die Fotochefin das Autorinnenporträt? Wann wird die Papierqualität analysiert? Was kann man da noch alles ausschlachten?“

Und Yücel wäre nicht Yücel, wenn er die Giftspritze nicht noch viel voller geladen hätte, als es die Frau von der Zeit könnte. Yücel ist sogar bereit abzudrücken und er macht das ganz wundervoll:

„Hallo, Frau Kollegin Liere, stellv. Ressortleiterin Kultur bei Zeit-Online. Vielleicht kommen noch ein Art Director und eine Fotochefin. Aber Sie und Ihr Standesdünkel müssen jetzt ganz stark sein. Denn am Ende wird ziemlich sicher die Putzkolonne übernehmen.“

Wumms! Aber damit nicht genug. Die Kirsche auf der Sahne kommt von ganz oben: Ulf Poschardt, Chef der Welt, hat auf Twitter schon seit Monaten eine Anti-Baerbock-Kampagne laufen und Yücel ist so etwas wie ein Freund, also übernimmt Poschardt gerne den Staffelstab, teilt den Kommentar seines Schützlings und setzt noch einen obendrauf:

Sixt und taz haben Baerbock den Wahlsieg geraubt.

Hier erinnert Poschardt an den neuen Sixt-Slogan „Sie verwenden ungern Eigenes?“ Dankbar, dass man an der Stelle nicht schon wieder „Alles nur geklaut“ von den Prinzen verwenden muss.

Jetzt aber endlich von den beiden Welt-Schlingeln abgewandt, zurück zum Helden des Tages, zum taz-Korrektor Matthias Fink und abschließend endlich und wenigstens auszugsweise dazu, was der gute Mann aus den Berliner taz-Katakomben am Buch zu bemängeln hat und „wie es um Fakten und Realitäten im „Jetzt“ bestellt ist“, wie die Wochenend-taz süffisant unter einem an dröge Korrekturbogen erinnernden, gestalteten Artikel Finks anmerkt.

Und der Fachmann Fink liefert auch auf herrliche Weise korinthenkackerig ab. Wer mit dem Spiegel-Urgestein Matthias Matussek befreundet sein darf, der kennt diese Geschichten aus dem Effeff, immer dann nämlich, wenn Matussek auf seinen Geburtstagsfeiern unvermeidlich von diesem ewigen Tauziehen mit der Spiegel-Dokumentation und dieser Hassliebe erzählt, also aus dem Nähkästchen plaudert.

Eine nie enden wollende Erzählung.

Matthias Fink verbessert Baerbock: Nein, ein „Platz“ wäre kein „Viertel“. Und er fragt: „Muss es nicht „beiderseits“ heißen? „Seiten des Atlantiks“ sind doch nur die Küstenstaaten.“ Ja, im Kontext mit dem Buch der Baerbock ist das zum Schreien komisch, was die Wochenend-taz da an Besserwissereien genüsslich über eine ganze Seite verschleppt.

Aber wohl auch nur in diesem Kontext. Denn auf der Meta-Ebene dokumentiert diese Vorgehensweise auch diese ganze Spießigkeit innerhalb einer grün-spießigen Dialektik – Baerbock wäre, so sie die Ausbildung dafür hätte, sicher auch eine tolle Korrektorin geworden. Nein! Baerbock IST schon eine, denn Korrekturen liegen den Grünen im Blut: Von der Sprache (beispielsweise zum Thema Gendergerechtigkeit) bis zur Korrektur gesellschaftlicher Missstände, der Korrektur des Klimas oder gleich der ganzen Welt!

Aber derweil weiter bei Matthias Fink, der sich Seite für Seite mit dem Rotstift im grünen Werk vorarbeitet und seine ätzenden Randnotizen macht, wo er beispielsweise bemängelt, jene Passage „klingt evtl. zu mechanisch-pädagogisch gedacht“ oder Fink macht sich lustig darüber, wo Baerbock (oder wer) „Schule, die lernt“ schreibt. Fink findet, dass klingt komisch und fragt Baerbock (oder wen): „Lernen die Kinder oder lernt die Schule als ganze?“ Nach weiteren Ausführungen zum Thema mahnt er gar: „Vorsicht bei diesem Beispiel!“

An einer weiteren Stelle im Buch führt laut Fink die schlechte Formulierung dazu, dass eine Aussage über Geflüchtete sich plötzlich gegen diese richten würde. Fink kommentiert: „Ganz böse Aussage!“

Auf irritierende Weise fast lyrisch-prosaische Sätze schreibt der taz-Korrektor der Baerbock da mit Rot ins grüne Klassenbuch: „Die meisten Pflanzen sind vor allem grün und werden im Winter braun. Passt das wirklich so gut zu dem, was mit „buntes Land“ gemeint ist?“ Annalena also im Sommer auf der Blumenwiese der Vielfalt unterwegs, während der taz-ler da unten in seinem Korrkturenkeller nur noch das Herbstlaub abzählt? Oder abmisst? Oder … egal …

Und last-but-not-least noch zur schönsten Stilblüte, die Matthias Fink aus dem unter dem Autorennamen „Annalena Baerbock“ veröffentlichten Buch „Jetzt“ herausgepflückt hat: Baerbock schreibt von einem Besuch in einem Triebwerksunternehmen in Berlin-Ludwigsfelde. Aber Mist für Baerbock, Ludwigsfelde, das recherchiert der fleißige Fink, ist eine selbstständige Stadt, es  gibt — prust, kicher — gar kein Berlin-Ludwigsfelde! Das könne doch passieren? Eigentlich schon. Aber das nicht zu Berlin gehörende brandenburgische Ludwigsfelde gehört zum Bundeswahlkreis 61. Und das ist der Wahlkreis von Annalena Baerbock.

Diejenigen, die selbst wenig haben, bitte ich ausdrücklich, das Wenige zu behalten. Umso mehr freut mich Unterstützung von allen, denen sie nicht weh tut! Bitte beachten Sie die neue Bankverbindung (wegen Konto- kündigung durch die N26): DE70 6003 0100 0012 5710 24.

[themoneytizer id=“57085-3″]

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich schätze meine Leser als erwachsene Menschen und will ihnen unterschiedliche Blickwinkel bieten, damit sie sich selbst eine Meinung bilden können.

Alexander Wallasch ist gebürtiger Braunschweiger. Er schrieb schon früh und regelmäßig für Szene-Magazine Kolumnen. Wallasch war 14 Jahre als Texter für eine Agentur für Volkswagen tätig – zuletzt u. a. als Cheftexter für ein Volkswagen-Magazin. Über „Deutscher Sohn“, den Afghanistan-Heimkehrerroman von Alexander Wallasch (mit Ingo Niermann) schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung: „Das Ergebnis ist eine streng gefügte Prosa, die das kosmopolitische Erbe der Klassik neu durchdenkt. Ein glasklarer Antihysterisierungsroman, unterwegs im deutschen Verdrängten.“

Bild:
Text: Gast
[themoneytizer id=“57085-2″]

Mehr von Alexander Wallasch auf reitschuster.de

[themoneytizer id=“57085-1″]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert